Washington. Rund 30.000 Menschen sterben in den USA Jahr für Jahr durch Schusswaffen - trotzdem sind die Waffengesetze seit Jahrhunderten unangetastet. Waffenbesitz gehört in den Vereinigten Staaten zu den Grundrechten. Und die Waffenlobby, die spendenfreudige National Rifle Association, tut viel dafür, dass das so bleibt.
Nach dem Amoklauf an der Columbine High School in Colorado 1999 wurde die Sicherheit an vielen amerikanischen Schulen verbessert. Das Grundproblem – die Waffengesetze – blieb unangetastet. Obwohl jährlich 30 000 Menschen in Amerika durch Schusswaffen sterben.
Waffenbesitz ist in den USA Teil der Identität vieler Menschen und durch einen Verfassungszusatz garantiertes Grundrecht, ähnlich wie die Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheit. Der am 15. Dezember 1791 verabschiedete Zusatz erklärt als „notwendig für die Sicherheit eines freien Staates, [dass] das Recht der Menschen Waffen zu tragen, nicht beeinträchtigt wird“. An diesem Satz, der sich in Wahrheit auf eine Bürgerwehr und nicht auf den Waffenbesitz als reine Privatangelegenheit bezieht, scheiterten bisher alle Versuche, nach Amokläufen den Zugang zu Schusswaffen zu erschweren.
Auch Obama scheut die Auseinandersetzung mit der NRA
Größter Feind der Forderungen nach Einschränkungen ist stets die National Rifle Association (NRA). Die vielleicht einflussreichste Lobbygruppe der US-Gesellschaft mit Sitz in Virginia, mehrere Millionen Mitglieder stark, betont nach jeder neuen Schreckenstat, dass die überwältigende Mehrheit aller Waffenbesitzer friedlich und gesetzestreu sei und keinerlei Gefahr für ihre Mitmenschen darstelle. Der Schlussfolgerung der – Hände weg von den Waffengesetzen! – entgegen zu treten, fällt den meisten Politikern aus Angst vor der spendenkräftigen NRA nicht ein.
Obwohl es bekannte Organisationen für eine Begrenzung des Waffenbesitzes gibt: etwa die nach Präsident Ronald Reagans im März 1981 bei einem Attentat schwer verletztem Pressesprecher Jim Brady benannte „Brady Campaign“. In Umfragen halten sich Befürworter des status quo und Gegner der liberalen Waffengesetze, die von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich sind, inzwischen die Waage.
Präsident Obama hatte sich während seiner Amtszeit als Senator von Illinois – also weit vor seiner ersten Wahl ins Weiße Haus 2008 – massiv für schärfere Waffengesetze ausgesprochen. Seit er im Amt ist, scheut er das Thema, verweist vage auf einen „nationalen Konsens“, der erst hergestellt werden müsste, bevor sich etwas ändern könne. Die Tragödie von Sandy Hook, so hoffen die Gegner des laxen Waffengebrauchs, könnte ein neues Nachdenken auslösen.