Gelsenkirchen. Schalkes Führungsspieler Kevin-Prince Boateng meldet sich vor dem Ruhrgebietsderby am Samstag gegen Borussia Dortmund nach abgelaufener Sperre zurück. Doch es könnte riskant für Trainer Jens Keller werden, wenn er Boateng einsetzt. Denn ohne ihn gewann Schalke in Bremen. Ein Kommentar.
Die Feststellung, dass es sich bei Kevin-Prince Boateng um einen Klasse-Fußballer handelt, der zu spielen und zu kämpfen versteht, ist unbestritten. Und doch kann auch das höchste Lob für den erfahrenen Schalker Mittelfeldmann dem derzeitigen Wirbel um ihn nicht die Windstärke nehmen.
Denn so ein Spieler, der auch mal einen Spruch raushaut und andere provoziert („Deutschland hat keine Typen und Charaktere, um mit Druck umgehen zu können“; Zitat vor der WM im Mai), der polarisiert natürlich stark. Wenn er, wie in dieser Saison wiederholt geschehen, vergeblich einem Gegenspieler hinterherhechelt oder sich einen Ballverlust leistet, der zu einem Gegentreffer führt, dann unterliegen solche Fehler automatisch einer schärferen Bewertung. Denn Boateng selbst ist es, der die Messlatte hoch gelegt hat. Er sieht sich als Anführer.
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Jens Keller sieht ihn grundsätzlich genauso. Deshalb ist es bemerkenswert, dass Schalkes Trainer vor dem Derby gegen Dortmund nicht wie gewohnt den Roten Teppich für den Rückkehrer ausrollt. Nach dem blamablen Saisonstart hatte Keller noch betont, Boateng „nicht schlachten lassen“ zu wollen, und nach dem Platzverweis gegen Frankfurt schenkten sich Schalkes Verantwortliche einen Rüffel für den Routinier. Nachträglich aber lässt Keller nun durchblicken, dass sich Boateng nicht mehr alles erlauben darf.
Schalke-Trainer Keller könnte Stärke zeigen
Keller kann es sich nach dem ohne Boateng geschafften Sieg in Bremen erlauben, Stärke zu zeigen. Die Entscheidung aber fällt schwer. Lässt der Trainer den Star draußen, ist das interne Konfliktpotenzial hoch. Setzt Keller Boateng ein, obwohl der erst einmal in dieser Saison stark gespielt hat, kettet er sich an ihn. Es fiele nämlich auf den Trainer zurück, wenn es mit Boateng gegen den BVB schief ginge.