Witten. Der Wittener Entertainer und VfL-Stadionsprecher Michael Wurst ist mit Weihnachtssingle und Weihnachtsmärchen am Start. Wir stellen beides vor.

Michael Wurst ist von Kopf bis Fuß auf Weihnachten eingestellt. Der Wittener Entertainer und Stadionsprecher des VfL Bochum hat eine neue Single veröffentlicht: „Merry Christmas, stille Nacht“. Außerdem ist er in einer neuen Fassung seines Weihnachtsmärchens zu sehen. Im Gespräch mit der Redaktion spricht der 49-Jährige über seinen Weg in der Musikszene, seine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte und das Thema „Einsamkeit“.

Ich sehe nach draußen und sehe den ersten Flockenwirbel. Träumen Sie von einer weißen Weihnacht?

Michael Wurst: Ja, selbstverständlich. Wer träumt denn nicht von davon.

Wer beispielsweise im Notarztwagen sitzt, sieht das vielleicht anders.

Ja, stimmt, Berufskraftfahrer wohl eher nicht. Aber weil ich im Herzen immer Kind bleibe, wünsche ich mir Schnee zu Weihnachten.

Hatten Sie früher die Möglichkeit, Schlitten zu fahren?

Absolut, jedes Jahr. Am Fußballplatz von Langendreer 04 gibt’s die Pappelwiese. Der Hang ist nicht so hoch, aber doch relativ steil, und wir sind mit unserem Bob da runtergeheizt. An der Bömmerdelle gab’s auch zwei, drei Stellen, wo man fahren konnte.

Wie haben Sie früher Weihnachten gefeiert?

Ganz klassisch in der ganzen Familie, tatsächlich, mit allen Generationen. Meine Oma hat immer die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, die hatte sie von ihrer Oma und war handgeschrieben. Wir haben zusammen gesungen, gegessen und dann gab’s Bescherung. Ich habe das an meine Kinder weitergegeben, die ganzen tradtionellen Sachen im großen Kreis.

Sie haben mal den Evergreen „Amazing Grace“ in einer Kirche aufgenommen. Haben Sie einen Bezug dazu?

Ich war früher Messdiener und bin jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Das hat sich leider im Erwachsenenalter etwas verflüchtigt. Das hat ein bisschen mit Fußball zu tun. Ich bin mit 16 zu Wattenscheid 09 gegangen. Bis 22, 23 habe ich immer dritte und vierte Liga Fußball gespielt. Ich bin ja nie so richtig vom Fußball losgekommen.

Michael Wurst als Trainer des SV Sodingen in diesem Sommer: „Ich bin ja nie so richtig vom Fußball losgekommen.“
Michael Wurst als Trainer des SV Sodingen in diesem Sommer: „Ich bin ja nie so richtig vom Fußball losgekommen.“ © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zurück zum Singen. Man sagt, Sie haben vor 30 Jahren in der Coverband Ihres Vaters und Ihres Onkels angefangen. Stimmt das?

Nee, das war eher. Die beiden haben mich schon als Kind auf die Bühne gestellt. An meinen ersten Auftritt habe ich nur ganz dunkle Erinnerungen. Da war ich, glaube ich, sechs oder sieben.

Kinder sind Ihr großes Thema. Sie machen ja auch Musik für Kinder…

…aber nicht nur. Da soll man sich nicht täuschen lassen.

Ihr Weihnachtsmärchen ist für kleine und große Kinder…

Wir sind jetzt im 15. Jahr. Wenn Väter und Mütter sagen, ich würde gern mit Kind kommen, frage ich immer: Wie alt ist das Kind denn? Denn die Geschichte, die da gespielt wird, hat viel Fantasie, aber auch viel Realität. Man kann auch viel zwischen den Zeilen lesen. Es gibt Weihnachtslieder, ganz normale Popsongs, und dann wird eine Geschichte vorgelesen, die Erwachsene auch ganz gern mal zum Denken anregt.

Familienbande: Yvonne Wurst, Werner Wurst, Maggie Bahr, Michael Wurst und Manfred Wurst (von links) auf der Crengeldanzstraße in Witten. Das Foto entstand 2016 im Zusammenhang für eine WDR-Dokusoap über die Familie Wurst.
Familienbande: Yvonne Wurst, Werner Wurst, Maggie Bahr, Michael Wurst und Manfred Wurst (von links) auf der Crengeldanzstraße in Witten. Das Foto entstand 2016 im Zusammenhang für eine WDR-Dokusoap über die Familie Wurst. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Werden Sie nach den Auftritten auf Ihre Geschichte angesprochen?

Auf jeden Fall. Ich schreibe jedes Jahr eine neue Geschichte. Sie enthält immer viel Realität, viele Alltagssituationen. Da geht es beispielsweise um eine ältere Frau, die ihren Mann verloren hat und zuhause sitzt, aber niemand kümmert sich um sie. Und das ist schon ein kleiner Fingerzeig. Da denkt mancher, Oma und Opa geht es genauso, und ich möchte nicht, dass mir das irgendwann auch passiert.

Das Thema ist Einsamkeit. Insbesondere seit Corona hat es richtig an Fahrt aufgenommen.

Ich habe das gemerkt, in meinem eigenen Umfeld. Ich bin in der Corona-Zeit wenig gebucht worden. Irgendwann habe ich in Werne vor dem Altenheim gestanden, und die älteren Menschen haben sich auf den Balkon geschleppt, um Weihnachtslieder von mir zu hören. Ich habe mich in den Boden geschämt, dass es so gekommen ist. Das hatten Menschen in diesem Alter nicht verdient.

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Auftritte sind längst wieder möglich. Aber die Einsamkeit ist geblieben.

Ich werde eines in meinem Weihnachtsprogramm aufnehmen: nämlich dass man zu oft Ausreden nimmt, um sich vor Besuchen zu drücken. Aber diesen Planeten hat noch keiner lebend verlassen. Und mancher stellt dann fest, dass es für die eine oder andere Sache zu spät ist. Weihnachten ist eine Gelegenheit, wo man Gemeinsamkeit und Zusammenhalt einfach mal leben kann.

Weihnachtssingen beim VfL Bochum

Gespielt wird das musikalische Weihnachtsmärchen von Michael Wurst an zwei Wochenenden. In der ev. Kirche Bochum-Werne, Kreyenfeldstraße 32, am Sonntag, 8. Dezember, um 17 Uhr; in der ev. Kirche in Hattingen, Schützstraße 2, am Samstag, 14. Dezember, um 19 Uhr, sowie am Sonntag, 15. Dezember, um 17 Uhr. VVK/Abendkasse: 30 Euro. Kontakt: 02302-2022939 und info@michaelwurst.de.

Seinen aktuellen Weihnachtssong präsentiert Wurst beim Weihnachtssingen im Vonovia-Ruhrstadion (18. Dezember, 17 Uhr). Die Heimspielstätte des VfL Bochum bedeutet Wurst viel, schließlich ist er seit 2007 auch Stadionsprecher des Fußball-Bundesligisten. Organisiert wird die Veranstaltung von der Creativen Kirche und unterstützt von den Stimmen des Ensembles von Starlight Express. Karten sind ab sofort erhältlich: www.stadionweihnachtssingen.de.

Michael Wurst ist ein Tausendsassa. Er singt und schauspielert und betreibt auch noch eine Versicherungsagentur. Mit Sat.1 drehte er die achtteilige Doku-Soap „Familie Wurst“. Außerdem mimte er den ungarischen Abwehrspieler Jenő Buzánszky im Film „Das Wunder von Bern“. 2015 nahm er an der fünften Staffel von „The Voice of Germany“ teil.

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