Essen. Die Erkältungswelle in NRW hat viele Schulkinder erreicht. Praxen sind voll, Eltern unsicher. Wann zur Schule, wann zum Arzt? Tipps vom Experten.

Herbstzeit ist Erkältungszeit. Doch viele Eltern sind unsicher: Wann kann ich mein Kind in die Schule schicken? Und wann sollte ich lieber einen Arzt aufsuchen? Axel Gerschlauer, Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendmedizin (BVKJ) Nordrhein, gibt Eltern Tipps im Gespräch mit Laura Lindemann.

Ab wann sollten Eltern mit ihrem Schulkind zum Arzt gehen?

Schulkinder sollten dann kommen, wenn sie jeden Tag etwas kränker werden. Auch, wenn das Fieber sekundär ansteigt, zum Beispiel nach zwei, drei Tagen plötzlich um einen Grad nach oben schießt. Bei einer angestrengten Atmung oder starken Ohrenschmerzen ist es ebenfalls ratsam, den Kinderarzt aufzusuchen.

Wie sieht es derzeit in den Wartezimmern der Kinder-und Jugendarztpraxen aus?

Unsere Arztpraxen sind sehr voll. Das liegt aber vor allem daran, dass Arbeitgeber einen Krankenschein von den Eltern verlangen. Erst kürzlich war die Hälfte meiner Patienten in der Akutsprechstunde ausschließlich wegen dieser Bescheinigung da, obwohl sie eigentlich nur Bettruhe gebraucht hätten. Das belastet uns Ärztinnen und Ärzte immens, seit Jahren fordern wir deshalb eine Abschaffung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat das Problem zum Glück endlich erkannt und will die Gesetze nun erneuern.

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Wie kann ich meinem Kind zu Hause helfen?

Derzeit geht vor allem die klassische Erkältungswelle rum, dabei handelt es sich fast immer um banale Virus-Infekte. Hier braucht es in der Regel keinen Arzt, es hilft vor allem Bettruhe. Ich empfehle bei Schulkindern in diesem Zusammenhang immer gerne die drei N`s: Nasentropfen, Nurofen und Netflix.

Axel Gerschlauer, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, rät Eltern aus NRW: „Ich empfehle bei Schulkindern bei Erkältungssymptomen immer gerne die drei N`s: Nasentropfen, Nurofen und Netflix.“
Axel Gerschlauer, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, rät Eltern aus NRW: „Ich empfehle bei Schulkindern bei Erkältungssymptomen immer gerne die drei N`s: Nasentropfen, Nurofen und Netflix.“ © Frank Schoepgens

Und ab wann können Eltern ihr Kind wieder unbesorgt in die Schule schicken?

Wenn das Kind 24 Stunden am Stück in einem guten Allgemeinzustand ist, etwa wenn es wieder spielt und nicht freiwillig im Bett oder auf dem Sofa liegt. Das bedeutet nicht, dass das Kind dabei komplett symptomfrei sein muss. Zudem sollte das Fieberthermometer nicht mehr als 37,5 Grad anzeigen. Bei Jugendlichen können Eltern einfach fragen, ob sie sich wieder belastbar fühlen, bei kleineren Kindern können sie den Arzt aufsuchen, wenn sie unsicher sind. Ein leichter Atemwegsinfekt oder Halskratzen hingegen sind keine Gründe, zu Hause zu bleiben.

Ist es sinnvoll, einen Corona-Test zu machen, bevor man das Kind wieder in die Schule schickt?

Nein. Mittlerweile ist Corona bei Kindern ohne chronische Erkrankung in die Kiste der Atemwegsviren einsortiert. Wir gehen mit der Erkrankung um wie mit einem grippalen Infekt. Denn was wir aus der Pandemiezeit in Bezug auf Kinder gelernt haben: Die Soziologie ist wichtiger als die Infektiologie. Kinder brauchen soziale Kontakte.

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Was halten Sie von vorbeugenden Maßnahmen in Schulen, etwa von Luftfiltern?

Davon halte ich nichts. Wir reden über Erkältungssymptome, die in dieser Jahreszeit normal sind und die wir als Gesellschaft mit ein wenig mehr Gelassenheit hinnehmen sollten.

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