Witten. Stadt Witten und ESW sehen den Umbau von Wannenbach und Pferdebach als „Dekadenprojekt“. Preis dafür sind drei Jahre Verkehrschaos in der City.

Die Stadt Witten macht ernst mit dem Hochwasserschutz. Mitte 2025 startet am Fischertalweg in Witten-Heven der Umbau des Wannenbachs. Parallel dazu wird der Pferdebach im Bereich der Universität Witten-Herdecke für Starkregen fit gemacht. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger nannte die Baumaßnahme ein „Dekadenprojekt“. Rund zehn Jahre werden als Bauzeit kalkuliert.

Der Umbau von Pferdebach und Wannenbach kostet mehr als 20 Millionen Euro. In dieser Summe ist der Hochwasserschutz für deren Zuflüsse nicht einmal enthalten. Die Stadt Witten reagiert mit dem XXL-Projekt darauf, dass Unwetter heutzutage mehr Niederschlag bringen als noch vor 30 Jahren. Unvergessen die Jahrhundertflut im Sommer 2021. Die Starkregengefahrenkarte für NRW zeigt in Witten etliche hochwassergefährdete Gebiete zwischen Uni und Innenstadt. Am Ruhrdeich sind Spundwände bereits erhöht. Doch das reicht nicht.

Die farbig markierten Bereiche auf dem Stadtplan zeigen, wo der Hochwasserschutz innerhalb der kommenden zehn Jahre verbessert werden soll.
Die farbig markierten Bereiche auf dem Stadtplan zeigen, wo der Hochwasserschutz innerhalb der kommenden zehn Jahre verbessert werden soll. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Verrohrter Abschnitt des Wannenbachs gilt als schwierigstes Stück

Als schwierigstes Stück gilt der verrohrte Abschnitt des Wannenbachs durch dicht bebautes Gebiet an der Sprockhöveler Straße zwischen Fischertalweg und Crengeldanz. Der Abwasser führende Wannenbach verläuft unterirdisch in einem begehbaren Kanal. In den 90er Jahren wurde daneben eine sogenannte Reinwasserleitung für Oberflächenwasser eingezogen. Das Rohr hat sich aber als zu klein für unwetterbedingte Wassermassen erwiesen. Eine weitere Leitung mit einem deutlich größeren Profil wird verlegt.

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Das Mammutprojekt beginnt mit dem Bau eines sogenannten Dükers am Fischertalweg: eine wasserführende Unterquerung des Wannenbachs. Der Umbau der Sprockhöveler Straße soll Ende 2025 starten. „Wir rechnen mit einer dreijährigen Bauzeit“, sagt Rommelfanger. Inbegriffen sind Kanalausbau, Reinwasserleitung und Straßenbau. „Wir bauen rückwärts vom Fischertalweg zur Crengeldanzstraße“, erklärt der kommissarische Betriebsleiter der ESW, Matthias Neumann.

Vollsperrung der Sprockhöveler Straße

Beim Düker-Bau am Fischertalweg ist laut Stadt keine Vollsperrung erforderlich, wohl aber bei der Sanierung der Sprockhöveler Straße. Die Erdarbeiten betreffen nicht nur den Wannenbach, sondern auch Leitungen für Trinkwasser, Gas, Strom und Telekommunikation. Die Planung sieht zudem 13 neue Baumrigolen mit zusätzlicher Regenversickerungsfläche vor.

Ein Umleitungskonzept für den Verkehr ist in Arbeit. Es wird mit betroffenen Unternehmen rund um die Sprockhöveler Straße abgestimmt. Unnötige Behinderungen sollen vermieden werden. Die Arbeiten schreiten abschnittsweise voran. Stadtbaurat Rommelfanger: „Anschließend wird entlang der S-Bahn-Linie weitergebaut.“

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Pferdebach in Witten soll sich künftig ausdehnen können

Das Wasser der Zuflüsse zu den Bächen fließt künftig in die neue Reinwasserleitung. Stadt Witten und ESW setzen obendrein auf zusätzliche Regenrückhaltebecken – vor allem am Pferdebach. Dort soll ferner das Gewässer „entflechtet“ werden. Reinwasser und Abwasser sollen, wie beim Wannenbach, künftig getrennt fließen. Überdies ist vorgesehen, das Freigelände so zu modellieren, dass sich das Gewässer bei Hochwasser ausdehnen kann. Dennoch bleibt für den bereits bestehenden Radweg Platz.

Stadtbaudezernent Stefan Rommelfanger, links, und Matthias Neumann von ESW diskutieren anhand einer Karte den Schutz vor Flutkatastrophen im Bereich Wannenbach und Pferdebach.
Stadtbaudezernent Stefan Rommelfanger, links, und Matthias Neumann von ESW diskutieren anhand einer Karte den Schutz vor Flutkatastrophen im Bereich Wannenbach und Pferdebach. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

In Heven nutzen Stadtverwaltung und ESW den Umbau des Wannenbachs dazu, die stark beschädigte Sprockhöveler Straße zu erneuern und am Fischertalweg ein neues Wohngebiet zu errichten. Das bereits heutzutage stark bebaute Innenstadt-Gebiet erzwingt beim Hochwasserschutz „Kompromisse“, wie Matthias Neumann von ESW sagt. Das ausgebaute System könne gegenwärtige Unwetterfolgen abfangen – nicht jedoch ein neues Jahrhundert-Hochwasser.

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