Frankfurt. .

Die Anzeichen für einen Wechsel von Roland Koch an die Spitze des Baukonzerns Bilfinger Berger verdichten sich. Nach Medienberichten soll der frühere hessische Ministerpräsident 2011 neuer Chef des Unternehmens werden

Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wird nach einem Magazinbericht nun doch Vorstandschef des zweitgrößten deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger. Das Magazin „Focus“ berichtete am Samstag vorab ohne Angabe einer Quelle, der Politik-Aussteiger Koch werde voraussichtlich schon in wenigen Tagen einen Vertrag bei dem wegen Qualitätsmängeln kritisierten Mannheimer Baukonzern unterschreiben. Bilfinger Berger wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren.

Fischer, Schröder & Co - umstrittene Seitenwechsel

Joschka Fischer (Grüne), der frühere Außenminister berät die Energiekonzerne RWE und OMV. Fischer soll den Bau der Gas-Pipeline Nabucco politisch begleiten.
Joschka Fischer (Grüne), der frühere Außenminister berät die Energiekonzerne RWE und OMV. Fischer soll den Bau der Gas-Pipeline Nabucco politisch begleiten. © WAZ
Gerhard Schröder (SPD), der Alt-Kanzler unterstützt das Ostsee-Pipeline-Projekt, das der russische Gazprom-Konzern mit den deutschen Unternehmen Eon und BASF plant.
Gerhard Schröder (SPD), der Alt-Kanzler unterstützt das Ostsee-Pipeline-Projekt, das der russische Gazprom-Konzern mit den deutschen Unternehmen Eon und BASF plant. © AP
Hildegard Müller (CDU), die frühere Staatsministerin im Kanzleramt, ist zum Bundesverband Energie und Wasserwirtschaft gewechselt.
Hildegard Müller (CDU), die frühere Staatsministerin im Kanzleramt, ist zum Bundesverband Energie und Wasserwirtschaft gewechselt. © ddp
Rainer Wend (SPD), der ehemalige wirtschaftspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, ist jetzt Chef-Lobbyist der Deutschen Post.
Rainer Wend (SPD), der ehemalige wirtschaftspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, ist jetzt Chef-Lobbyist der Deutschen Post. © Alle Rechte beim Dt. Bundestag
Marianne Tritz (Grüne), die ehemalige Grünen-Abgeordnete arbeitet als Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands.
Marianne Tritz (Grüne), die ehemalige Grünen-Abgeordnete arbeitet als Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands. © WR
Friedrich Merz (CDU), hat sich neben seinem Abgeordnetenmandat als Multi-Aufsichtsrat etabliert - und anderem beim Versicherungskonzern Axa, bei der Deutschen Börse AG und der Immobilienfirma IVG.
Friedrich Merz (CDU), hat sich neben seinem Abgeordnetenmandat als Multi-Aufsichtsrat etabliert - und anderem beim Versicherungskonzern Axa, bei der Deutschen Börse AG und der Immobilienfirma IVG. © WAZ
Matthias Berninger (Grüne), ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, ist für den Lebensmittelkonzern Masterfoods (
Matthias Berninger (Grüne), ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, ist für den Lebensmittelkonzern Masterfoods ("Mars") tätig.
Gunda Röstel (Grüne), die frühere Parteichefin wechselte zu Gelsenwasser und ist mittlerweile Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden.
Gunda Röstel (Grüne), die frühere Parteichefin wechselte zu Gelsenwasser und ist mittlerweile Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden.
Reinhard Göhner (CDU), ist seit Jahren in Doppelfunktion Bundestagsabgeordneter und Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Göhner hat mittlerweile angekündigt, nicht noch einmal für das Parlament zu kandidieren.
Reinhard Göhner (CDU), ist seit Jahren in Doppelfunktion Bundestagsabgeordneter und Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Göhner hat mittlerweile angekündigt, nicht noch einmal für das Parlament zu kandidieren.
Der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (ehemals SPD) hat viele Posten in der Wirtschaft. Er sitzt unter anderem bei der RWE-Tochter RWE Power im Aufsichtsrat und ist für das Zeitarbeitsunternehmen Adecco tätig.
Der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (ehemals SPD) hat viele Posten in der Wirtschaft. Er sitzt unter anderem bei der RWE-Tochter RWE Power im Aufsichtsrat und ist für das Zeitarbeitsunternehmen Adecco tätig. © ddp
Der ehemalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) wechselte zum Baukonzern Hellmich, wo er seit wenigen Wochen Geschäftsführer ist.
Der ehemalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) wechselte zum Baukonzern Hellmich, wo er seit wenigen Wochen Geschäftsführer ist. © ddp
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Koch hatte im Mai überraschend seinen Rückzug aus der Politik und einen Wechsel in die Wirtschaft angekündigt und war Ende August aus dem Amt geschieden. Seitdem wird über seine berufliche Zukunft spekuliert. Im Sommer hatten Koch und das Unternehmen einen Zeitungsbericht über einen Wechsel zu Bilfinger dementiert. Anfang Oktober hatte Koch außerdem Spekulationen widersprochen, er stehe als Nachfolger von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bereit.

Pfuschvorwürfe gegen Bilfinger Berger

Am Dienstag sagte Bilfinger-Aufsichtsratschef Bernhard Walter, er spreche im Zusammenhang mit der geplanten Neubesetzung des Chefpostens mit einer Reihe von Kandidaten, darunter auch Koch. Eine Entscheidung sei bisher nicht gefallen, diese bedürfe ohnehin noch der Zustimmung der zuständigen Gremien. Derzeit wird der Baukonzern von Herbert Bodner geführt, dessen Vertrag zur Jahresmitte 2011 ausläuft. Der Aufsichtsrat des Unternehmens ist bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Nachfolger für den gebürtigen Österreicher, der seit 1999 an der Unternehmensspitze steht und im kommenden Jahr 63 Jahre alt wird.

Zu Jahresbeginn hatte es gegen Bilfinger Pfuschvorwürfe im Zusammenhang mit U-Bahn-Baustellen in Köln und Düsseldorf und mit einer Schnellbahntrasse in Bayern gegeben. Nahe einer Baugrube in Köln stürzte vor mehr als einem Jahr das Historische Archiv der Stadt ein, dabei starben zwei Menschen. Deutschlands Branchenzweiter hinter Hochtief räumte Qualitätsmängel bei den U-Bahn-Baustellen ein, bestritt aber Mängel an der ebenfalls kritisierten ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt. Beim Neubau der Autobahn von Hamburg nach Bremen löste sich Fahrbahnbelag über mehrere Kilometer auf, was einem Gutachten zufolge an Materialfehlern lag. (rtr)