Moskau. Wladmir Putin zieht wieder in den Kreml ein. Bei der Wahl am Sonntag erreichte er bei der Präsidentschaftwahl eine deutliche Mehrheit. Die Wahlen waren von Betrugsvorwürfen überschattet.

Wladimir Putin ist ersten Trends zufolge zum dritten Mal zum russischen Präsidenten gewählt worden. Das russische Staatsfernsehen zitierte am Sonntagabend Wählernachfragen, denen zufolge der bisherige Ministerpräsident deutlich mehr Stimmen als die im ersten Wahlgang erforderliche absolute Mehrheit gewann.

Putin liege bei 61,8 Prozent, teilte die Wahlkommission in Moskau am Sonntagabend nach Auszählung von 14,5 Prozent der abgegebenen Stimmen mit. Kanal 1 zitierte eine landesweite Wählernachfrage des Meinungsforschungsinstituts WTsIOM, nach der Putin 59 Prozent der Stimmen erhielt. Bei Rossija TV kam Putin einer Nachfrage des Meinungsforschungsinstituts FOM zufolge auf 58 Prozent. Der kommunistische Kandidat Gennadi Sjuganow kam auf 18, die anderen drei Bewerber Wladimir Schirinowski, Sergej Mironow und der Milliardär Michail Prochorow kamen nicht über den einstelligen Bereich hinaus.

Ein solches Ergebnis war erwartet worden.

Manipulationsvorwürfe

Die Abstimmung wurde von zahlreichen Manipulationsvorwürfen begleitet, russische Beobachtergruppen meldeten noch vor Schließung der Wahllokale im Westen um 18.00 Uhr MEZ mehr als 2.000 Unregelmäßigkeiten. Unabhängigen Wahlbeobachtern zufolge wurden am Sonntag Wahlberechtigte mit Bussen von Wahllokal zu Wahllokal gefahren, um mehrfach abzustimmen. Zu mehrfachen Stimmabgaben kam es nach Angaben der Leiterin der Wahlbeobachtergruppe Golos, Lilia Schibanowa, in Moskau, Nowosibirsk und der sibirischen Stadt Barnaul gekommen sein. "Wir haben natürlich mit Karussellen gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß", schrieb der prominente Oppositionelle und Blogger Alexej Nawalni im Kurznachrichtendienst Twitter.

In einigen bei den Parlamentswahlen wegen Unregelmäßigkeiten aufgefallenen Wahllokalen schien die Abstimmung am Sonntag aber regelkonform zu verlaufen.

"Das wird keine ehrliche Wahl, aber wir dürfen nicht nachgeben", sagte Michail Gorbatschow, der letzte Staatschef der Sowjetunion, bei der Stimmabgabe. Er äußerte sich zuletzt zunehmend kritisch über Putin. Ehrliche Wahlen seien das Motto für die kommenden Jahre, sagte Gorbatschow.

Michail Kasjanow, der dem Präsidentschaftskandidaten Putin einst als Ministerpräsident diente und später in die Opposition ging, sagte: "Diese Wahlen sind nicht frei. Wir werden den Präsidenten nicht als legitim anerkennen." Der Oppositionsführer Boris Nemzow sagte: "Das ist keine Wahl, das ist eine Imitation."

Über 90.000 Wahllokale mit Webcams ausgestattet

Zudem lagen Berichte über fragwürdige Wählerlisten und nicht funktionierende Webcams vor. Seit der umstrittenen Parlamentswahl im Dezember wurden die mehr als 90.000 Wahllokale in Russland mit Webcams ausgestattet. Aktivisten schulten Zehntausende Russen als Beobachter. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat Beobachter entsandt.

Putin war bereits von 2000 bis 2008 Präsident. Eine direkte dritte Amtszeit verwehrte ihm die Verfassung. Er wechselte ins Amt des Ministerpräsidenten und überließ seinem Gefolgsmann Medwedew das Präsidentenamt. Bei einem Sieg am Sonntag tritt Putin als erster Staatschef eine sechsjährige Amtszeit an. Mit einem weiteren Sieg 2018 könnte er fast ein Vierteljahrhundert mächtigster Mann in Russland werden - die längste Zeit seit Josef Stalin Mitte des vergangenen Jahrhunderts. (dapd/afp)