Gelsenkirchen. . Schalkes Musterschüler Roman Neustädter glänzt beim Revierklub schon seit Saisonbeginn als technisch und taktisch starker Mittelfeldstratege. Deshalb lud ihn Bundestrainer Joachim Löw jetzt zum Länderspiel in den Niederlanden ein. Er ist die naheliegende Lösung für die Probleme der DFB-Elf.

Nach dem 2:2 am Dienstagabend gegen den FC Arsenal wurde Roman Neustädter gefragt, ob sich Bundestrainer Joachim Löw schon mal bei ihm gemeldet habe. „Nein, warum?“, fragte Schalkes defensiver Mittelfeldspieler fast erstaunt zurück und ersparte sich eine Forderung: „Ich glaube, dass die Nationalmannschaft gerade auf dieser Position sehr gut besetzt ist. Ich werde aber weiter Gas geben.“ Nun war dem 24-Jährigen ausgerechnet an diesem Abend ein für ihn ganz seltener folgenschwerer Fehler vor dem 0:1 unterlaufen, aber nicht nur deshalb gab sich Roman Neustädter lieber bescheiden: Er ist einfach so.

Joachim Löw schätzt solche Typen. Spieler, die nicht auf den Putz hauen, sondern Leistung sprechen lassen. Deshalb hat er Roman Neustädter erstmals zur Nationalmannschaft eingeladen: für den Klassiker am Mittwoch gegen die Niederlande in Amsterdam.

S04-Trainer Stevens stellt seinem Musterschüler ein perfektes Zeugnis aus

Der gebürtige Ukrainer, der als Vierjähriger mit seiner Familie nach Deutschland kam, hat sich diese Nominierung durch eine erstaunliche Konstanz verdient: Schon in der vergangenen Saison gehörte er zu den Anschiebern des Aufschwungs von Borussia Mönchengladbach, und der Wechsel nach Schalke hat ihn noch stärker gemacht. „Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können“, sagt er.

Er ist ein Stratege, ein Strippenzieher, er sorgt vor der Abwehr für Ordnung und kurbelt das Spiel klug von hinten an. Er gibt den Sechser nicht als Rasenmäher, sondern als Radarstation. Und sein Durchhaltevermögen ist enorm: Er übersteht die Strapazen der Englischen Wochen scheinbar mühelos.

Schalkes Trainer stellt seinem Musterschüler ein perfektes Zeugnis aus. „Sein Spiel ist das einfache Spiel für die Mannschaft“, erklärt Huub Stevens, „und einfach heißt nicht immer leicht. Roman hat nur sehr wenige Ballverluste. Und er hat einen hervorragenden Ausdauerwert, er stellt sich zwischen den Spielen schnell wieder her.“

Roman Neustädter wird auf Schalke von allen Seiten gelobt

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Wie macht er das? Warum braucht er keine schöpferische Pause, wie lädt er den Akku auf? „Gut essen, viel schlafen“, sagt er, und es klingt so simpel. Disziplin ist das Zauberwort. „Man muss einfach wie ein Profi leben.“

Vor dieser Haltung zieht auch Horst Heldt den Hut. „Roman hat hier vom ersten Tag an alles richtig gemacht“, sagt Schalkes Manager. „Sein Spiel ist brutal effektiv. Gerade auf der Position ist es wichtig, wenn man wie Roman über eine hohe Spielintelligenz verfügt.“

Roman Neustädter beherrscht auch den sensationell öffnenden 40-Meter-Pass, mit dem er kürzlich ein Tor beim Derbysieg in Dortmund vorbereitete, in der Regel aber bevorzugt er den unspektakulären Spielaufbau, er sagt: „Wenn ich den Ball nach vorne passe, muss ich nicht vorher sieben Leute ausdribbeln.“ Ein Teamplayer.

Neustädter ist die naheliegende Lösung für Löws Probleme

Beim 4:4 gegen Schweden probierte es Joachim Löw mit den beiden offensiv denkenden Sechsern Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos – in deren Rücken war oft Alarm. Der verletzte Sami Khedira fehlt auch in Amsterdam. Die Lösung des Problems liegt nahe.