Berlin. 2010 überraschte Roland Koch die CDU mit seinem Wechsel in die Wirtschaft - und schwächte mit seinem Abgang den konservativen Flügel der Partei. Kein Wunder also, dass nun einige - bisher eher wenige - nach seinem Rücktritt als Bilfinger-Chef auf Kochs Rückkehr auf die politische Bühne setzen.

CSU-Chef Horst Seehofer wünscht sich ein politisches Comeback des scheidenden Bilfinger-Vorstandsvorsitzenden und früheren CDU-Vizes Roland Koch. "Ich wünsche es mir, für die Union und für ihn", sagte Seehofer. Koch sei ein kluger Kopf. "Entscheiden muss er natürlich selbst."

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Joachim Pfeiffer,betonte, Koch habe die Politik der CDU in den vergangenen 20 Jahren entscheidend mitgeprägt. "Über ein politisches Comeback, in welcher Form auch immer, würde ich mich freuen. Sein politischer und wirtschaftlicher Sachverstand wäre für die gesamte Union eine große Bereicherung."

Die CDU-Zentrale hält sich bedeckt

Mehrere CDU-Politiker betonten, ob Koch nach seinem Ausscheiden beim Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger in die Politik zurückkehrt, sei allein seine Entscheidung. "Wo er sich künftig engagieren will, entscheidet er allein", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß. Er betonte: "Ich schätze Roland Koch sehr, und die CDU kann froh sein, einen wie ihn in den eigenen Reihen zu haben."

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Auch der CDU-Parlamentarier Wolfgang Bosbach sagte: "Das ist ganz allein seine Entscheidung." Bareiß und Bosbach gehören dem konservativen "Berliner Kreis" innerhalb der CDU an. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn meinte, eine Persönlichkeit wie Koch tue der Politik immer gut. Aus der CDU-Zentrale verlautete, so kurz nach der Bekanntgabe des Ausscheidens bei Bilfinger sei in der Partei eine Rückkehr in die Politik noch kein Thema.

Zuviel Ehrgeiz als Vorstandschef

Der frühere hessische Ministerpräsident Koch (56) soll zum 8. August aus dem Konzern ausscheiden. Als Grund wurden offiziell schlechte Zahlen für das Unternehmen angegeben. Beobachter gehen davon aus, dass es letztlich sein Ehrgeiz war, der Koch scheitern ließ. Als Vorstandschef habe er zu viel in zu kurzer Zeit erreichen wollen. Seine Strategie der hohen Ziele ging nicht auf. Den Ausschlag gaben schließlich zwei Gewinnwarnungen innerhalb kurzer Zeit.

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Dass Kochs Vorstellungen unrealistisch waren, blieb dem Aufsichtsrat nicht verborgen. "Wir haben die Ziele immer als sehr ambitioniert wahrgenommen", sagt Aufsichtratschef Bernhard Walter am Tag nach der Ankündigung des Rücktritts. Als Grund für seinen vorzeitigen Abgang bei Bilfinger nennt Koch neben den zwei Gewinnwarnungen in einer Erklärung folgerichtig auch Differenzen mit den Kontrolleuren. Er habe feststellen müssen, dass "wesentliche Teile des Aufsichtsrats und ich bei der Beurteilung der unmittelbaren nächsten notwendigen Maßnahmen nicht ausreichend übereinstimmen". Nun wird mit Spannung erwartet, wie sich Koch in den kommenden Wochen positioniert: Politik oder nicht?

Ohne politisches Amt dürfte eine Rückkehr für Koch aber schwer werden. Er war vor seinem Wechsel zu Bilfinger 2010 als Ministerpräsident zurückgetreten und als stellvertretender CDU-Chef bei der folgenden Bundesvorstandswahl nicht wieder angetreten. Ihm folgte auf beiden Posten Volker Bouffier aus Hessen nach.

Verwickelt in die CDU-Parteispendenaffäre

Koch gehörte zu den CDU-Politikern, deren Parteikarriere wegen Merkels Stärke an der Spitze auf lange Sicht für ausgeschöpft gehalten wurde. 1999 war auch der hessische Landesverband in die CDU-Spendenaffäre verwickelt, in deren Verlauf Koch zugeben musste, zu den Hintergründen gelogen zu haben.

In der Union hat Koch oft die Themen der Konservativen besetzt, was für die Vielfalt der Partei als wichtig galt. Sein Ausscheiden aus der Politik war in diesen Kreisen bedauert worden. Befürchtungen wurden laut, der konservative Flügel der CDU werde geschwächt. Bei seinem Wechsel 2010 sagte Koch, Politik sei ein faszinierender Teil seines Lebens, "aber Politik ist nicht mein Leben".