Wiesbaden..
Roland Kochs Abschied war alles andere als leise. Mit einem pompösen Defilee auf Schloss Biebrich und reichlich Polit-Prominenz feierte der CDU-Mann seinen letzten Tag als Hessens Ministerpräsident. Kanzlerin Merkel hielt eine wohlwollende Rede.
Eineinhalb Stunden schüttelte Roland Koch eine Hand nach der anderen, seine Frau Anke an seiner Seite. Zum feierlichen Abschied am Montag auf Schloss Biebrich in Wiesbaden marschierte die gesamte Politikerprominenz auf, alle standen Schlange, um dem hessischen Ministerpräsidenten nach elf Jahren im Amt Lebwohl zu sagen. Rund 500 geladene Gäste gaben Koch die Ehre, darunter auch Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU). Beim Abschiedsempfang betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass der Spitzenpolitiker ihr fehlen werde: „Ich hoffe, dass er mir auch aus der Ferne weiter Ratschläge gibt.“ Als anschließend alle zur Serenade in den Schlosspark drängten, hörte es sogar auf zu nieseln. Die Regenponchos blieben unbenutzt.
„Roland Koch wird uns fehlen“
Als Helmut Kohl im Rollstuhl vor der prächtigen Schlosskulisse auftauchte, gab es spontanen Applaus von Schaulustigen am Zaun, die Gäste erhoben sich von ihren Klappstühlen. Auch für Roland Koch gab es Standing Ovations. Begleitet von Fackelträgern spielte das Heeresmusikkorps der Bundeswehr neben dem Hessenlied auch ein Medley mit Hits von Udo Jürgens, der Musiker brachte seinem Freund live ein Ständchen. Es sei für einen Komponisten eine „Adelung“, wenn ein Ministerpräsident bei seinem Abschied seine Lieder spiele, sagte Jürgens.
Beim Abschiedsempfang gab es Würstchen und Frikadellen mit Kartoffelsalat. Der designierte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der am Dienstag zum Nachfolger gewählt werden soll, schlenderte gutgelaunt mit einem Glas Wein durch die Menge. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) betonte, dass Koch ganz Deutschland fehlen werde. Es gebe kaum einen Politiker, der so eine „intellektuelle Brillianz“ und politische Tatkraft habe. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte, dass Deutschland mit Koch eine „sehr, sehr analytische Persönlichkeit“ verliere. Und auch der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann betonte: „Roland Koch wird uns fehlen.“ Er hoffe, dass sich Koch auch künftig zu gesellschaftlichen Grundfragen zu Wort meldet.
Merkel preist Kochs „Intelligenz und Brillianz“
Die Bundeskanzlerin bedankte sich bei dem Politiker, dass er sich als Ministerpräsident nicht nur auf Hessen konzentriert habe. Er habe sich für alle bundespolitischen Dinge engagiert, „weit über notwendige und vielleicht auch erwartete Maß hinaus. Ich weiß, wovon ich spreche“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Streit als Lebensform sei ihm sympathisch, doch dabei sei er immer produktiv, betonte Merkel. Mit „Intelligenz und Brillianz“ analysiere er Probleme, suche dabei auch immer nach Lösungen. Wer ihm widersprechen wolle, sollte dies gleich bei der Anfangsthese tun, danach werde es schwierig. „Doch das habe ich auch irgendwann gelernt“, sagte Merkel unter Applaus.
Bei seiner Rede betonte Koch, dass dieser Abschied eine „große Ehre“ für ihn sei. Ausdrücklich bedankte er sich bei seiner Familie. Amt und Mensch, das seien zwei unterschiedliche Sachen. „Ich bin mehr und ich will mehr sein“, sagte Koch. Es gehe darum, Spuren zu hinterlassen. Einige Spuren würden vom Wind der Zeit wieder verweht, andere hinterließen leider auch Kratzen und Beulen. „Hoffentlich gingen sie nie über das erträgliche Maß des sportlichen Wettkampfs hinaus“, fügte er hinzu. Welche Spuren von Historikern einmal als Wegmarken bezeichnet würden, wisse man jetzt noch nicht. „Die Wunden bitte ich zu entschuldigen, über die Wegmarken reden wir in einem halben Jahrhundert“, betonte Roland Koch zum Abschied. (ddp)