Holocaust-Gedenken in Witten: „Laut gegen Antisemitismus“
•
Lesezeit: 3 Minuten
Witten. Zum Holocaust-Gedenktag am ehemaligen KZ-Außenlager in Witten-Annen kamen 150 Menschen. Schülersprecher appelliert an junge Generation.
Es ist kalt, aber die Sonne strahlt vom blauen Himmel auf die Besucherinnen und Besucher, die sich am Samstag (27.1.) am ehemaligen KZ-Außenlager Buchenwald an der Westfeldstraße in Witten-Annen eingefunden haben. In einem großen Halbkreis stehen sie um den Gedenkstein. Genau 79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnerten Politikerinnen und Politiker zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern unter dem Motto „Gedenken und Gedankenaustausch“ in einem öffentlichen Akt der Opfer des Nationalsozialismus.
Zur Teilnahme am Holocaust-Gedenktag hatten die Stadt Witten, das Kulturforum, die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Witten (DIG) und der Freundeskreis der Israelfahrer aufgerufen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen war es ein Gedenktag mit besonderer Relevanz.
Bürgermeister Lars König: „Nicht nur still und leise gedenken.“
Bürgermeister Lars König freute sich in seiner Rede, dass unter den rund 150 Besucherinnen und Besuchern auch Vertreterinnen und Vertreter aller demokratischen Parteien und diverser Vereine und Verbände waren. In diesem Jahr und angesichts der Entwicklung hinsichtlich des Antisemitismus sei es ratsam, nicht nur still und leise zu gedenken, sondern laut zu sein, appellierte der Bürgermeister an die Anwesenden.
König erinnerte auch an Pfarrer Claus Humbert, dem das Gedenken immer ein wichtiges Anliegen war, und der am dritten Advent verstorben ist. „Claus Humbert schaut uns jetzt von oben zu“, war sich der 53-Jährige sicher. Ganz besonders freute sich das Stadtoberhaupt über Lehrer und Schüler der Holzkamp-Gesamtschule, die sich im Unterricht mit dem Thema Holocaust beschäftigt hatten und nun an der Gedenkfeier teilnahmen.
Schülersprecher betont besondere Verantwortung der jungen Generation
„Es ist wichtig, dass sie sich engagieren, auch an den Orten des Geschehens“, so König. Holzkamp-Lehrerin Stefanie Hagedorn unterrichtet Geschichte und Sozialwissenschaften und ist aus einem besonderen Grund mit ihren Schülern hier: „Es reicht nicht, das ‚Nie wieder’ zu sagen, wir müssen es leben und gestalten.“
Für Robert Falkenroth, Sprecher des Wittener Kinder- und Jugendparlaments (KJP), trägt die junge Generation eine besondere Verantwortung, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten. Der 15-Jährige besucht die zehnte Klasse des Ruhr-Gymnasiums und engagiert sich seit vier Jahren im KJP. Seit vergangenem November ist er auch einer der beiden Sprecher des Gremiums. Ihm war es wichtig, an diesem Tag vor Ort zu sein, zu erinnern und den Gefahren einer Wiederholung entgegenzuwirken: „Nie wieder muss der Leitsatz unseres Handelns sein.“
Nach der Kranzniederlegung durch Lars König, Robert Falkenroth und Alt-Bürgermeister Klaus Lohmann legten die Schülerinnen und Schüler weiße Rosen am Gedenkstein ab. Während von weit her der Klang von Kirchenglocken leise zu hören war, gedachten die Anwesenden der Opfer mit einer gemeinsamen Schweigeminute. Nach der offiziellen Gedenkfeier bestand in der Erlöserkirche die Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch bei warmen Getränken und Kuchen. Viele Gäste nutzten dieses Angebot und kamen in der Kirche zu Gesprächen zusammen.
Witten: Holocaust-Gedenktag am ehemaligen KZ-Außenlager
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.