Bochum. Gegen eine Kautionszahlung von 50.000 Euro ist Wettparte Ante Sapina aus der Untersuchungshaft in der JVA Bochum entlassen worden.
Überraschung im Wettskandal-Prozess: Der mutmaßliche Drahtzieher Ante Sapina wurde am Freitag nach 17 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen. Die 12. Strafkammer des Bochumer Landgerichts bewilligte einen entsprechenden Antrag von Sapinas Rechtsanwälten. Die Kaution wurde auf 50.000 Euro festgesetzt.
Der 35 Jahre alte Kroate, mutmaßliche Schlüsselfigur im größten Manipulationsskandal der europäischen Fußballgeschichte, saß seit November 2009 in der Justizvollzugsanstalt Bochum in U-Haft. Das Gericht honorierte damit Sapinas kooperatives Verhalten im Prozessverlauf. Das Urteil gegen Sapina, der schon 2005 in Folge des Verfahrens gegen den Schiedsrichter Robert Hoyzer zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt worden war, soll im Mai gefällt werden.
Der Vorsitzende Richter Wolfgang Mittrup gab Sapina eine eindringliche Warnung mit auf den Weg in den unverhofften Osterurlaub. "Eines ist klar, Herr Sapina, wir geben Ihnen eine Chance. Wenn Sie meinen, Sie könnten abhauen oder untertauchen - machen Sie sich keine Sorgen: Polizei und Staatsanwaltschaft werden Sie finden, und dann ist Schluss mit Vergünstigungen", sagte Mittrup zum Angeklagten in seiner gewohnt hemdsärmliger Art.
Sapina wollte sich nach seiner Freilassung auf Anraten seiner Anwälte nicht äußern. Sein Anwalt Stefan Conen meinte: "Herr Sapina ist so ein intelligenter Mann, dass er diese Chance nutzen wird."
Strenge Auflagen
Die Freilassung ist an strenge Auflagen gebunden. Sapina muss sich an seinem Wohnsitz Berlin dreimal wöchentlich bei der Polizei melden und darf Deutschland nicht verlassen. Längere Reisen innerhalb Deutschlands muss er beantragen. Sein Personalausweis und sein Reisepass bleiben eingezogen.
In er Tat hatte sich Sapina auch im Verlaufe des 8. Verhandlungstages als vorbildlicher Angeklagter präsentiert. Er trat sämtliche Forderungen, die er noch gegen einen Londoner Wettanbieter erhebt, an seinen Anwalt Conen ab. Es geht um 1,5 Millionen Euro, die noch immer auf einem Konto des Buchmachers auf der Isle of Man liegen und bislang nicht wie erwartet an die Gerichtskasse in Bochum überwiesen wurden.
Die Staatsanwaltschaft befürchtet, dass der Buchmacher das Geld nicht wie ursprünglich versprochen überweisen will, damit Betrugsopfer entschädigt werden können, sondern dass das Unternehmen es für mögliche Regressansprüche gegen Sapina in der Hinterhand behält.
Staatsanwalt Matthias Rohde zitierte am Freitag den Münchner Anwalt des Wettanbieters, Thomas Schafft, das Unternehmen sei "sehr verstimmt" über die Beschreibung des Konzerns in dem Prozess durch Sapina. Der Kroate hatte in seinem umfangreichen Geständnis behauptet, die Londoner Firma sei über weite Teile seiner Machenschaften eingeweiht gewesen.
Schafft wollte sich auf SID-Anfrage zunächst nicht zu den Hintergründen äußern, warum das Geld noch nicht in Bochum angekommen ist. Conen versicherte unter Berufung auf seinen anwaltlichen Eid, dass er alles Geld, das er möglicherweise von der Isle of Man erhält, umgehend an die Gerichtskasse weiterleitet.
Sapina und seine Helfershelfer hatten einen Großtei ihrer Betrügereien über den auf den asiatischen Markt spezialisierten Londoner Buchmacher abgewickelt. Im Jahr vor ihrer Festnahme machte die Bande um die Angeklagten Sapina, Marijo C. und Ivan P. allein bei dieser Firma bei einem fast unglaublichen Umsatz von 32 Millionen Euro satte 3,5 Millionen Euro Reingewinn. Rechtlich könne Sapina laut Staatsanwaltschaft die Ansprüche gegen das Unternehmen noch immer geltend machen. (sid)