Witten. Die Stadt Witten hatte zur Grundsteinlegung für das Bildungsquartier Annen eingeladen. Es gab viel Lob und Dank. Doch nicht alle sind glücklich.

Den Kindern der Baedekerschule gilt an diesem Vormittag eindeutig die meiste Aufmerksamkeit. Schließlich dürfen sie die Zeitkapsel befüllen und eigenhändig in den hohlen Grundstein legen. Nach dieser traditionellen Zeremonie kann der Bau des Bildungsquartiers Annen (BQA) – Wittens neuem Großprojekt – nun beginnen. Bagger und Kran stehen auf dem Gelände zwischen Westfeld- und Märkischer Straße schon längst bereit.

Architekt Christian Kuckert aus Münster lobt das Bildungsquartier Annen als „schönen Ort für die Gemeinschaft“.
Architekt Christian Kuckert aus Münster lobt das Bildungsquartier Annen als „schönen Ort für die Gemeinschaft“. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Bis laut Plan die Dreifachturnhalle und das Bildungszentrum in 2025 tatsächlich fertig sind, gibt es noch jede Menge zu tun. Architekt Christian Kuckert ist zuversichtlich, dass alles gut klappt. Er steht vor der riesigen Animation, die am Bauzaun hängt. „Ich bin es gewohnt, dass das genau so wird“, sagt er mit Blick auf die Gebäudedarstellung. Schon jetzt lobt er „die stramme Leistung“, die das Team bisher vollbracht habe. Kuckert: „Das Bildungsquartier wird ein lebendiger Ort mit viel Aufenthaltsqualität.“

Wittens Bürgermeister: Darauf können wir stolz sein

Etliche sind an diesem Montag gekommen, um der Grundsteinlegung beizuwohnen: Ausschuss- und Vereinsmitglieder ebenso wie Planer und Verwaltungsmitarbeiter der Stadt. „Das zeigt, welche Bedeutung das Projekt hat“, sagt Bürgermeister Lars König. Es gibt Schnittchen und Getränke sowie viele Lobes- und Dankesworte. Der Bürgermeister jedenfalls freut sich „wie Bolle“, dass das Bildungsquartier nun in absehbarer Zeit Wirklichkeit wird. „Darauf können wir alle verdammt stolz sein.“

Die kupferne Zeitkapsel liegt bereit: Sie wird gleich gefüllt mit den Bauplänen fürs Bildungsquartier Annen, einer aktuellen Ausgabe der WAZ, einem selbst gestalteten Buch der Baedeker-Schule und einigen Euro-Münzen. Im Hintergrund: die Schüler und andere Gäste der Grundsteinlegung. Sie fand dort statt, wo sich zukünftig der Parkplatz für die Lehrkräfte befinden wird.
Die kupferne Zeitkapsel liegt bereit: Sie wird gleich gefüllt mit den Bauplänen fürs Bildungsquartier Annen, einer aktuellen Ausgabe der WAZ, einem selbst gestalteten Buch der Baedeker-Schule und einigen Euro-Münzen. Im Hintergrund: die Schüler und andere Gäste der Grundsteinlegung. Sie fand dort statt, wo sich zukünftig der Parkplatz für die Lehrkräfte befinden wird. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger würdigt das Projekt. Es biete nicht nur der maroden Baedekerschule einen neuen Standort mit einer modernen Lernlandschaft, sondern auch Vereinen und überhaupt allen Bürgern ein soziales Zentrum im Quartier. „Ohne den Rückhalt der Politik hätten wir das nicht hinbekommen.“

Stadtbaurat erinnert an Geschichte des Bildungsquartiers

Der Stadtbaurat erinnert an die „lange und besondere“ Geschichte des Bildungsquartiers. Erste Ideen sind schon während des Projekts Soziale Stadt Annen entstanden, also vor mehr als zehn Jahren. Bei Baedekerschule und Märkischer Sporthalle bestand zu dieser Zeit schon Sanierungsbedarf. Rommelfanger: „Da wurde überlegt, ob man das nicht vielleicht bündeln könnte.“

Auf dieser Fläche direkt hinter den Häusern an der Westfeldstraße 64 bis 74 wird das Bildungsquartier Annen gebaut.
Auf dieser Fläche direkt hinter den Häusern an der Westfeldstraße 64 bis 74 wird das Bildungsquartier Annen gebaut. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

2018 wurde die erste Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Damit die Stadt sich das BQA überhaupt leisten kann, versuchte sie, Fördergelder zu bekommen. Den Bescheid über neun Millionen Euro für die neue Grundschule hat sie schon erhalten. Das sind rund ein Drittel der Gesamtkosten, die inzwischen von 27 auf rund 30 Millionen Euro gestiegen sind.

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Klassensprecher der Baedekerschule im Sondereinsatz: Stefan hält die kupferne Zeitkapsel, Antonia verschließt den Behälter.
Klassensprecher der Baedekerschule im Sondereinsatz: Stefan hält die kupferne Zeitkapsel, Antonia verschließt den Behälter. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nach den Ansprachen sind nun die Kinder an der Reihe. Die Baedekerschule hat sämtliche Klassensprecher und Klassensprecherinnen für den großen Tag abgeordnet. Schulleiter Andreas Straetling und Konrektorin Karen Fenske beobachten die Zeremonie sichtlich gerührt. Polier Smajl Rexhaj, der selbst zwei kleine Kinder hat, moderiert das Ganze gekonnt. So packen die Jungen und Mädchen einen Bauplan, eine aktuelle Ausgabe der WAZ, einen Zollstock, eine selbst gestaltete Mappe mit Bildern ihrer Wunschschule und ein paar Münzen in den kupferfarbenen Behälter, den sie im Grundstein versenken.

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Doch bevor sie den Deckel darauf hieven, kommt Hilkea Machert angelaufen, in der Hand eine Plastikdose. Darin befinden sich Zeitungsartikel, die vom Unmut der Anwohner berichten. „Wir sind traurig, dass unsere Idylle zerstört wird“, erklärt Jutta Meier. Eine Bürgerinitiative hatte sich 2021 dafür eingesetzt, dass das kleine Waldstück zwischen Park der Generationen, Gedenkstätte und Westfeldstraße erhalten bleibt – vergebens.

Nun wird der Baugrund vorbereitet, werden Leitungen verlegt, die Bodenplatte gegossen. Das Bildungszentrum Annen beginnt zu wachsen.