Witten. Eigentlich ist es so traurig wie das Wetter am Donnerstag. Drei Läden in der Stadtgalerie haben die Preise stark reduziert, weil sie schließen.
Ausverkauf in der Stadtgalerie! Im ersten Stock wirbt „Kult“ mit Rabatten von 50 Prozent, im Erdgeschoss lockt Nanu-Nana sogar mit Nachlässen bis zu 70 Prozent und bei Intersport im Untergeschoss wird beim Bezahlen an der Kasse ebenfalls die Hälfte vom Ursprungspreis noch mal abgezogen. Alle drei Geschäfte haben eins gemeinsam: Sie schließen.
Mieter der ersten Stunde in der Wittener Stadtgalerie
„Kult“, Center-Mieter der ersten Stunde, hat den großen Ansturm offensichtlich schon hinter sich. Die große Verkaufsfläche ist im hinteren Bereich bereits leergefegt. Jetzt stehen dort nur noch abgeräumte Tische und verwaiste Ständer. Das heißt aber nicht, dass Schnäppchenjäger nicht doch noch das ein oder andere Teilchen ergattern können. Gelegenheit dafür besteht bis einschließlich Samstag. Am 21. Dezember macht die Modefiliale ihren Letzten. Zurück bleiben traurige Kunden und Verkäuferinnen, die zumindest ihren Arbeitsplatz in Witten verlieren.
- Schwerer Schlag für Stadtgalerie: Zwei Top-Läden schließen
- Wittener Stadtgalerie muss die Abwärtsspirale stoppen
- So hat sich die Stadtgalerie Witten in 15 Jahren verändert
Filialleiterin Jessica Lachnitt (36) wechselt in ein anderes Geschäft des Modeunternehmens in NRW. Es ist bereits ihre zweite Schließung - das erste Mal hat sie das in Dortmund erlebt. Nun also Witten. 15 Jahre hat „Kult“ Kleidung in der Stadtgalerie verkauft, darunter bekannte Marken wie Pegador und Ellesse, vieles auch für ein jüngeres Publikum.
Einzelne Stücke sind noch zu haben, T-Shirts zum Beispiel, Hosen, Sommerhemden, auch einzelne Jacken, wenngleich längst nicht mehr in allen gängigen Größen. „Die Marken- und Wintersachen waren am schnellsten weg“, sagt Verkäuferin Oxialakshimi Laxman (31). Aktuelle Preisbeispiele: Eine warme Markenjacke für Herren kostet statt 180 Euro nur noch 90, eine schicke Weste 40 statt 80 Euro.
Umbau für TK Maxx in Witten und dann die Pandemie
„Das Geschäft war eigentlich immer gut besucht, bis der Umbau angefangen hat“, antwortet Filialleiter Jessica Lachnitt, nach möglichen Gründen gefragt, warum „Kult“ die Stadtgalerie nun nach anderthalb Jahrzehnten verlässt. Gemeint ist der Umbau auf zwei Etagen für TK Maxx 2018, bevor diese im Februar 2019 eröffneten. Ein Jahr später begann die Pandemie, die den Läden in der Galerie schwer zugesetzt hat. Aktuell wird wieder umgebaut. Für Kult kommt ein Fitnesscenter, gegenüber zieht die AOK ein.
Die Kunden bedauern die Aufgabe des Modegeschäfts. „Das ist schlimm“, sagt Petra (69), die sich hier immer gerne farbenfrohe Stücke ausgesucht hat. „Die machen mich fröhlich und glücklich.“ Sie lobt das „superfreundliche Personal“ bei Kult, spart aber nicht mit Kritik am Center beziehungsweise am Einzelhandel in der Stadt insgesamt. „Warum kann Witten nicht das schaffen, was die im Ruhrpark schaffen?“ Sie denkt dabei an das vielfältige Angebot der Bochumer Shoppingmeile.
Daniela (39) kommt gerade mit zwei jungen Frauen aus dem Laden, die beide Celine heißen. „Mittlerweile gibt‘s hier dann ja gar nichts mehr“, sagt ihre 21-jährige Tochter Celine frustriert. Die drei Jahre ältere Celine ergänzt: „Kult war ja der einzige Modeladen hier, wo man Markenklamotten kaufen konnte.“
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Nun, Markenware gibt‘s auch zwei Etagen tiefer, im Sportbereich. „Da ist aber fast alles schon abgegrast“, sagt Intersport-Händler Feti Güvenc (47), der im Januar wegen zu schwacher Umsätze aufhört. Er hat Insolvenz angemeldet. Der hintere Bereich bei ihm ist bereits abgesperrt, sonst hängt und steht überall noch Ware, vom T-Shirt bis zum Wanderschuh in einzelnen Größen. 50 Prozent auf alles, heißt es auch hier.
Im Erdgeschoss herrscht bei Nanu-Nana reger Betrieb, eigentlich wie immer vor Weihnachten, wenn Deko ganz hoch im Kurs steht. Auch dort gibt‘s alles zum Schnäppchenpreis. „Wir schließen diese Filiale. Bis 70 %“, verkündet ein Aufsteller in Rot und Gelb. „Alles muss raus.“ Ausverkauf in der Stadtgalerie.