Essen. Die nächste Runde in unserem Bundesliga-Check. Diesmal mit dabei: Borussia Dortmund. Warum der BVB sich noch finden muss und wo es Probleme gibt.

Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.

Borussia Dortmund: BVB muss sich erst finden

Etwas mutiger sind sie in diesem Sommer, die Dortmunder Verantwortlichen sagen immerhin, dass sie um die Meisterschaft mitspielen möchten. „Möglichst mit einem anderen Ausgang“, meint Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. In der vergangenen Saison scheiterte Borussia Dortmund am letzten Spieltag, diesmal könnte es komplizierter werden, mit dem FC Bayern mitzuhalten.

Der Trainer

Edin Terzic hat es geschafft, aus dem Schatten von Jürgen Klopp zu treten. Der 40-Jährige stammt aus Menden, nur 30 Kilometer sind es von dort nach Dortmund, und stand als BVB-Fan auf der Tribüne, als noch nicht daran zu denken war, dass er einmal an der Seitenlinie die Mannschaft seines Herzensvereins führen würde.

Konzentriert: Edin Terzic, BVB-Trainer.
Konzentriert: Edin Terzic, BVB-Trainer. © firo

Terzic besitzt die Gabe, einzelne Spieler zu verbessern. Donyell Malen machte unter ihm einen Sprung. Auch Julian Brandt. Emre Can. Ihm schwebt vor, einen aktiven Fußball zu spielen, ohne sich dabei auf eine Spielweise zu versteifen.

Die herausragende Rückrunde der vergangenen Saison spricht für ihn, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stärkt ihm den Rücken, doch alle Defensivprobleme, die vor allem entstehen, wenn das Pressing nicht greift, konnte Terzic noch nicht beheben. Seine Antworten in Interviews können einstudiert wirken, die Fans stört das nicht.

Der Kader

Erneut müssen die Dortmunder einen schmerzhaften Abgang verkraften, diesmal ist Jude Bellingham den Rufen des wohl größten Klubs der Welt gefolgt, der Engländer soll nun das Mittelfeld von Real Madrid übernehmen. Die Borussia versucht, den 20-Jährigen durch zwei Wechsel zu ersetzen. Felix Nmecha, 22, wurde für 30 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg verpflichtet, Marcel Sabitzer, 29, für rund 20 Millionen Euro vom FC Bayern. Linksverteidiger Ramy Bensebaini, 28, ist zudem ablösefrei von Borussia Mönchengladbach dazu gekommen. Dieser verfügt über größere Defensivqualitäten als Raphael Guerreiro, seit diesem Sommer beim FC Bayern. Doch die zwölf Torvorlagen von Guerreiro in der vergangenen Bundesliga-Saison wird Bensebaini vermutlich nicht beisteuern können.

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Generell: Euphorie haben alle drei Transfers nicht ausgelöst, auch weil durch den Nmecha-Kauf Unruhe entstanden ist. Der Nationalspieler hat bei Instagram zwei Inhalte geteilt, die als homophob und transphob ausgelegt werden können.

In dem Abgang von Jude Bellingham könne auch eine Chance liegen, meint Sportdirektor Sebastian Kehl. „Nach Erling Haalands Abgang im vergangenen Sommer wurde uns die gleiche Frage gestellt. Und wie viele Tore haben wir 2023 erzielt? Mehr als alle anderen, wir haben die Verantwortung allerdings auf mehrere Schultern verteilt.“

Noch suchen die Dortmunder außerdem nach Verstärkungen. Ein Abwehrspieler soll kommen, über Armel Bella-Kotchap wird nachgedacht. Vielleicht wird zudem ein Stürmer und ein Außenverteidiger verpflichtet. Dies hängt davon ab, ob Abgabekandidaten wie Thorgan Hazard und Thomas Meunier einen neuen Klub finden.

Die Perspektive

Die Dortmunder hoffen, dass aus dem traumatischen Erlebnis gegen Mainz in diesem Mai etwas Großes entsteht. Trainer Terzic betont gerne, dass dies nun zu seinem Weg gehöre. „Wenn wir an unserem Limit spielen, sind wir zu allem in der Lage“, sagt Sportdirektor Kehl. Zwischen der Mannschaft und den Fans sei ein Band entstanden. „Auch deshalb sehe ich die Chance, in diesem Jahr gemeinsam etwas zu bewegen.“

Allerdings belasten den Vizemeister erneut Verletzungssorgen. Neuzugang Nmecha konnte kaum trainieren, dies gilt genauso für Karim Adeyemi. Niklas Süle plagen Rückenprobleme. Die USA-Reise hat viel Kraft gekostet, eine reibungslose Vorbereitung verläuft anders.

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Die Hinrunde dürfe man trotzdem nicht verschlafen, sagt Edin Terzic. „Wir wollen nicht mehr hinterherhecheln, sondern von Anfang an da sein. Wir wollen gleich zeigen, wo die Reise für uns in dieser Saison hingehen kann.“

Die Prognose

In der vergangenen Saison fehlte nur ein Tor für den Titel, auch diesmal klappt es nicht, sich vor den FC Bayern zu schieben. Die Dortmunder müssen sich erst finden, das Mittelfeld neu sortieren. Der Abgang von Jude Bellingham wird sich bemerkbar machen. Die Champions League aber erreicht der Klub. Und mit einem Titel kann es ja auch im DFB-Pokal klappen.

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Bayer Leverkusen: Alonso und sein besonderer Kader

Schon häufig wurde Bayer Leverkusen zugetraut, etwas Großes zu erreichen, häufig versagte die Mannschaft dann jedoch. Es gibt Anzeichen, dass sich dies diesmal ändert.

Der Trainer

Xabi Alonso, ein Weltstar, Champions-League-Sieger, früher ein begnadeter Fußballer, arbeitet für Leverkusen. Sein Vertrag wurde sogar bis 2026 verlängert. „Die vergangene Saison sehe ich positiv. Aber ich möchte mehr, genau wie der Verein. Daran arbeiten wir jetzt zielstrebig weiter“, sagt Alonso.

Xabi Alonso, Trainer von Bayer Leverkusen.
Xabi Alonso, Trainer von Bayer Leverkusen. © firo

Im Oktober 2022 übernahm er den Posten von Gerardo Seoane und stabilisierte die Mannschaft, führte sie immerhin noch auf den sechsten Platz.

„Die akribische, analytische und gleichzeitig souveräne Art von Xabi tut uns sehr gut“, sagt Geschäftsführer Fernando Carro.

Der Kader

Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport, hat in diesem Sommer einige Transfers verkündet, die aufhorchen ließen. Granit Xhaka kam vom FC Arsenal, Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach, Victor Boniface von Union Saint-Gilloise. Neuzugang Alejandro Grimaldo soll die Schwächen auf der hinteren linken Seite beheben.

Die Perspektive

Die Mannschaft scheint Xabi Alonso zu folgen, der Kader wurde verstärkt, auch wenn der Abgang von Moussa Diaby schmerzt. Hofmann und Xhaka werden den Leverkusenern eine neue Überzeugung im Mittelfeld verleihen. Dazu kommt Ausnahmetalent Florian Wirtz.

Die Prognose

Die Transfers helfen dem Klub dabei, in die Champions League einzuziehen und sogar dem FC Bayern Konkurrenz zu machen. Meister wird Bayer aber nicht, Leverkusen bleibt Vizekusen.

RB Leipzig: Die Last eines Bayern-Jägers

RB Leipzig möchte, das hat Sport-Geschäftsführer Max Eberl dieser Redaktion gesagt, langfristig näher an den FC Bayern heranrücken. Kurzfristig klappt das nicht, auch weil sich der Verein mit Problemen konfrontiert sieht, die schon andere Bayern-Jäger bewältigen mussten: Die besten Spieler haben die Mannschaft verlassen.

Der Trainer

Marco Rose kommt aus Leipzig, liebt die Stadt, wie er gerne betont, und arbeitet nun für den wichtigsten Klub in Ostdeutschland. Der, dies soll hier nicht unterschlagen werden, nur aufgrund eines Getränkeherstellers so groß werden konnte.

Rose hat mit Leipzig in der vergangenen Saison den DFB-Pokal gewonnen, er lässt die Mannschaft einen mutigen Fußball spielen, der durch seine risikoreicher Ausrichtung jedoch auch zu einigen Gegentoren führen kann, so wie es in seiner Dortmunder Zeit häufig passiert ist. Aber: Rose und RB Leipzig, das passt bislang.

Der Kader

Leipzig musste viele, viele Abgänge hinnehmen, hat dadurch allerdings auch eine Menge Geld eingenommen. Unter anderem haben Josko Gvardiol (Manchester City/90 Mio.), Dominik Szoboszlai (FC Liverpool/70 Mio.), Christopher Nkunku (FC Chelsea/60 Mio.) und Konrad Laimer (Bayern München/ablösefrei) den Pokalsieger verlassen. Dazu gekommen sind unter anderem Lois Openda (RC Lens/38,5 Mio.), Castello Lukeba (Olympique Lyon/30 Mio.), Benjamin Sesko (RB Salzburg/24 Mio.). Ein komplizierter Umbruch.

Leipzigs Neuer Lois Openda (r) im Duell mit Deutschlands Vitaly Janelt.
Leipzigs Neuer Lois Openda (r) im Duell mit Deutschlands Vitaly Janelt. © Patrick Seeger/dpa

Die Perspektive

Unterschiedsspieler haben den Klub verlassen, die Neuzugänge müssen sich zunächst an die Bundesliga gewöhnen. Im Supercup überzeugte Leipzig gegen Bayern (3:0), trotzdem bleibt die sportliche Ausgangslage schwierig.

Die Prognose

Leipzig muss einen Dämpfer verkraften, mit der Champions League wird es nichts. Der Abstand zum FC Bayern wird eher größer.

Unser Bundesliga-Tipp

  1. Bayern München
  2. Bayer Leverkusen
  3. Borussia Dortmund
  4. Eintracht Frankfurt
  5. RB Leipzig
  6. Union Berlin
  7. SC Freiburg
  8. VfL Wolfsburg
  9. Werder Bremen
  10. FSV Mainz
  11. TSG Hoffenheim
  12. 1. FC Köln
  13. VfB Stuttgart
  14. VfL Bochum
  15. 1. FC Heidenheim
  16. Borussia Mönchengladbach
  17. FC Augsburg
  18. SV Darmstadt