US-Waffenlobby fordert nach Massaker die Aufrüstung aller Schulen
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Washington. Bewaffnete Wachleute in allen Schulen der USA hat der Waffenlobby-Verband NRA als Konsequenz nach dem Schul-Massaker in Newtown verlangt. Der Vize-Präsident der “National Rifle Association“, Wayne LaPierre, warf der Politik vor, Amokläufe wie den in Connecticut zu begünstigen, weil sie Schulen zu waffenfreien Zonen erklärt habe.
Das sagte der Vize-Präsident der rund vier Millionen Mitglieder zählenden „National Rifle Association“ (NRA), Wayne LaPierre, gestern in Washington. Er forderte den Kongress auf, bereits nach den Weihnachtsferien entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um so schnell wie möglich ein lückenloses "Schutzschild" für die Schulen aufzubauen.
Waffenkultur in den USA
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NRA: Politik begünstigt Blutbäder, weil Schulen waffenfreie Zonen sind
Bei der als Pressekonferenz angekündigten Veranstaltung durften keine Fragen gestellt werden. Zwei Demonstranten, die mit Spruchbändern Kritik übten („Die NRA tötet unsere Kinder“ - „Die NRA hat Blut an den Händen“) wurden von Saaldienern abgeführt.
LaPierre, der seit 35 Jahren die zentrale Figur des Verbandes ist, ging mit keinem Wort auf die landesweit geführte Debatte ein, wonach die Überversorgung mit Waffen (300 Millionen Stück) und der vergleichsweise laxe Zugang in etlichen Bundesstaaten Ursache von folgenschweren Amokläufen sein könnte. Im Gegenteil. Der NRA-Vize warf der etablierten Politik vor, Blutbäder wie das von dem 20 Jahren alten Adam Lanza in Newtown am Freitag vor einer Woche veranstaltete, fahrlässig zu begünstigen, indem sie Schulen zu waffenfreien Zonen erklärt habe.
Amerika setze seine Schwächsten, „unsere geliebten, unschuldigen und verletzbaren Kinder“ in den Schulen, „kranken Monstern“ aus. Flughäfen, öffentliche Gebäude, Sport-Arenen, Banken und andere wichtige Orte würden dagegen von bewaffnetem Personal oder der Polizei gesichert. „Warum ist eine Waffe gut, wenn sie unseren Präsidenten schützt“, fragte LaPierre rhetorisch, „und schlecht, wenn damit Schüler gesichert werden?“ Die einzige Möglichkeit, einen „bösen Menschen mit einer Waffe zu stoppen“, sei es, „einem guten Menschen eine Waffe an die Hand zu geben“.
LaPierre beschuldigt Medien, Blutbäder mit Berichterstattung zu belohnen
Vehement verwahrte sich LaPierre gegen Kritik an der NRA, in der gesetzestreue Bürger ihr durch die Verfassung geschütztes Recht auf Waffenbesitz ausübten. Den Leitmedien Amerikas, die der NRA mit „Hass“ begegneten, warf der 64-Jährige die „Komplizenschaft“ mit einer „gefährlichen Schattenwirtschaft“ vor, in der „Mord als way of life und Unterhaltung“ dargestellt werde. LaPierre versteht darunter Videospiele, Kino-Filme und Musik-Videos, in denen „die dreckigste Form der Pornographie“ gepflegt werde: das Töten. Ausdrücklich erwähnte LaPierre Video-Spiele wie „Bullet Storm“, „Grand Theft Auto“ oder „Mortal Combat“. Medien betätigen sich hier als „korrupte Helfershelfer“; zumal sie Blutbäder wie das in Newtown mit „umfassender Berichterstattung belohnen“ und so schreckliche Vorbilder für Nachahmungstäter schaffen würden.
Anstatt wie nach allen vorangegangenen Amokläufen erneut „fruchtlose, langatmige Debatten zu führen“, müsse der Kongress nach dem „unaussprechlichen Verbrechen“ von Newtown sofort tätig werden. LaPierre: „Glaubt irgendwer, dass nicht schon der nächste Adam Lanza das nächste Massaker plant?“ Die NRA kündigte an, an einem umfassenden Trainingsprogramm für die Wehrhaftigkeit der Schulen mitarbeiten zu wollen.
Menschen in den USA gedenken der Opfer von Newtown
Kurz vor dem Aufritt der NRA in der Hauptstadt haben Menschen in ganz Amerika und inNewtown um die 26 Opfer in der Sandy Hook-Grundschule getrauert. Um 9.30 Uhr schlugen vielerorts die Kirchenglocken 26 Mal - für jedes Opfer einmal.
Trauer in Newtown
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US-Präsident Barack Obama hat unterdessen den Befürwortern schärferer Waffengesetze, die etwa das Verbot von halbautomatischen Sturmgewehren oder Munitions-Magazinen mit mehr als zehn Schuss vorsehen, den Rücken gestärkt. In seiner wöchentlichen Video-Botschaft stellte sich Obama hinter die inzwischen von 200.000 Amerikanern unterzeichnete Petition auf der Internetseite des Weißen Hauses und rief dazu auf, den Druck auf die Abgeordneten in Senat und Repräsentantenhaus zu verstärken. "Ich brauche Ihre Hilfe. Rufen Sie Ihre Kongressvertreter so oft an wie nötig, bekennen Sie Farbe und sagen Sie im Namen unser aller Kinder: Es reicht."
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