Berlin. Nach dem weitgehend sachlich geführten TV-Duell verschärft SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Tonlage gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er soll sie als "völlig substanzlos" bezeichnet haben. Zugleich ist die Debatte um mögliche Koalitionen neu entfacht worden.

Nach dem TV-Duell am Sonntagabend werden die Töne schärfer. Nun schießt SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In der SPD-Parteizeitung «Vorwärts» warf Steinmeier laut Vorabbericht vom Montag der CDU-Chefin Ideenlosigkeit vor. «Wir haben es mit der 'Ich auch'-Kanzlerin zu tun: Wann immer jemand eine erfolgversprechende Idee hat, sagt Angela Merkel: 'Ich auch.' Das mag geschickt erscheinen, ist aber völlig substanzlos», kritisierte der SPD-Kanzlerkandidat. Er fügte hinzu, wenn es zu Schwarz-Gelb komme und die FDP Sozialabbau und Steuersenkungen für Reiche fordere, «wird Frau Merkel wieder laut Ja rufen».

Debatte um neue Koalitionen

Derweil ist die Debatte über mögliche Koalitionen nach der Bundestagwahl belebt worden. SPD-Chef Franz Müntefering schloss am Montag ein Zusammengehen mit den Liberalen nicht grundsätzlich aus, die FDP indes lehnte ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten ab. Die Grünen wiederum wollten sich verschiedene Optionen offenhalten.

Müntefering stellte im Deutschlandfunk nochmals klar, dass er gegen eine Fortsetzung der großen Koalition nach der Bundestagswahl am 27. September sei: «Man kann nicht so weiter machen.» Eine der großen Parteien müsse «aufs Feld», die andere Große «auf die Reservebank». Der SPD-Chef wandte sich zwar gegen eine schwarz-gelbe Regierung, lehnte ein Bündnis unter Beteiligung der FDP aber nicht gänzlich ab. Er schließe nur eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei aus, «alle anderen müssen irgendwie miteinander können».

FDP will keine Zusammenarbeit mit der SPD

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte derweil im ARD-«Morgenmagazin», die Äußerungen von SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier im TV-Duell mit Merkel hätten deutlich gemacht, dass es zwischen SPD und FDP keine inhaltliche Basis gebe. «Die Inhalte passen nicht zusammen, also kann man auch nicht zusammen regieren», betonte er.

Die Grünen wiederum schlossen eine Koalition von Union, FDP und Grünen aus. Seine Partei machten sich nicht zum Steigbügelhalter für Schwarz-Gelb, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir im Südwestrundfunk (SWR). Fraktionschefin Renate Künast zeigte sich im ARD-«Morgenmagazin» etwas zurückhaltender . Nach ihren Worten stehen die Grünen bereit, nach der Wahl «mit allen» zu reden, da es für einen Wechsel hin zu Rot-Grün nach der Bundestagwahl nicht reichen werde. Für Schwarz-Gelb werde es aber auch keine Mehrheit geben.

Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, verwahrte sich gegen Spekulationen seitens der Union, seine Partei strebe eine Koalition mit der SPD auf Bundesebene an. Die Politik von SPD und Linkspartei stimme «in zentralen Fragen nicht überein», sagte Bartsch im ARD-«Morgenmagazin» und nannte unter anderem die Themen Afghanistan und Mindestlohn. Mit Blick auf den SPD-Kanzlerkandidaten sagte Bartsch: «Mit diesem Steinmeier nicht.» (ddp)