Witten. Mit ihrem Geschäft an der Hammerstraße wollte Susanne Herder in Witten eine Familientradition fortführen. Dass sie aufhört, hat traurige Gründe.

„Räumungsverkauf - alles muss raus.“ Schon seit ein paar Wochen kleben diese Schriftzüge am Schaufenster des Geschäfts an der Hammerstraße gleich hinter der Stadtgalerie. Susanne Herder, die hier erst im August 2023 eingezogen ist, hat nach nicht einmal anderthalb Jahren das Handtuch geworfen. Seit Silvester ist es aus und vorbei mit „Blumen und Schönes“. Ein Resteverkauf läuft noch bis 10. Januar. Doch lange wird es dort keinen Leerstand geben.

Susanne Herder steht mitten im Laden in einem heillosen Durcheinander aus Adventsgestecken und Dekoartikeln. Weihnachtssterne welken vor sich hin. In den großen Blumenkübeln vertrocknen die letzten Rosen. Die Mittfünfzigerin sortiert gerade aus und hofft, dass sie noch ein paar Teile los wird. „Ich habe nichts verdient. Es ist kaum einer gekommen. Letzten Sommer habe ich tausende Euro in die Tonne gekloppt“, sagt sie resigniert.

Blumengeschäft Witten
Aus und vorbei: „Blumen und Schönes“ an der Hammerstraße in Witten ist eigentlich seit Silvester dicht. Ein paar Tage lang kann man aber noch Restposten ergattern. © WAZ | Annette Kreikenbohm

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Dabei hat alles so verheißungsvoll angefangen. Denn Susanne Herder wollte eigentlich eine Familientradition fortführen. Ihre Urgroßeltern Heinrich und Johanne Ronsiek eröffneten 1930 eine Gärtnerei an der Rheinischen Straße in Witten, auf dem heutigen Gelände der Lebenshilfe. Uroma Johanne – und später Oma Grete – hatte lange Jahre den Blumenladen gegenüber vom Diakonissenhaus an der Pferdebachstraße. Einer Tante gehörte ein Geschäft an der Rheinischen Straße. Das stand eine Weile leer, bevor Susanne Herder es übernahm. Weil es dort nicht lief, zog sie in die Annenstraße, wo sie über fünf Jahre blieb.

Dann verliebte sie sich in das Ladenlokal mitten im Wiesenviertel. Sie gestaltete es prachtvoll - mit schwarz glänzender Fliesenwand und Kronleuchtern. Verkaufte Rosen, Tulpen, Nelken. Aber auch Vasen, Kerzenleuchter, Gartenhandschuhe, englische Handcreme, Wäschespray. Oder besser: versuchte es. Denn die Kunden blieben aus.

„Ich kann nicht mehr hoffen, dass es besser wird.“

Susanne Herder

„Die Lage ist schlecht“, vermutet Susanne Herder angesichts des wesentlich günstigeren Pflanzen-Angebots im Erdgeschoss der Stadtgalerie. Außerdem seien Blumen ein Luxus-Gut, an dem zuerst gespart werde. Auch der Versuch, bei Beerdigungsinstituten in Sachen Grabschmuck einen Fuß in die Tür zu bekommen, scheiterte. Im Sommer fiel deshalb die Entscheidung, aufzuhören. „Ich kann nicht mehr hoffen, dass es besser wird.“ Zudem müsse sie ihre schwerkranke Mutter pflegen.

Das Ladenlokal wird nicht lange leerstehen. Die Inhaber der gleich links davon liegenden Gebäudereinigung und Wäscherei „Aksu Cleaning“ planen dort etwas völlig anderes: „Cig Köfte“ soll es dort geben, also kräftig gewürzte türkische Röllchen - in der veganen Variante aus Bulgur statt aus Hackfleisch. Im Februar, hofft Bilgen Aksu, wollen sie die Spezialität schon anbieten.

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