Witten. Trotz leerer Kassen will Witten sein Radverkehrsnetz in den Folgejahren weiter ausbauen. Nun soll Stockum besser ans Zentrum angebunden werden.

  • Fahrradbotschafter mit den Verbesserungen in diesem Jahr sehr zufrieden
  • 2025/2026 will die Stadt den noch nicht umgebauten Teil der Pferdebachstraße in Angriff nehmen
  • Im Muttental tut sich auch noch was

Radfahrende sehen in Witten inzwischen öfter rot. Dabei besteht für Wutausbrüche eigentlich kein Anlass mehr. Fahrradbotschafter Andreas Müller (72) zeigt sich sehr zufrieden mit dem, was es in diesem Jahr an weiteren Verbesserungen gegeben hat. Er blickt trotz klammer Kassen und eines noch nicht beschlossenen Doppelhaushalts auch zuversichtlich in die Folgejahre 2025/2026.

Sechs neue Videos für Radfahrer von Kreuzungen

Wie verhalte ich mich als Radfahrer richtig an den neu markierten Wittener Kreuzungen? Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat sechs neue Videos für sicheres Radfahren mit seinen jungen Hauptdarstellern Karla Krekeler und Josua Redeker gedreht. Filmpremiere wurde jetzt im Rahmen einer Talkshow vor 50 Kindern, Eltern und Interessierten aus der Fahrradszene gefeiert.

Auf der neu markierten Kreuzung Husemannstraße/Ruhrstraße - dem fünften Video - zeigt Karla zum Beispiel, wie man an einer vorgezogenen Haltelinie sicher nach links auf die Husemannstraße abbiegt. Als Überraschung gab es zum Abschluss einen sechsten Kurzfilm mit Drohnenaufnahmen über die Fahrradstadt Witten. Die Videos laufen auf Youtube und sind von der Projektseite http://bikewitten.de und der Webseite des ADFC-EN aus verlinkt. Plakate mit einem QR-Code zum schnellen Finden der Seite werden in Schulen ausgehängt.

Nach dem vierten Radverkehrsforum von Verwaltung, Politik und Lobbyverbänden hebt Wittens Radverkehrsbeauftragte Sophia Bröker nun zwei Zukunftsprojekte hervor. Um ein durchgehendes „Radverkehrsangebot“ von Witten-Stockum bis in die Innenstadt zu schaffen, wolle man die Pferdebachstraße zwischen Universität und dem nördlichsten Wittener Stadtteil umplanen. Bröker: „Das würde dann wunderbar an den umgebauten Teil der Pferdebachstraße anschließen.“

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Im nächsten Frühsommer, also 2025, will die Verwaltung den Förderantrag final auf den Weg bringen. Dem ist im Frühjahr 2024 ein sogenannter „Fördereinplanungsantrag“ vorausgegangen. Dabei geht es um den Abschnitt zwischen Liegnitzer Straße und Stockum. Dieses zweistufige Förderverfahren soll im nächsten Sommer auch für den Abschnitt zwischen Liegnitzer Straße und Uni begonnen werden.

Momentan gibt es noch die alten, kaum genutzten Parkstreifen entlang der Pferdebachstraße in oder aus Richtung Stockum. Sie müssten dann entsprechend umgewidmet werden. Aufwendiger dürfte der nötige Umbau der Kreuzung Höhe Liegnitzer Straße werden. Im Frühjahr 2025 will die Verwaltung ihre Pläne im Verkehrsausschuss vorstellen. Verwirklichen lassen sie sich aber wohl erst frühestens 2026.

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In den kommenden Jahren will die Stadt weitere rote Markierungen auftragen, um Radfahrer sichtbarer zu machen. Das könnte dann auch Vorfahrt für Fahrradfahrer auf dem Rheinischen Esel bedeuten - dort, wo der Straßenverkehr bisher die Trasse kreuzt. Konkret geht es um Sonnenschein, Piusstraße und den Minikreisel Höhe ZF-Parkplatz.

Einst als Wittener „Wirrwarr“-Kreuzung verspottet, sorgt inzwischen viel rote Farbe für mehr Klarheit im Knotenpunkt Ardey-/Pferdebach-/Johannisstraße.
Einst als Wittener „Wirrwarr“-Kreuzung verspottet, sorgt inzwischen viel rote Farbe für mehr Klarheit im Knotenpunkt Ardey-/Pferdebach-/Johannisstraße. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Nachmarkieren will die Verwaltung unter anderem den Knotenpunkt Ardeystraße/Husemannstraße/Dortmunder Straße. Vorbild ist die anfangs Kopfschütteln auslösende „Wirrwarr“-Kreuzung Höhe Ardey-/Johannis-/Pferdebachstraße. Seitdem dort nicht zuletzt die sogenannten „Fahrradtaschen“ rot gekennzeichnet wurden, blicken zumindest routinierte Rad- und Autofahrer wieder durch. Und dann wäre da ja noch das Muttental. Was kriegt die Verwaltung dort noch vor der Internationalen Gartenschau (IGA) 2027 aus Sicht der Radfahrer hin?

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Nun, die beiden Fähranleger sollen neu gemacht werden. Hier sollen gerade die besonders matschigen Abschnitte des Ruhrtalradwegs verschwinden. Die Nachtigallstraße verwandelt sich Richtung Industriemuseum in eine Fahrradstraße, die diesen Namen verdient, Bahn- und Brückenübergänge sollen sicherer werden.

Nachtigallstraße in Witten soll Fahrradstraße werden

Die klare Trennung von Fahrradfahrern und Fußgängern auf dem Ruhrtalradweg bleibt vorerst allerdings Zukunftsmusik. Hier könnte zuallererst etwas im Bereich Lakebrücke passieren, dort, wo das Nadelöhr am Kanuverein einen ständigen Gefahrenpunkt darstellt. Denkbar hier: Der enge, kurvige Radweg verlässt die Ruhr und führt hinterm Clubhaus über die Wiesen weiter Richtung Kemnade.

Nun, vieles hängt am Geld, an Fördertöpfen und freien Terminen der Markierungsfirmen. Wenn der Linksabbieger für Radfahrer von der Husemann- in die Ruhrstraße noch vor Weihnachten gelingt, wäre schon viel gewonnen, ist sich die radelnde Community einig. Für Fahrradbotschafter Andreas Müller steht aber fest: „Witten wird Fahrradstadt!“

Radbotschafter Andreas Müller sieht Witten als Fahrradstadt auf einem guten Weg.
Radbotschafter Andreas Müller sieht Witten als Fahrradstadt auf einem guten Weg. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter