Moskau/Washington. In Moskau haben am Samstag mehrere tausend Menschen gegen den künftigen Präsidenten Wladimir Putin und Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl demonstriert gegangen. Die Organisatoren sprachen von 25.000 Teilnehmern, die Polizei von 8000.
Mehr als 20.000 Menschen haben am Samstag in der Moskauer Innenstadt gegen Wahlbetrug und für den Rücktritt des künftigen Präsidenten Wladimir Putin und Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl protestiert. Von der Stadt genehmigt war eine Demonstration mit bis zu 50.000 Teilnehmern. Die Protestbewegung steht eine Woche nach der Wahl Putins zum russischen Präsidenten am Scheideweg: Die im Vergleich zu vorherigen Protesten relativ geringe Beteiligung legte nahe, dass die Oppositionsbewegung an Schwung verloren hat.
Der Chef der oppositionellen Linksfront, Sergej Udalzow, sprach von 30.000 Demonstranten. Bei ähnlichen Großdemonstrationen nach der ebenfalls von Betrugsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl im Dezember waren noch rund 100.000 Menschen auf die Straße gegangen.
Die Opposition werde so lange demonstrieren, „bis unsere wichtigsten Forderungen erfüllt sind“, sagte einer der Anführer der Protestbewegung, Wladimir Ryschkow. Er forderte politische Reformen, eine unabhängige Justiz, ein Ende der Zensur und vorgezogene Wahlen. Die russische Regierung sei „nicht legitim, und sie hat Angst“, rief er den Demonstranten zu.
Inzwischen hat auch US-Präsident Obama Putin zum Sieg gratuliert
Angesichts der neuen Massenproteste waren im Zentrum der russischen Hauptstadt am Morgen hunderte Einsatzkräfte mit einer Vielzahl von Bussen vorgefahren. Nach offiziellen Angaben sollen insgesamt rund 2500 Polizisten und Spezialkräfte des Innenministeriums im Einsatz sein.
Auch in St. Petersburg will die Opposition am Samstag demonstrieren, die Kundgebung wurde von den Behörden allerdings nicht genehmigt. Die Veranstalter hoffen trotzdem auf rund 500 Teilnehmer, wie Organisator Juri Melnitschuk dem Sender Moskauer Echo sagte. Die Opposition hatte nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl am Sonntag angekündigt, die Proteste zu einem ständigen Begleiter von Putins dritter Amtszeit im Kreml werden zu lassen.
Inzwischen hat auch US-Präsident Barack Obama Putin zum Sieg gratuliert. Er und Putin seien sich einig, dass der von Obama nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren angekündigte Neuanfang in den bilateralen Beziehungen in den kommenden Jahren ausgebaut werden solle, teilte die Regierung am Freitagabend in Washington mit. Das Telefonat drehte sich den Angaben zufolge auch um den Atomstreit mit dem Iran, den Syrien-Konflikt und die US-Pläne für einen Raketenabwehrschild. (afp/rtr)