Witten. Wer trauert, will oft reden. In Witten gibt es dafür einen Anlaufpunkt für diese schwierige Phase. Der Ort ist ein ganz besonderer.
- Am Evangelischen Friedhof an der Pferdebachstraße in Witten gibt es jetzt einen Trauerraum. Früher war dort ein Blumenladen.
- Der Ambulante Hospizdienst hat das Ganze initiiert und will für alle da sein, die Unterstützung brauchen.
- Zukünftig soll es auch einen Abend für Eltern von Sternenkindern geben.
Jeder Mensch trauert anders. Die einen wollen alleine sein, die anderen brauchen Unterstützung und Gespräche. Für Letztere hat der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen jetzt einen Trauerraum am Evangelischen Friedhof an der Pferdebachstraße eingerichtet – und zwar im ehemaligen Geschäft von „Blumen Zappe“. Aber was steckt da eigentlich genau hinter?
„Wir wollen für die Menschen da sein, die in so einer schwierigen Situation einfach reden wollen“, sagt Ursula Sauer vom Hospizdienst. Initiiert wurde das Ganze vom Vorstand des Vereins. Sauer selbst ist nun für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und übernimmt mit acht weiteren ehrenamtlichen Helfern die Trauerarbeit. In dem neu eingerichteten Raum mit dem Namen „Statt Blumen“ soll es künftig auch Kaffee und Kekse geben. Der Hospizdienst betritt dabei kein neues Feld.
Hospizdienst hat schon Trauerbänke in Witten aufgestellt
Schon seit Sommer letzten Jahres stehen auf einigen Friedhöfen in Witten sogenannten Trauerbänke. „Wir sitzen einfach dort und bieten unsere Unterstützung an“, sagt Ursula Sauer. Oft sei die Hemmschwelle der Trauernden noch groß, sich dazuzusetzen. „Wir beobachten, dass die Leute auf dem Hinweg erstmal schauen und sich auf dem Rückweg dann zu uns setzen.“ Dieses Angebot richtet sich keineswegs nur an Menschen, die erst vor kurzem eine geliebte Person verloren haben. Alle Trauernden sind hier willkommen.
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„Wir sagen den Menschen, dass Trauern nie aufhören muss“, sagt die Helferin des Ambulanten Hospizdienstes. Aber worum geht es bei den Gesprächen? Oft seien es Situationen, die die betroffenen Angehörigen, Freunde oder Lebenspartner noch nicht ganz verarbeitet haben. „Da geht es hauptsächlich um die Sterbephase. Auch die Diskussionen, ob die Person weiter behandelt werden sollte oder nicht, sind immer wieder Thema. Vor allem, wenn es in der Familie unterschiedliche Meinungen dazu gab“, sagt Sauer.
Die 66-Jährige weiß, wovon sie spricht. Schließlich ist sie gelernte Berufsseelsorgerin. „Sterben ist leider immer noch ein Tabuthema. Aber wenn wir mal ehrlich sind, weiß niemand, wie lange wir überhaupt noch leben. Es betrifft uns alle.“ Deshalb sei es auch richtig und wichtig, dass es mit dem Trauerraum am Evangelischen Friedhof nun eine solche Anlaufstelle gibt.
Eigener Abend für Eltern von Sternenkindern
Noch steht das Projekt am Anfang, es gibt aber bereits klare Pläne. So soll es einen Abend nur für Eltern von sogenannten „Sternenkindern“ geben, Kindern, die während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Außerdem wollen die Ehrenamtlichen auch Beerdigungen in den Fokus nehmen. „Es gibt immer wieder Situationen, wo Trauernde alleine am Grab stehen. Sie können dann zu uns kommen, so dass wir zum Beispiel ein kleines Kaffeetrinken anbieten können“, sagt Ursula Sauer. Denn in Trauerzeiten soll nach Ansicht des Ambulanten Hospizdienstes niemand alleine sein - es sei denn, es ist so gewollt.
Der Trauerraum am Evangelischen Friedhof an der Pferdebachstraße ist montags bis mittwochs sowie freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet, donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr. Es gibt weitere Angebote für Trauernde in Witten, zum Beispiel bei dem mit Hattingen kooperierenden Verein „traurig-mutig-stark“ an der Lutherstraße 6. Er kümmert sich um Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ansprechpartnerin ist hier Sabine Waschik, Tel. 0151/25240212. Jeden Dienstag gibt es auch ein Trauercafé des Ambulanten Hospizdienstes Witten-Hattingen von 10-11.30 Uhr an der Lutherstraße 6.
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