Witten. Das Bildungsquartier in Witten-Annen hat zukünftig eine offizielle Anschrift. Die Wahl des Straßennamens hat einen emotionalen Hintergrund.
Eine neue Straße aus dem Nichts? Nein, so ganz ist es nicht. Dennoch bekommt eine Straße am Bildungsquartier in Annen jetzt einen neuen Namen, beziehungsweise überhaupt erst einmal einen. Einige Vorschläge wurden eingereicht, eine Alternative hat sich durchgesetzt. Der Rat hat die Neubenennung beschlossen.
Das zukünftige Bildungsquartier liegt an der Westfeldstraße. Von dort führt eine Stichstraße parallel zum Bildungsquartier in Richtung der KZ-Gedenkstätte. Bislang war diese Erschließungsstraße für das Quartier aber ohne Namen. Das hat sich nun geändert. Der Rat der Stadt Witten hat sich bei drei Gegenstimmen sowie Enthaltungen der FDP und AfD für den Namen „Lisa-Aponik-Straße“ entschieden.
Stadt Witten will Identifikation mit Bildungsquartier stärken
„Durch die Benennung soll dem sich verändernden Stadtteilbild Rechnung getragen werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Bislang wurde die Stichstraße als Anhängsel der Westfeldstraße wahrgenommen. „Die Neubenennung dieser komplett neu überplanten Straße ist erforderlich, um die Identifikation mit dem neuen Bildungsquartier in Annen zu stärken“, heißt es von der Stadt.
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Das Quartier müsse als zentraler Anlaufpunkt für verschiedene bürgerliche Aktivitäten dringend eine Hausnummer sowie Adresse erhalten. Bislang hat man es übergangsweise noch unter der „Westfeldstraße 60“ gekennzeichnet. „Eine sinnvolle Erweiterung der bestehenden Hausnummern in der Westfeldstraße ist nicht mehr möglich“, so die Verwaltung.
An den Vorschlägen für die neue Adresse haben sich mehrere Parteien beteiligt. So hat etwa das Dezernat von Stadtbaurat Stefan Rommelfanger die Option „Johann-Georg-Elser-Straße“ eingereicht. Der DJK Blau Weiß Annen reichte unter anderem die Vorschläge „Straße des 27. Januar“, „Straße am Bildungsquartier“ und „Ort der Begegnung“ ein. Am Ende kamen „Am Bildungsquartier“ und „Lisa-Aponik-Straße“ in die engere Auswahl.
Lisa Aponik war im Lager an der Bebelstraße untergebracht
Die erste Option wurde damit begründet, dass das Bildungsquartier mit seiner zukünftigen Nutzungsvielfalt im Schulbetrieb und mit den Bürgerinnen und Bürgern als neuer Identifikationsort in Annen gelte. Der Prozess würde mit der neuen Benennung komplettiert werden und die Identifikation stärken.
Am Ende setzte sich aber „Lisa-Aponik-Straße“ durch. Dieser Vorschlag kam insbesondere aufgrund der Nähe zur KZ-Gedenkstätte in die finale Auswahl. Lisa Aponik war im Lager an der Bebelstraße untergebracht und starb im März 1945 bei einem Luftangriff im Alter von 16 Jahren. Über ihre Eltern, ihr genaues Geburtsdatum sowie den Geburtsort sei bis heute trotz intensiver Recherchen wenig bekannt. Lediglich im oberen Teil des jüdischen Friedhofs in Annen erinnert ihr Name auf dem Erinnerungsmal für dort begrabene Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge an sie.
Ihr Name soll auch stellvertretend an andere Frauen sowie Jugendliche und Kinder, die als Zwangsarbeitende oder Kriegsgefangene ums Leben gekommen sind, erinnern. „Der Name trägt sowohl zur Identitätsstiftung für den Stadtteil bei, als auch der Aufwertung der Gedenkstätte durch den engen Bezug des Namens mit der KZ-Außenstelle“, heißt es weiter. Und so wird das Bildungsquartier in Annen zukünftig an der „Lisa-Aponik-Straße“ zu finden sein.
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