Witten. Nach den Regenmengen der letzten Jahre breitet sich der Muttenbach in Witten immer weiter aus - und ein Ehepaar muss mit feuchten Wänden leben.
Es regnet – und zwar immer mehr. Mehr Niederschlagswasser verändert auch die Landschaft. So hat sich der Muttenbach in Witten-Durchholz in den letzten Jahren zu einem kleinen See an der Kellerstraße angestaut. Das Wasser will nicht mehr abfließen und breitet sich auch auf einer Wiese aus. Sollte man dieses Biotop trockenlegen? Das findet zumindest das Ehepaar Fröse. Denn seit drei Jahren steht ihr Haus im Feuchten, was man zum Beispiel an ihrer schimmeligen Garage sieht. Die Gesetzgebung sagt aber etwas anderes.
Die Fröses haben die Faxen dicke. „Wir könnten hier einen Kanuverleih aufmachen. Das ist kein Zustand mehr“, schimpft Daniela Fröse. In dem Haus, Baujahr 1964, ist Thorsten Fröse aufgewachsen. Natürlich kam es mal zu Überschwemmungen des Muttenbachs, erinnert sich der 52-Jährige. Aber kurz danach wurde es immer wieder trocken.
Werkzeug rostet und schimmelt
Auch im Juli 2021, als der Jahrhundertregen über Witten niederging, sind die Eigentümer des Hauses in einem kleinen Seitenarm der Kellerstraße überflutet worden. Doch schon zuvor floss das Wasser nicht mehr ab. Immer wieder haben sich die Fröses an den Besitzer der gegenüberliegenden Wiese gewandt, an die Entwässerung Stadt Witten (ESW) und die Untere Wasserbehörde des EN-Kreises.
Sie seien die Leidtragenden, die nichts zu der Situation könnten, sagen Daniela und Thorsten Fröse. Die Mauern ihrer Garage sind feucht. Drinnen rosten und schimmeln ihnen Werkzeuge und andere Dinge weg. Sie haben alles schon hochgestellt.
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Was ist passiert? Nahe der Straße Waldegge fließt der Muttenbach eine Wiese hinunter und unterquert in einem Rohr die Kellerstraße. Auf der anderen Seite schlängelt sich der Bach eine Wiese entlang. Etwa 20 Meter davon seitlich entfernt steht unter anderem das Haus der Fröses. Äste und Laub haben das Durchlass-Rohr im Straßendamm der Kellerstraße über die Jahre verstopft. Ein Graben wurde auch zugeschwemmt. So konnte sich das Wasser erst zu einem Tümpel anstauen.
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Dieser scheint mittlerweile ein bis zwei Meter tief zu sein. Bäume und Sträucher liegen schon umgekippt im Wasser. Durch den Straßenwall drückt sich derweil das Wasser. Es steht in der Wiese. Auch der Asphalt vorm Fröse-Heim ist sichtbar feucht. Im Winter habe sich die nasse Straße in eine spiegelglatte Eispiste verwandelt. „So viel Salz haben wir vorher noch nie gestreut“, sagt Daniela Fröse.
Stahlrohr durch den Straßendamm pressen
Schon vor dem Starkregen 2021 hatte sich die ESW im Auftrag des Kreises um die Situation gekümmert. „Wir haben es mit einfachen Lösungen versucht“, sagt Matthias Neumann, Abteilungsleiter Kanalbau. Es wurde Wasser abgepumpt und ein Schlauch längs zur Straße gelegt. Der zugeschwemmte Graben wurde freigebaggert, damit das Sickerwasser im alten Bachbett wieder abfließen kann. Mit einer Kamera wurde der Durchlass untersucht. Dies ergab: Das Bauwerk ist marode und kann nicht freigespült werden.
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„Bis Ende Mai“, verspricht Neumann, werde eine große Baumaßnahme beantragt. „Wir möchten ein Stahlrohr durch den Straßendamm pressen.“ Letztlich wird der EN-Kreis, der die Gewässeraufsicht hat, entscheiden, wie der neue Straßendurchlass aussehen wird.
Diese „Gewässerausbaumaßnahme“ unterliegt neuesten Vorschriften. Sie besagt zum Beispiel: Das Wasser darf naturnah fließen und sich deshalb auch auf der Wiese stauen - kurzum, im Oberlauf des Muttenbaches darf mehr Wasser in der Landschaft stehen bleiben. Das Biotop ist ebenfalls schützenswert. Der Durchlass muss zum Beispiel so groß sein, dass ihn auch Amphibien als Lebensraum begreifen. Künftig dürfte also noch mehr Wasser an dieser Stelle fließen.
Garage auf eigene Kosten trockenlegen
Ob der Bachlauf wirklich der Grund für die feuchte Garage ist, bezweifelt die ESW. „Unstrittig ist, dass sie bei dem Starkregen unter Wasser gestanden hat“, sagt Abteilungsleiter Neumann. Er vermutet aber, dass das Sickerwasser aus einer Weide gegen die in den Hang gebaute Garage drückt.
Die Fröses müssen das Bauwerk aus dem Jahr 1967 wohl auf eigene Kosten trockenlegen, etwa indem sie den Hang abtragen und eine Drainage legen. Denn feucht wird es in diesem tiefliegenden Teil der Kellerstraße wohl bleiben. Auch mit Blick auf die letzten verregneten Wochen sagt Matthias Neumann von ESW: „Wassermengen verändern sich nun mal. Und Wasser sucht sich auch neue Wege.“
Regenmenge in Witten steigt
Die Regenmenge und -intensität hat durch den Klimawandel zugenommen, weswegen sich auch die Arbeit für die Entwässerung Stadt Witten verändert hat. „Für den Kanalbau legen wir die Regendaten des Deutschen Wetterdienstes zugrunde“, erzählt Matthias Neumann, Abteilungsleiter Kanalplanung bei der ESW. „Gerade mussten wir die Planung für den Rüdinghauser Bach verändern, weil die Regenmenge in den letzten vier Jahren noch einmal angestiegen sind.“
Der städtische Starkregenmanager Tobias Wanders berät Hauseigentümer bei der Vorsorge gegen heftige Regenfälle. Direkt nach dem Starkregen 2021 hatten sich Hunderte private Eigentümer aus Witten an ihn gewandt, weil sie Probleme mit steigenden Wasserständen haben.