Essen. Die nächste Runde in unserem Bundesliga-Check. Diesmal auch mit dabei: Borussia Mönchengladbach. Warum es eine schwierige Saison wird.

Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.

Borussia Mönchengladbach: Schwerer als ohnehin befürchtet

Vor ein paar Jahren noch war Borussia Mönchengladbach drauf und dran, sich als Nummer drei oder vier der Fußball-Bundesliga zu etablieren. Nun sind die Aussichten am Niederrhein trübe – und die neue Saison könnte tiefe Sorgenfalten bescheren.

Der Trainer

Ja, Konstanz gab es schon auf der Gladbachs Trainerbank. Aber nicht so, wie es sich die Männer an der Seitenlinie gedacht haben werden. Im dritten Sommer in Folge nämlich hat die Borussia den Trainer ausgetauscht. Adi Hütter und Daniel Farke haben jeweils eine Saison durchgehalten, Marco Rose zuvor immerhin zwei – da allerdings ist bei der Trennung viel Porzellan zerbrochen, das auch heute noch mühsam zusammengekehrt wird. Damit darf sich nun Gerardo Seoane, 44, herumschlagen. Gladbach ist die zweite Bundesliga-Station des Schweizers, der Bayer Leverkusen erst auf Rang drei führte und dann den schlechtesten Liga-Start seit dem Aufstieg 1979 hinlegte – die Trennung folgte. Am Niederrhein hat der Luzerner nun die Möglichkeit, diesen Makel vergessen zu lassen. Gelingt das? Allein schon aufgrund seiner Nationalität hoffen Fans auf eine Querverbindung zu Lucien Favre: Sein Eidgenosse legte ab 2011 den Grundstein für die moderne Borussia – und blieb sogar vier Jahre auf dem Posten.

Der Kader

Borussia verlor in dieser Transferperiode nicht nur viel Qualität, sondern insbesondere auch Identität. Der langjährige Kapitän Lars Stindl (34) kehrte zurück zu seinen Wurzeln, zum Karlsruher SC. Marcus Thuram (25) verwirklichte seinen Traum von der Serie A und schießt nun Tore für Inter Mailand. Ramy Bensebaini (28) beackert jetzt Borussia Dortmunds linke Seite. Der Abgang von Jonas Hofmann schmerzt aber am meisten. Der 30-Jährige war ein heißer Kandidat für die Stindl-Nachfolge und einer der herausragenden Spieler eines Teams, das im vergangenen Jahr sonst blass blieb. Völlig überraschend wechselte Hofmann zum Rivalen Leverkusen – und hat eine Menge verbrannter Erde hinterlassen. Neu dabei sind Rechtsaußen Franck Honorat (26) und Mittelstürmer Tomas Cvancara (22), der Sparta Prag mit zwölf Toren zur Meisterschaft schoss. Und sonst: Einige Talente, die erst beweisen müssen, dass sie das Zeug für die Bundesliga haben.

Die Perspektive

Trainer Seoane will sich von den Umwälzungen nicht beirren lassen. „Ich sehe viel Potenzial im Team“, sagt er. „Aber am Anfang kann es holprig werden. Wir wissen: Es braucht Geduld.“ Es ist jedoch nicht leicht, dies dem Gladbacher Umfeld zu verklickern. Die Europapokal-Nächte gegen Real Madrid und Inter Mailand sind noch gar nicht so lange her, lassen sich jedoch mit der aktuellen Mannschaft nicht mehr realisieren. Gladbach erlebte turbulente Jahre, sportlich waren die Darbietungen jüngst wacklig, inspirationslos, biederer Durchschnitt. Und neben dem Platz sorgte der Abgang von Sportchef Max Eberl für viel Zoff, der auch die Mannschaft stark hemmte. Roland Virkus, Eberls Nachfolger, muss die Fehler korrigieren, ist oft aber auch machtlos: Ablöse konnte Gladbach bei vielen Abgängen, die mit ihren auslaufenden Verträgen gezockt haben, nicht generieren. Für den Umbruch fehlt das Geld. Man muss sich nach hinten orientieren, statt den Ambitionen der jüngeren Vergangenheit hinterherzuträumen.

Die Prognose

Zuletzt belegten die Gladbacher zweimal Platz zehn, da die Führungsspieler, die es jetzt nicht mehr gibt, dem Team in den entscheidenden Momenten doch noch aus der Patsche halfen. Die Borussia wird es dieses Jahr viel schwerer haben als ohnehin befürchtet, da Trainer Seoane mehrere Baustellen zu beackern hat – und daher wird der Klub nachsitzen müssen.

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SC Freiburg: Konstanz ist Trumpf

Sie können es ja selbst kaum glauben, doch haben sie es sich in den vergangenen Jahren selbst erarbeitet. Der SC Freiburg gehört nun zu den wichtigen Adresse im deutschen Fußball – und dürfte auch in der anstehenden Bundesliga-Saison angreifen.

Der Trainer

Christian Streich hat aus dem SC Freiburg ein Spitzenteam geformt.
Christian Streich hat aus dem SC Freiburg ein Spitzenteam geformt. © dpa

Christian Streich, das reicht schon. Mehr als den Namen des ikonischen Trainers muss man eigentlich nicht schreiben, um ihn zu erklären. Der 58-Jährige arbeitet, und vor allem: wirkt, nun schon seit mehr als elf Jahren im Breisgau. Die Freiburger, der chronische Außenseiter, den alle lieben – das haben sie vor allem Streich zu verdanken, der mit seiner herzlichen Bodenständigkeit im abgedrehten Business so heraussticht. Ein Ende dieser besonderen Beziehung? Nicht in Sicht. Der Rekord von Volker Finke, der 16 Jahre im Job war? Gefährdet.

Der Kader

Was für den Cheftrainer gilt, gilt erst recht für die Mannschaft: Freiburgs Trumpf ist die Konstanz. Nur einen Stammspieler mussten die Baden ziehen lassen, Mark Flekken hält nun die Bälle in der Premier League für den FC Brentford. Ein neuer Stürmer soll noch kommen. „Es tut uns gut, wenn auf jeden Fall noch einer oder zwei dazukommen“, meint Streich.

Die Perspektive

Streich zog nach dem Trainingslager in Österreich Bilanz. Er gehe mit „gemischten“ Gefühlen aus der Vorbereitung, weil doch immer wieder Spieler wie Kapitän Christian Günter angeschlagen fehlten. Ein Vorteil für den Sport-Club: Das Team kennt sich in- und auswendig, Zugänge mussten nicht integriert werden.

Die Prognose

Der Trainer bleibt Tiefstapler. „Wir wollen einfach immer das Jahr darauf wieder in der Bundesliga spielen. Das ist die absolute Priorität“, sagt Streich. Dem ist der Klub längst entwachsen – wegen der Dreifachbelastung und starker Konkurrenz reicht es allerdings diesmal nicht für die Europa League

FC Augsburg: Die verflixte 13

In so gut wie jeder Saisonprognose wird der FC Augsburg als Abstiegskandidat gehandelt. Dabei gehen die unscheinbaren bayerischen Schwaben nun schon in ihr 13. Bundesliga-Jahr in Folge, haben sich bisher immer irgendwie durchgewurschtelt. Wie lange geht das noch gut?

Der Trainer

Es war eine kreative Lösung, die der FC Augsburg vor einem Jahr aus dem Hut zauberte. Mit Enrico Maaßen, bis dahin Drittliga-Trainer bei Borussia Dortmunds U23, bekam ein neues Gesicht seine Chance in der Bundesliga. Was er geschafft hat: als Neuling die Klasse zu halten. Was nicht: die Mannschaft weiterzuentwickeln.

Der Kader

Bekommt eine Generalüberholung. Sieben Neue kamen schon im Winter. Im Sommer legte der Klub nach. Neuer Torwart ist Finn Dahmen (Mainz). Aus Darmstadt holte der FCA Verteidiger Patric Pfeiffer (23) und Stürmer Phillip Tietz (26), vom Karlsruher SC Sechser Tim Breithaupt (21) – und von Zweitliga-Absteiger Bielefeld den spannendsten Profi: Offensivdribbler Masaya Okugawa (27).

Die Perspektive

Augsburg treibt den Verjüngungsprozess voran, hat allerdings auch Leistungsträger wie Daniel Caligiuri verloren. Vermutlich braucht es ein wenig, bis sich die Mannschaft auf neuem Bundesliga-Terrain wohlfühlt. Ein Job für Trainer Maaßen, der sich ja die Weiterentwicklung auf die Fahne geschrieben hat.

Die Prognose

Die Graue Maus ist diesmal reif für Liga zwei.

Unser Bundesliga-Tipp

  1. Bayern München
  2. ?
  3. ?
  4. Eintracht Frankfurt
  5. ?
  6. Union Berlin
  7. SC Freiburg
  8. VfL Wolfsburg
  9. Werder Bremen
  10. FSV Mainz
  11. TSG Hoffenheim
  12. 1. FC Köln
  13. VfB Stuttgart
  14. VfL Bochum
  15. 1. FC Heidenheim
  16. Borussia Mönchengladbach
  17. FC Augsburg
  18. SV Darmstadt