Witten. Das Regen-Chaos in Spanien zeigt: Wetterextreme häufen sich. Witten setzt das Konzept Schwammstadt gegen Flut-Folgen. Was ist geplant?

  • Regen-Chaos in Spanien: Extreme wie die Monsterflut im Ahrtal häufen sich
  • Das Jahrhunderthochwasser vom Juli 2021 hinterließ auch in Witten Spuren
  • Politik und Verwaltung sind dabei, ein Konzept mit langem Atem umzusetzen

Monster-Tief „Bernd“ flutete am 14. Juli 2021 keineswegs nur das Ahr- wie das Lennetal – auch Witten spürte die Folgen des Jahrhundert-Hochwassers. Fachleute ahnten schon damals: Extremwetter bleiben keine Ausnahmen. Sie drohen vielmehr zur Regel zu werden. Zuletzt gab‘s im Januar 2024 vielerorts voll gelaufene Keller. Doch Fachwelt, Politik und Verwaltung wollen die Folgen des Klimawandels nicht hinnehmen. Ein Zauberwort heißt „Schwammstadt“. Es verheißt Lösungen in Witten wie anderswo im Ruhrgebiet. Wie ist der Stand der Dinge?

Vor zehn Jahren wurde die „Zukunftsinitiative Klima.Werk“ aus der Gemeinschaft der Emscher-Kommunen gegründet, um das Ruhrgebiet klimarobust umzubauen. Experten trafen sich kürzlich erneut. Beim Treffen in Bottrop waren die Koordinierungsstelle Stadterneuerung und Klimaschutz, Tiefbauamtes und Entwässerung Stadt Witten dabei. Es ging um Lösungen für Hitzestress und Starkregen und um wasserbewusste Stadtentwicklung und Raumplanung.

Zauberwort „Schwammstadt“: Wasser soll in Witten versickern

Das Konzept Schwammstadt steht für die Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs; es bietet eine wichtige Vorsorge gegen Wetterextreme. Anstatt Regenwasser zusammen mit Abwasser in die Kanalisation abzuleiten, wird es lokal zurückgehalten oder zwischengespeichert. So kann es versickern oder verdunsten, was nicht nur das Grundwasser speist, sondern auch zur Bewässerung von Stadtgrün genutzt werden kann – ein entscheidender Faktor für die Kühlung im städtischen Raum.

Weihnachtshochwasser 2023: So war die Lage auf dem Campingplatz Steger und den Campinghäusern an der Wetterstraße aus der Luft betrachtet.
Weihnachtshochwasser 2023: So war die Lage auf dem Campingplatz Steger und den Campinghäusern an der Wetterstraße aus der Luft betrachtet. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Das Forum bietet nicht nur eine Plattform für den Wissenstransfer, sondern auch einen wertvollen Raum zur Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen, die an ähnlichen Herausforderungen arbeiten. So kann ich wertvolle Impulse und Ideen für die Umsetzung einer Schwammstadt in Witten sammeln“, sagt Wittens Klimaschutzmanagerin Tamara Gademann.

Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hat Hochwasserschutz zu einem Schwerpunktthema gemacht.
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hat Hochwasserschutz zu einem Schwerpunktthema gemacht. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wir sind entschlossen, Witten zu einer klimaresilienten Stadt zu entwickeln“, betont auch Wittens Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. So wurden Ende September zwei Machbarkeitsstudien ausgeschrieben, um die Umsetzung der Schwammstadt in Witten zu prüfen. Diese Studien konzentrieren sich auf die Gebiete Mitte und Heven sowie Annen und Rüdinghausen.

Lesen Sie auch

Die Machbarkeitsstudien werden durch das Förderprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes NRW sowie teilweise durch die Emschergenossenschaft unterstützt. Ein wichtiger Partner des Projekts ist zudem der Ruhrverband. Rommelfanger fügt hinzu, dass die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Wissenschaft und Bürgern „unerlässlich“ sei, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Rückblick: Die Anwohner  Elke Göbel und Lebenspartner Andreas Schröder mit Hund Timut haben ihren Garten mit Sandsäcken gegen das Hochwasser an der Ruhr in der Siedlung In der Lake gesichert am 3. Januar 2024 in Witten-Heven.
Rückblick: Die Anwohner Elke Göbel und Lebenspartner Andreas Schröder mit Hund Timut haben ihren Garten mit Sandsäcken gegen das Hochwasser an der Ruhr in der Siedlung In der Lake gesichert am 3. Januar 2024 in Witten-Heven. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Parallel zu Expertentagungen wie in Bottrop läuft der Ausbau des Hochwasserschutzes im Stadtgebiet. Bereits Ende August legte Bürgermeister Lars König (CDU) auf Anfrage der Fraktion Bürgerforum+ eine lange Liste von Maßnahmen vor.

Das läuft zur Sanierung von Wittens Bächen

In diesem Jahr wurden einige Planungen fortgeführt. Sie betreffen den Rüdinghauser Bach, die Dünnebecke, den Pferdebach, den Walfischbach, den Wannenbach, den Crengeldanzbach, den Reinbach, den Hevener-Mark-Bach. Zudem gehört der Ausbau in der Sprockhöveler Straße zu dem Paket – ebenso wie der dritte Bauabschnitt am Kamperbach. Diese Planungen gehen 2025 weiter, wie König betont. Zusätzlich soll mit der Planung am Muttenbach begonnen werden. Mit dem Ausbau der Sprockhöveler Straße wird auch der neue Bachkanal voraussichtlich 2025 verlegt.

Das ist längst nicht alles. Komplettiert wird die Liste durch „besondere Maßnahmen der Gewässerunterhaltung“. Eine von mehreren Aufgaben sei beispielhaft genannt: Im Bereich der ehemaligen Thyssen-Deponie verläuft der verrohrte Steinbach. Dort fand, wie vorgeschrieben, nach fünf Jahren eine erneute Dichtheitsprüfung statt. Das Ergebnis stellte Sachverständige und Stadtverwaltung zufrieden. Witten auf dem Weg zur Schwammstadt: Einige Schritte sind also bereits getan.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.