Essen. . Die nächste Runde in unserem Bundesliga-Check. Diesmal auch mit dabei: der VfL Bochum. Auf welchen Platz tippen wir den Ruhrgebietsklub?

Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.

VfL Bochum: Der nächste Glücksgriff

Das Etikett „unabsteigbar“ muss sich der VfL Bochum erst wieder neu verdienen. Dieses plakative Wort, das bis in die frühen Neunziger zum Inbegriff des Revierklubs wurde, weil er mehr als zwei Jahrzehnte ununterbrochen in der Fußball-Bundesliga spielte, beschreibt eine dauerhafte Klassenzugehörigkeit, von der die Bochumer aktuell noch recht weit entfernt sind. Der VfL wird nun seine erst dritte Spielzeit in Serie als Erstligist bestreiten. Die Verantwortlichen wittern dennoch ihre Chance, den VfL mittelfristig in der Bundesliga zu etablieren. Eine Schlüsselfigur soll dabei Thomas Letsch werden.

Der Trainer

Als Thomas Letsch im September vergangenen Jahres vom niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim kam, hatte der VfL nach sieben Spielen nur einen Punkt auf dem Konto. Der 54-Jährige startete als Nachfolger von Thomas Reis eine Rettungsmission mit eher geringen Erfolgsaussichten. Letsch holte mit seiner Mannschaft dann allerdings 34 Zähler in 27 Spielen. Nach dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen am letzten Spieltag, das den Klassenerhalt bedeutete, feierten ihn die Fans überschwänglich. Letsch erlebte eine lange Partynacht, wobei er ein Typ ist, der ansonsten nicht aus der Ruhe zu bringen scheint. Zielstrebig bei seiner Arbeit, deutlich in der Kommunikation, professionell im gesamten Auftreten – so ist der Schwabe in Bochum zu einem Bundesliga-Trainer gereift. Der Mann, den Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian (35) nach Bochum lotste, scheint ein Glücksgriff für den VfL zu sein.

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Der Kader

Patrick Fabian hat seine Arbeit mit Sportdirektor Marc Lettau (38) in dieser Sommer-Transferperiode noch nicht abgeschlossen. Ein Innen- und ein Linksverteidiger sollen noch kommen, auch ein Stürmer wird gesucht. Die wichtigste VfL-Personalie dieses Sommers ist Ivan Ordets (31). Der Ukrainer, der mit einer Sondergenehmigung wegen des Krieges bereits in der abgelaufenen Saison für Bochum spielte und eigentlich noch bis 2024 bei Dynamo Moskau unter Vertrag steht, bleibt beim VfL. Die Bochumer bemühten sich letztlich erfolgreich um ihn – und sind guter Dinge, ihn auch nach Auslaufen des Vertrages zu halten. Ordets präsentierte sich in der Vorbereitung in hervorragender Form, ist deshalb als Chef in der Dreier-Abwehrkette gesetzt. Auf der rechten Seite liefern sich der Costa Ricaner Cristian Gamboa (33) und Zugang Felix Passlack (25/von Borussia Dortmund) ein enges Duell. Der gebürtige Bottroper, früherer Jugend-Nationalspieler Passlack, ist als Rechtsaußen offensivstark. „Felix ist ein total positiver Typ, immer mit Freude im Training dabei“, lobt Letsch. Im Mittelfeldzentrum konkurrieren Matus Bero (27/Vitesse Arnheim) und der Duisburger Lukas Daschner (24/FC St. Pauli). „Lukas ist ein Spieler, der ein sehr gutes Gespür für den Raum hat, er hat wie Felix gute Chancen von Anfang an, dabei zu sein“, sagt Letsch. Im Angriff könnte Philipp Hofmann (30) wieder als körperlich robuster Stoßstürmer neben dem schnellen japanischen Nationalspieler Takuma Asano (28) agieren.

Thoma Letsch, Trainer des VfL Bochum.
Thoma Letsch, Trainer des VfL Bochum. © firo

Die Perspektive

Der VfL zeichnete sich in der vergangenen Saison durch Heimstärke aus, die Mannschaft profitierte dabei von großer Fan-Unterstützung im Abstiegskampf. Bochum könnte es gelingen, die Euphorie durch den Klassenerhalt in die neue Saison zu tragen. Partien im Ruhrstadion könnten dann erneut vermehrt Erfolgsaussichten bieten. Das spielerische Rezept dafür soll sich ändern. Die Bochumer agierten in der vergangenen Spielzeit oftmals mit langen Bällen in die Spitze oder vertrauten auf Standardsituationen. So erzielten sie zwar Tore, blieben aber auch relativ durchsichtig. In der neuen Saison will Letsch sein Team variabler auftreten lassen, während der Vorbereitung legte er dafür bereits die Grundsteine. Eine Entwicklung in diese Richtung würde die VfL-Mannschaft einen großen Schritt nach vorne bringen.

Die Prognose

„Unabsteigbar“ ist für Vorstands-Chef Hans-Peter Villis „natürlich ein schöner Begriff“, wie er im Interview mit dieser Zeitung erklärte. „Aber wir haben elf Jahre in der zweiten Liga gespielt, es war eine harte Zeit. Wir wollen jetzt einfach diese Chance nutzen, in der ersten Liga zu bleiben.“ Die Voraussetzungen dafür sind gut: Dem VfL, der aus seiner Außenseiter-Rolle herausgeschlüpft ist, eröffnen sich mit einem Spieleretat von 40 Millionen Euro und einem angepeilten Gesamtumsatz von mehr als 100 Millionen Euro neue Möglichkeiten. Das Team wird zwar lange Zeit brauchen, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln, jedoch nicht bis zum Schluss kämpfen müssen. Die Mannschaft belegt in der Abschlusstabelle erneut zwar Platz 14, macht aber fußballerisch einen Sprung. Mittelfristig könnte sich der VfL zu einem festen Bestandteil der Bundesliga entwickeln. Unabsteigbarkeit bleibt dennoch eine große Vision.

Bundesliga-Check - weitere Teile

Werder Bremen: Die Chance im zweiten Jahr

Das zweite Jahr nach dem Aufstieg gilt allgemein als das schwierigste. Beim SV Werder Bremen deutete bereits die vergangenen Rückrunde in diese Richtung. In der ersten Saisonhälfte belegte die Mannschaft noch zeitweise einen Europapokal-Platz, in der Rückrunde war sie hingegen das zweitschwächste Team, weshalb der Klassenerhalt erst am vorletzten Spieltag unter Dach und Fach war. In ihrer zweiten Spielzeit nach der Bundesliga-Rückkehr hätten die Bremer nun schon gerne etwas früher Planungssicherheit für Liga eins. Können sie das schaffen?

Erstmal erfrischen: Ole Werner, Trainer von Werder Bremen.
Erstmal erfrischen: Ole Werner, Trainer von Werder Bremen. © firo

Der Trainer

Akribisch, uneitel und humorvoll – so wird Ole Werner oft beschrieben. Er hatte das Traineramt in Bremen im November 2021 übernommen. Im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg setzte er im bewährten 3-5-2-System vor allem auf hohe Ballgewinne und schnelles Umschalten. Nun will der 35-Jährige von seiner Mannschaft sehen, dass sie schneller und öfter die Tiefe sucht. Dafür forderte er neue Spieler, die viel Geschwindigkeit mitbringen.

Der Kader

Werder ist mit der Verpflichtung des Mittelfeldspielers Naby Keita (28), der ablösefrei vom FC Liverpool kam, ein Sensationstransfer gelungen. Der Guineer verletzte sich allerdings in der Vorbereitung, fällt nun vorerst aus. Der Ex-Düsseldorfer Dawid Kownacki (26/Lech Posen) hinterlässt bisher im Angriff einen guten Eindruck. Der Pole kann das Offensivspiel eine Spur gradliniger gestalten.

Die Perspektive

Die Zukunft von Stürmer Niclas Füllkrug (30) ist noch offen. Der Nationalspieler soll sich mit Werder aber jüngst auf eine Verlängerung seines 2025 auslaufenden Vertrags geeinigt haben. Falls er bleibt, kann Bremen erneut auf seine Durchschlagskraft setzen. Auch eine Variante mit drei Angreifern wäre durchaus denkbar.

Die Prognose

Bremen trotzt dem komplizierten zweiten Jahr nach dem Aufstieg. In der Abschlusstabelle steht Werder diesmal in der oberen Hälfte. (nb)

Grau, grauer, VfL Wolfsburg

Beim VfL Wolfsburg dachten die Verantwortlichen lange groß, müssen nun aber kleinere Brötchen backen. Zweimal in Serie landete der Klub im grauen Mittelfeld. Der Weg dort heraus ist kompliziert.

Der Trainer

Der Start in Wolfsburg im Sommer 2020 war durchaus knifflig für Niko Kovac. Die ersten Spiele gingen daneben, doch der 51-Jährige stabilisierte die Niedersachsen immerhin so, dass es am Ende noch für Platz acht gereicht hat. Vom späten Aufschwung könnte der Kroate auch in dieser Saison noch zehren.

Der Kader

In Felix Nmecha, der zu Borussia Dortmund gewechselt ist, verliert Wolfsburg seinen Mittelfeldstrategen, dem unter Kovac der Durchbruch gelang. Große Namen wie Kevin De Bruyne oder Ivan Perisic spielen schon länger nicht mehr in der Autostadt – der Ex-Schalker Moritz Jenz (24) und Tiago Tomas (21) haben großes Potenzial, sind aber auch nicht diejenigen, die den Klub plötzlich Richtung Europapokal befördern.

Moritz Jenz hat mal für Schalke gespielt.
Moritz Jenz hat mal für Schalke gespielt. © firo

Die Perspektive

Der Meister von 2009 war vor drei Jahren noch Champions-League-Teilnehmer. Diese Zeiten scheinen weit weg, Euphorie konnte in Wolfsburg jüngst kein Spieler und kein Trainer mehr auslösen. Klangvolle Namen heuern ja ohnehin nicht mehr an, weil der Mutterkonzern sparen muss. Dafür will der Klub nun junge Profis entdecken und fördern – wie so viele andere Bundesligisten. Das benötigt Zeit.

Die Prognose

Das nächste Übergangsjahr. (chwo)

Unser Bundesliga-Tipp

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  4. Eintracht Frankfurt
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  6. Union Berlin
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  8. VfL Wolfsburg
  9. Werder Bremen
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  11. TSG Hoffenheim
  12. 1. FC Köln
  13. VfB Stuttgart
  14. VfL Bochum
  15. 1. FC Heidenheim
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