Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat das 85. Bundesliga-Revierderby gegen Borussia Dortmund für sich entschieden. Die Königsblauen siegten mit 2:1 (2:1) dank der Treffer von Joel Matip und Eric Maxim Choupo-Moting. Der BVB kam lediglich zum Anschlusstreffer durch Pierre-Emerick Aubameyang.

Der miserabel in die Saison gestartete FC Schalke 04 hat seine Krise überwunden und die Englische Woche mit zwei Siegen abgeschlossen: Dem 3:0 in Bremen folgte ein 2:1 am Samstagnachmittag gegen Borussia Dortmund. Es war ein packendes, ein hochspannendes Revierderby, in dem die Schalker mit 2:0 geführt und die Dortmunder bis zum Schluss auf den Ausgleich gedrängt hatten. In der Tabelle sind die Blau-Weißen nun an den Schwarz-Gelben vorbeigezogen: Schalke hat jetzt acht, Dortmund weiterhin sieben Punkte.

Manchmal sind es die kleinen Gesten, die erkennen lassen, dass das Fußballgeschäft trotz aller Professionalität auch noch Platz für Menschlichkeit lässt. Als die Spieler von Borussia Dortmund vor der Partie wie vorgeschrieben zum üblichen Händedruck die Reihe der Schalker abschritten und Roman Weidenfeller beim letzten Schalker ankam, schnappte der sich den BVB-Torwart und drückte ihn kurz, aber herzlich: Es war Kevin-Prince Boateng, der einst einige Monate beim BVB gespielt hatte und seitdem ein ungebrochen gutes Verhältnis zu Roman Weidenfeller pflegt.

Womit die wichtigste Frage, die Schalke in den Tagen vor der Partie beschäftigt hatte, auch beantwortet wäre: Ja, Trainer Jens Keller hatte einen Platz für Boateng gefunden, der sich nach seinem Feldverweis gegen Frankfurt und abgesessener Sperre zurückgemeldet hatte. Boateng spielte im defensiven Mittelfeld, Dennis Aogo rückte dafür nach hinten links, wo Christian Fuchs seinen Platz räumen musste. Nach dem 3:0-Sieg in Bremen kam auch Joel Matip zurück in die erste Elf, der unter der Woche von einem Magen-Darm-Infekt geplagte Innenverteidiger Kaan Ayhan nahm auf der Bank Platz.

Kagawa zunächst auf der Bank

Auf Dortmunder Seite war die Ersatzbank äußerst promiment besetzt. Nach dem 2:2 gegen Stuttgart hatte Trainer Jürgen Klopp Shinji Kagawa, Milos Jojic, Sokratis und Marcel Schmelzer aus dem Team genommen, das erstmals mit allen fünf Dortmunder Weltmeistern besetzt war. Also auch mit dem zuvor lange verletzten Mats Hummels, der zum ersten Mal in dieser Saison die Kapitänsbinde trug, weil er auch zum ersten Mal in der Anfangsformation stand.

Schalke hatte anfangs mehr vom Spiel. Die ersten Angriffe waren noch nicht zwingend gefährlich, aber die Blau-Weißen agierten mit deutlich mehr Zug zum Tor als die eher abwartend spielenden Schwarz-Gelben. Und so war die 1:0-Führung, zu der es in Minute zehn kam, durchaus verdient: Eine Ecke von Dennis Aogo köpfte Joel Matip entschlossen und platziert ein. Er war dabei umringt von drei Gelben, die aber einen gebührenden Sicherheitsabstand ließen. Vor allem Hummels sah nicht gut aus.

In der 18. Minute wurde es für Schalke brenzlig: Ciro Immobile düste über die rechte Seite, doch er steuerte den Ball am zweiten Pfosten vorbei - und war nicht ganz klar, ob das ein Torschuss oder eine Vorlage sein sollte.

Derby-Sieg für Schalke

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Ramos schenkt das 0:2 her

Fünf Minuten später, in der 23. Minute, rappelte es schon wieder auf der anderen Seite. Eine erneute Ecke von Dennis Aogo wurde zunächst nach außen abgewehrt, Aogo konnte noch einmal flanken: Klasse-Kopfball von Klaas-Jan Huntelaar, tolle Parade von Roman Weidenfeller. Aber der Ball blieb im Spiel: BVB-Angreifer Adrian Ramos verschenkte ihn an die Schalker, so dass Eric Maxim Choupo-Moting zum 2:0 einschießen konnte.

Schalke befand sich noch im Jubel-Modus, als nur drei Minuten später Ramos seinen Fehler wieder gut machte. Er raste über rechts, seine scharfe Hereingabe traf auf unsortierte Schalker: Pierre-Emerick Aubameyang nahm den Ball direkt ab - 1:2, Anschlusstreffer.

Fünf Minuten vor der Pause durfte sich Schalke bei Ralf Fährmann bedanken, dass es nicht 2:2 stand. Lukasz Piszczek zwang den Torwart zu einer starken Reaktion. Der Dortmunder konnte zuvor über rechts sprinten, weil sich Boateng gegen zwei Dortmunder im Mittelfeld verdribbelt hatte und auch sein Versuch eines taktischen Fouls misslungen war.

Auch drei Minuten nach der Pause war Fährmanns Torwartkunst gefragt: Er machte sich schön lang und fischte so einen Fernschuss von Ciro Immobile aus dem Eck.

Aber auch Schalke kam wieder: Zwei Minuten später zog Choupo-Moting in den Strafraum, legte den Ball ab, Huntelaar leitete ihn mit der Hacke zurück genau auf Boateng, der aus guter Position leicht verzog und links am Pfosten vorbei schoss.

Intensives Derby, spannendes Derby

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Das Spiel blieb intensiv, das Spiel blieb spannend. Schalke hatte schon in der ersten Hälfte einen Wechsel vornehmen müssen, der aber dann der Mannschaft half: Christian Clemens kam für den angeschlagenen Sidney Sam, und der schnelle und fleißige Clemens spielte deutlich stärker als der umständliche Sam. Nun wechselte auch Dortmund, allerdings freiwillig: In der 57. Minute brachte Trainer Klopp den Japaner Kagawa für den Italiener Immobile. Und der BVB drehte auf, das war zu erwarten.

Die Schalker Fans wurden lauter, sie merkten, ihre Mannschaft brauchte Unterstützung. Und sie brauchte weiterhin einen aufmerksamen Torwart: Fährmann parierte auch einen gut geschossenen direkten Freistoß von Aubameyang.

Bevor die Schlussphase begann, brachten beide Trainer noch mal neue Leute: Jojic kam beim BVB für Großkreutz, auf Schalker Seite ersetzte Fuchs Boateng. Trainer Keller verschob dafür Aogo auf die Sechser-Position.

Schalke findet kaum noch Entlastung

Borussia Dortmund erhöhte die Intensität seines Powerplays, die Freistoßpfiffe gegen Schalke nahmen zu. Die Königsblauen fanden kaum noch Entlastung, kein Wunder: Es fehlten Spieler wie Julian Draxler oder Jefferson Farfan, die mit schnellen Kontern einem Gegner wehtun können. Trainer Keller versuchte deshalb, die Führung über die Zeit zu bringen, er wechselte zu diesem Zweck noch einen Defensivspezialisten ein: Kaan Ayhan kam für Marco Höger und übernahm dessen Posten als Sechser.

Alle Spieler, die auf dem Platz standen, erfüllten bis zum Ende die Anforderung, alles aus sich herauszuholen. Es wurde um jeden Ball verbissen gekämpft, dabei ging es allerdings in der Schlussphase fast nur in eine Rechnung. Dortmund drängte energisch, Schalke warf sich leidenschaftlich dazwischen. Und als Schiedsrichter Peter Gagelmann die Partie nach vierminütiger Nachspielzeit dann tatsächlich abpfiff, ging der schrille Ton direkt über in tosenden Jubel aller blau-weiß gekleideten Fans.