Dortmund. BVB-Coach Klopp verspricht vor dem Gastspiel auf Schalke trotz der großen Personalprobleme ein leidenschaftliches Auftreten seines Teams. Ob Mats Hummels erstmals in dieser Saison für die Startelf in Frage kommt, ließ er offen. Sebastian Kehl muss weiter pausieren.
Man könnte meinen, das Revier-Derby in der Fußball-Bundesliga kommt zu einem falschen Zeitpunkt. Sowohl Borussia Dortmund als auch Schalke 04, das am Samstag um 15.30 Uhr Gastgeber der 85. Auflage in der Bundesliga ist, plagen große Verletzungssorgen. "Das darf alles keine Relevanz haben. Am Ende haben beide Mannschaften elf Spieler auf dem Platz", sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp vor dem Duell mit den Königsblauen, "bei jedem Spiel ist momentan die maximale Wichtigkeit da, da hat man keine Zeit zum Auskurieren von Verletzungen."
Die Liste von Ausfällen ist auf beiden Seiten in der Tat ellenlang, "Trotzdem habe ich noch den Eindruck, dass Schalke noch mehr Möglichkeiten zu reagieren hat als wir", sagt Klopp, "ob Sam oder Clemens vorne oder Neustädter oder Matip hinten spielen, ist ja fast schon ein Luxusproblem." Sebastian Kehl erteilte seinem Trainer am Freitagmittag eine Absage wegen einer Bänderdehnung im Fuß, und auch wenn Ilkay Gündogan sich im Mannschaftstraining befindet (Klopp: "Er ist in einem guten Zustand und kommt garantiert wieder"), ist an einen Einsatz nach 14 Monaten Leidenszeit noch nicht zu denken.
Beim BVB könnte Mats Hummels in die Startformation zurückkehren, der Innenverteidiger hat ja schon am vergangenen Mittwoch 20 Minuten gegen den VfB Stuttgart (2:2) gespielt und danach gesagt: "Gott sei Dank bin ich wieder dabei. Aber es ist doch ein Unterschied, ob du trainierst oder spielst. Das habe ich gemerkt. Wenn du ins Spiel kommst und nach sechs Minuten schon merkst, dass es anstrengend ist, dann ist das ein deutlicher Unterschied zum Training."
Klopp macht kein Drama aus jüngsten Abwehr-Schnitzern
Hummels legte nach dem Remis gegen die Schwaben auch den Finger in die Wunde, weil er die Abwehrfehler der Borussia kritisierte. "Fehler werden gemacht, erkannt, es wird darüber gesprochen und idealerweise abgestellt", erklärte nun Jürgen Klopp zu den Defensivschwächen, "wir hatten in den vergangenen zwei Spielen fünf gravierende Fehler, von denen vier bestraft worden sind." Dabei müsse man aber unterschiedliche Fehlerquellen berücksichtigen: "Beim zweiten Tor gegen Stuttgart stand Marcel Schmelzer am Ende im Eins gegen Zwei. Wenn wir aber vorher den Pass verhindern - letztlich konnte Rüdiger aber so spielen, wie er es wollte."
Nun also das Derby gegen Schalke, "bei dem man - neben den Punkten - immer die Möglichkeit hat, Dinge zurechtzurücken", betont Klopp die Bedeutung der Partie. Sein Innenverteidiger Neven Subotic nenne diese Partie "browny points", weil man hier auch mal schmutzige Punkte holen könnte. "Die Situation kann gar nicht prekär genug sein, um alles aus sich herauszuholen", befürchtet der Borussia-Trainer nicht, dass er einige seiner Spieler zusätzlich motivieren muss. Das gelte auch für die Derby-Neulinge wie Ciro Immobile, Adrian Ramos und Matthias Ginter: "Ich nehme an, dass es auch in Kolumbien Derbys gibt. Auch in Italien hat die Partie Turin gegen Turin sicherlich keinen Freundschaftsspielcharakter. Die Jungs kriegen das mit - aber in einer englischen Woche weniger als sonst. Wichtig ist, dass niemand übermotiviert ist, sondern jeder die richtigen Maßnahmen ergreift - das Spiel soll ja auch Spaß machen, und wenn Fußball nur Arbeit ist, sieht's nicht gut aus."
"Das größte Fußball-Fest Deutschlands"
Vor dem Derby haben übrigens die beiden Weltmeister-Verteidiger Mats Hummels und Benedikt Höwedes zu Ruhe in den rivalisierenden Fanlagern aufgerufen: Zwar fehlt Höwedes Schalke wegen seiner Hüftverletzung, aber in der Erklärung sagen die beide: "Vor elf Wochen standen wir gemeinsam für euch auf dem Platz. An diesem Wochenende sehen wir uns mit unseren Vereinsmannschaften wieder: als Rivalen, die beim Revier-Derby um jeden Ball, jeden Zweikampf und jede Torchance kämpfen werden. Doch egal, wie erbittert der Fight auf dem Rasen über 90 Minuten geführt wird: Gewalt hat weder auf noch neben dem Platz, weder auf den Rängen, noch bei der An- und Abreise etwas zu suchen. Lasst uns gemeinsam das Derby zu dem machen, was es ist: das größte Fußball-Fest Deutschlands mit den emotionalsten Fans der Welt." Der Meinung ist auch Jürgen Klopp: "In den vergangenen Jahren ist es außerhalb ruhig geblieben. Das wünsche ich mir auch für dieses Mal, damit das Spiel das außergewöhnlichste der Bundesligasaison bleibt."