Berlin/Düsseldorf. In der FDP wächst der Ärger über die Bundeskanzlerin. Der Vorwurf: Angela Merkel hätte im TV-Duell mit Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) viel offensiver für eine Koalition mit den Liberalen eintreten müssen. FDP-Landes-Chef Andreas Pinkwart zeigt sich frustriert.
Die FDP ist nach dem TV-Duell sauer auf Merkel. Scharfe Kritik kommt dabei aus NRW, wo die FDP gemeinsam mit der CDU die Regierung bildet. „Beim Fernsehduell hat die Kanzlerin der Großen Koalition gesprochen und nicht die Kandidatin eines Bündnisses für mehr Freiheit, beste Bildung und starke Innovation”, zeigte sich FDP-Landes-Chef Andreas Pinkwart frustriert.
„Die Kanzlerin hat die Chance, vor einem Millionenpublikum für die schwarz-gelbe Koalition zu kämpfen, ungenutzt gelassen”, schimpfte auch FDP-Landtagsfraktionschef Gerhard Papke. NRW-FDP-Generalsekretär Christian Lindner beklagte, die Kanzlerin habe „Schwarz-Gelb nicht so gut dargestellt wie Schwarz-Gelb sein könnte”. Und weiter: „Merkel wäre besser gewesen, wenn sie Steinmeier in die Parade gefahren wäre.“
Unmut - auch in der Bundes-FDP
Auch bei der Bundes-FDP gibt es Unmut über Merkel. „Aus allen Poren”, so Liberalen-Chef Guido Westerwelle, habe es bei dem Fernseh-Duell nach großer Koalition gerochen. „Das war eine öffentliche Kabinettssitzung”, so Westerwelle. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel erklärte gegenüber der WAZ: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass das CDU-Präsidium nach dem TV-Gespräch Merkel/Steinmeier heute eine deutlichere Ausrichtung auf Schwarz-Gelb vorgenommen hat. Das ist auch dringend notwendig, wenn Schwarz-Gelb nicht gefährdet werden soll.”
SPD-Kandidat Steinmeier selbst ging nach dem TV-Duell, bei dem er und Merkel sich gegenseitig weitgehend geschont hatten, gestern in die Offensive. Die Kanzlerin schließe sich jeder Erfolg versprechenden Idee einfach an, sagte Steinmeier in der SPD-Zeitung „vorwärts”. „Das mag geschickt erscheinen, ist aber völlig substanzlos”, sagte er. Steinmeier warnte vor einem Machtwechsel hin zu Union und FDP. Es drohe ein „Kahlschlag in der Gesundheitspolitik” und „eine Privatisierung des Krankheitsrisikos”.
Steinmeier kritisierte Äußerungen Merkels zu ungleichen Einkommen von Männern und Frauen. Die Kanzlerin hatte in einem Interview eine staatliche Regelung der Gleichbehandlung von Frauen bei den Löhnen als nicht „erfolgversprechend” abgelehnt. Steinmeier kritisierte, sie sage den Frauen, sie sollten „zum Chef betteln” gehen.