Essen. . Wenn mal wieder alles unklar bleibt – ist G8 schuld. Wenn die Tochter magersüchtig wird – ist auch G8 schuld. Wenn Lehrer einen Nervenzusammenbruch erleiden – klar: Macht alles G8. Die Schulzeitverkürzung gilt als Mutter aller Schwierigkeiten im Bildungsalltag. Zu Unrecht. Ein Kommentar.

Wenn mal wieder alles unklar bleibt – ist G8 schuld. Wenn die Tochter magersüchtig wird – ist auch G8 schuld. Wenn Lehrer einen Nervenzusammenbruch erleiden oder wahlweise die Eltern, die nachmittags ihre Kinder coachen – klar: Macht alles G8. Die Schulzeitverkürzung wird mitunter als Mutter aller Schwierigkeiten im Schüler-Lehrer-Eltern-Alltag betrachtet.

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Die Ablehnung geht so weit, dass die eigenen Schulzeit mit zähem Frontalunterricht und/oder alltagsfernen Inhalten in den Fremdsprachen mit romantischem Blick verklärt wird – als hätte es zu G9-Zeiten weder Nervenzusammenbrüche noch schlechte Mathenoten oder magersüchtige Teenager gegeben.

Dabei hat G8 hat in NRW eine Menge sinnvoller Reformen bewirkt. Mehr Freiarbeit, mehr Projekte, mehr Pausen oder Blockunterricht sind an vielen Gymnasien (leider längst nicht an allen) Standard. Im Idealfall werden schwache Kinder schnell in Fördergruppen aufgefangen und starke motiviert. Auf genau dieser Schiene müssen die Gymnasien weitermachen: Fördern und Stärken unterstützen.

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Auf das einzelne Kind kommt es an

Wie immer kommt es auf das einzelne Kind an. Noch wird dem das Schulsystem nur äußerst selten gerecht. Dass es Unmut gibt über das Schulwesen, ist gerechtfertigt. Die Fehler im System aber allein auf G8 abzuwälzen, ist verantwortungslos; eine Rückkehr zu G 9 würde all die zarten Reformen im Keim ersticken und das allgemeine Chaos weiter verstärken. In diesem Sinne: Hoffentlich schafft es Sylvia Löhrmann, auf ihrem Kurs zu bleiben. Die eigenen Reihen sollten ihr dafür den Rücken stärken. Leider springen aber offenbar sogar die eigenen Leute auf den Zug der Empörung auf, der vor allem aus den anderen Bundesländern auf NRW hinüber schwappt.