Essen. Am Sonntag ist Bundestagswahl. Wer noch nicht weiß, welche Partei er wählen soll, findet bei Wahl-O-Mat, Wahl-Kompass und Real-o-Mat Antworten.

  • Bei der Bundestagswahl am 23. Februar sind allein in NRW knapp 13 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Noch sind viele Menschen unentschlossen, für welche Partei sie stimmen sollen.
  • Orientierung sollen digitale Wahlhilfen geben. Die bekannteste ist der Wahl-O-Mat, bei dem man in 38 Thesen seine politischen Positionen mit denen der Parteien abgleichen kann. Zur Website.
  • Alternativen dazu sind der Real-O-Mat, der Wahlswiper und der Wahl-Kompass aus NRW. So funktionieren sie.

Der Wahl-O-Mat hilft Millionen Menschen bei der Entscheidung, welche Partei ihre Interessen am ehesten vertritt. Für die Bundestagswahl am 23. Februar ist der neue Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung am Donnerstag, 6. Februar, online gegangen. Wer sich über die Wahlversprechen informieren will, ohne sich durch Hunderte Seiten Parteienprogramm zu wühlen, kann sich hier durch 38 Thesen klicken. Der Wahl-Kompass aus NRW, der Real-O-Mat und der Wahlswiper sind Alternativen.

Alternative zum Wahl-O-Mat: Wie funktioniert der Wahl-Kompass?

Der Wahlkompass ist eine Online-Wahlhilfe, die das Team um den Politologen Norbert Kersting an der Universität Münster entwickelt hat. Das Prinzip ähnelt dem Wahl-O-Mat: Nutzerinnen und Nutzer beantworten 31 Thesen und sehen am Ende, welcher Partei sie wie nahestehen. Das Angebot ist kostenfrei und ab sofort nutzbar.

Nutzerinnen und Nutzer sind zunächst aufgerufen, Angaben zur eigenen Person zu machen, unter anderem Geburtsjahr und Familienstand zu nennen und zu erklären, welche Partei man zuletzt gewählt hat. Wer mag, kann seine E-Mail-Adresse angeben, falls er an Umfragen teilnehmen möchte. Die Mailadresse und die Eingaben im Wahl-Kompass werden nicht miteinander verknüpft.

Anschließend werden Nutzerinnen und Nutzer gebeten, 31 Thesen einzuordnen. Es geht auch darum, ob der Bundestag die Schuldenbremse einhalten sollte, der Atomausstieg ein Fehler war oder das Bürgergeld verändert werden soll.

Welche Erkenntnis liefert der Wahl-Kompass?

Der Wahl-Kompass berechnet auf Grundlage der 31 Fragen die politische Position des Nutzers oder der Nutzerin und stellt diese dann grafisch im Parteienspektrum dar. Man kann einzelne Themen auswählen und sich anschauen, wie nah man etwa bei „Sicherheit“ oder „Steuern“ den jeweiligen Parteien ist. Ein Ranking zeigt, mit welcher Partei man am häufigsten übereinstimmt. Wem das nicht reicht, der findet unter „Begründungen“ noch für jede der 31 Thesen die Antworten der Parteien.

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Wie kommt der Wahl-Kompass zu diesen Ergebnissen?

Für den Wahl-Kompass hat das Team um Norbert Kersting 90 Thesen entwickelt, die seit November 2024 verfeinert, aktualisiert und dann auf ein Drittel reduziert wurden. „Wir achten auf Themen, die aktuell diskutiert werden und auf Punkte, an denen man Unterschiede zwischen den Parteien erkennen kann“, sagt Kersting, Professor für Politikwissenschaft. Das sei diesmal leichter gewesen. „Das deutsche Parteiensystem wird radikaler. Früher wollten die Parteien zur Mitte rücken, heute ist die Landschaft diverser.“

Norbert Kersting, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Münster, hat den Wahl-Kompass mit seinem Team entwickelt. Der Kompass soll Menschen bei der Frage helfen, welcher Partei sie bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ihre Stimme geben. Er ist eine Alternative zum bekannten Wahl-O-Mat.
Norbert Kersting, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Münster, hat den Wahl-Kompass mit seinem Team entwickelt. Der Kompass soll Menschen bei der Frage helfen, welcher Partei sie bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ihre Stimme geben. Er ist eine Alternative zum bekannten Wahl-O-Mat. © dpa | Roland Weihrauch

Was ist der Unterschied zum Wahl-O-Mat?

Kerstings Team schickt die Thesen den Parteien, die ihnen jeweils zustimmen oder widersprechen müssen. Der Unterschied zum Wahl-O-Mat: „Wir verlassen uns nicht auf das, was uns die Parteien antworten.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler binden laut Kersting andere Fachleute aus der Wahlforschung ein, die die Antworten einem Faktencheck unterziehen. „Wir gleichen die Antworten mit den Wahlprogrammen ab“, sagt Kersting. Angefragt werden nicht alle Parteien, sondern nur jene, die im Bundestag vertreten sind, Chancen auf den Einzug haben oder bei der Europa-Wahl stark abgeschnitten haben. Das sind: SPD, Union, Grüne, FDP, BSW, Linke, AfD, Freie Wähler, ÖDP, Volt und die Tierschutzpartei. Zudem haben Parteien sowie Nutzerinnen und Nutzer mehr Antwortmöglichkeiten als beim Wahl-O-Mat.

>>> Lesen Sie hier alles zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 in NRW

Wie funktioniert der Real-O-Mat?

Die meisten Wahlhilfen greifen auf die Parteiprogramme zur Bundestagswahl am 23. Februar zurück. Anders arbeitet der Real-O-Mat. Er wertet das Abstimmungsverhalten der Fraktionen im Bundestag aus. Nutzerinnen und Nutzer gleichen ihre politischen Ansichten also nicht mit Wahlversprechen der Parteien ab, sondern damit, wie sich die Fraktionen tatsächlich bereits in konkreten Themen positioniert haben.

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Dazu beantwortet man 20 Thesen, die auf Gesetzesentwürfe und Anträge der aktuellen Legislaturperiode zurückgehen – von der Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte in Seniorenheimen über die Vorratsdatenspeicherung bis zur Waffenlieferung in die Ukraine. Man antwortet mit „nein, geht mir zu weit“, „ja, finde ich auch“ oder „nein, reicht mir nicht aus“ – letzteres ist immer dann nicht zu nutzen, wenn keine Partei so abgestimmt hat. Am Ende sieht man, mit welcher Partei man am häufigsten einer Meinung ist. Zu jeder These lässt sich überprüfen, wie die jeweilige Fraktion abgestimmt hat.

Hinter dem Real-O-Mat steht die Plattform „FragDenStaat“, die Partner wie Abgeordnetenwatch, der Paritätische und die Deutsche Umwelthilfe hinter sich versammelt hat.

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Wahlhilfe wie „Tinder“: Wie funktioniert der Wahlswiper 2025?

Der Wahlswiper will über die Parteiprogramme auf möglichst niederschwellige Art informieren und ist dazu ähnlich aufgebaut wie die bekannte Dating-App Tinder. Nutzerinnen und Nutzer bekommen 38 Fragen gestellt, auf die sie mit einem Daumenwischen mit „ja“ oder „nein“ antworten können. Rechts bedeutet Zustimmung, links Ablehnung. Ausweichen kann man einer Frage also nicht, es gibt kein „Vielleicht“.

Zu jeder Frage liefert der Wahlswiper eine Erklärung. Einzelne Antworten können doppelt gewichtet werden, wenn sie einem besonders wichtig sind. Es geht querbeet von Rüstungstransporten oder ein Verbot der AfD bis zu Wahlalter und Atomkraftwerken.

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Ranking beim Wahlswiper: Welche Partei passt zu mir?

Die Antworten können mit den Ansichten von 31 Parteien verglichen werden, nicht alle stehen in NRW auf dem Stimmzettel. Sie haben denselben Fragebogen beantwortet wie die Nutzerinnen und Nutzer. Ein Ranking zeigt, mit welcher Partei es die meisten Übereinstimmungen gibt. Wer das Ergebnis online teilen will, kann es sich als Bild herunterladen.

Die Idee zum Wahlswiper stammt von der Berliner Digitalagentur Movact, entwickelt wurde das Angebot laut eigener Darstellung von einem Team aus Journalisten, Programmierern, Grafikern und Videoproduzenten. Die Fragen haben Fachleute der Politikwissenschaft an der Universität Freiburg erarbeitet.

Sind Wahlhilfen nicht selbsterfüllend?

Wahlhilfen seien keine Wahlempfehlung, betont der Münsteraner Politikwissenschaftler Norbert Kersting. „Wir machen politische Bildung“, so der Fachmann hinter dem Wahl-Kompass. Dass Menschen eine Partei wählen, nur weil etwa der Wahl-Kompass eine hohe Übereinstimmung sieht, glaubt er nicht. „Die Menschen sind eher überrascht über die Ergebnisse, gerade wenn es um die Frage geht, wie nah man einer Partei in einem bestimmten Thema ist“, sagt Kersting.

Die Bundestagswahl in NRW: Hier gibt es weitere Informationen