Gelsenkirchen. Das Schalker Gymnasium ist dank des G9-Angebots restlos überlaufen und musste nun 20 Grundschüler ablehnen. Darunter auch Schüler mit sehr guten Noten, denn die Entscheidung fiel per Losverfahren. Trotz den vielen Anmeldungen darf die Schule keine vier Eingangsklassen einrichten.

Der Elternwille zählt – eigentlich. Im Fall des Schalker Gymnasiums aber hat das Losglück gezählt. Und das war Familie Cap nicht hold. Deshalb wird Tochter Luca Marlen im nächsten Schuljahr nicht die 5. Klasse des Gymnasiums besuchen. Als einziges von sieben Kindern ihrer Klasse – die anderen Schüler wurden alle angenommen. „Ich habe das meiner Tochter noch gar nicht erzählt“, fürchtet ihr Vater Michael Cap Tränen.

Der Leiterin des Schalker Gymnasiums, Renate Philipp, sind Enttäuschung und Ärger der Eltern wohl bekannt. Schließlich hat sie in der vergangenen Woche über 20 Ablehnungsbescheide verschicken müssen. 110 Anmeldungen lagen für das nächste Schuljahr vor, aufgenommen werden können aber nur 84 Kinder. Grund für den Run auf das Schalker Gymnasium, das vor Jahren schon tot gesagt war: Es bietet G9 an.

Mit G9 den Kindern weniger Druck machen

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Genau das war auch für Familie Cap der Grund, Luca Marlen dort anzumelden. Der Vater: „Wir wollten unsere Tochter nicht dem Druck aussetzen“, der nämlich dann entsteht, wenn Kinder nach zwölf statt wie früher 13 Jahren das Abitur machen. Als Alternative für Luca Marlen im Sommer werden das Grillo-Gymnasium und die Gesamtschule Ückendorf empfohlen. Beide haben noch Plätze frei.

Zumindest die GS Ückendorf ist für Michael Cap überhaupt keine Alternative und ob die freien Plätze bis zur drei Dreizügigkeit im Grillo (hat aber G8) ausreichen, bezweifelt er. Kritisch sieht er das vom Schalker Gymnasium angewandte Losverfahren: „Warum sollen sich die Kinder dann noch für gute Noten anstrengen, wenn am Ende gelost wird?“

Inklusion sollte für zwei Jahre ausgesetzt werden

„Das ist im Schulgesetz so vorgesehen“, erklärt Schulleiterin Renate Philipp die Rechtmäßigkeit des angewandten Verfahrens. Und auf den Einwand des Vaters, das Schalker Gymnasium sei im laufenden Schuljahr auch vierzügig und arbeite inklusiv, kann die Schulleiterin nur bedauernd die Schultern zucken. Schließlich hatte die Schule angesichts des zu erwartenden Booms selber vorgeschlagen, auch im nächsten Schuljahr wieder vierzügig an den Start zu gehen.

Angesichts großer Raumknappheit sollte die Inklusion dann aber für zwei Jahre ausgesetzt werden. Das aber haben sowohl der Schulträger als auch die Bezirksregierung abgelehnt, obwohl im nächsten Schuljahr auch das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Buer integrativ arbeiten wird.