Witten. An der Bebelstraße in Witten tut sich was: Leerstände verschwinden, Blumen blühen. Doch die Mitglieder von „Kreativquartier“ wollen noch mehr.

Es könnte so einfach sein: Lavendel, Löwenmäulchen und Lilien blühen im Beet vor dem Friseur an der Geschwister-Scholl-Straße. Aber das ist nur einer der wenigen Lichtblicke im Quartier rund um die Bebelstraße. An anderer Stelle liegt Müll oder Hundekot. Und nicht nur der leerstehende Laden an der Ecke, wo früher die Apotheke war, wirkt wenig attraktiv. Doch bald soll sich alles zum Guten wenden. Hofft der Verein Kreativquartier Annen, der sich dafür mächtig ins Zeug legt – und schon Erfolge zu vermelden hat.

Nicht so schön: Hier, an der Bebelstraße, hat die Stadt einen Baum gefällt. Zwar wurde ein neuer Baum gepflanzt, doch der Rest des Beetes liegt brach – und voller Hundehaufen.
Nicht so schön: Hier, an der Bebelstraße, hat die Stadt einen Baum gefällt. Zwar wurde ein neuer Baum gepflanzt, doch der Rest des Beetes liegt brach – und voller Hundehaufen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Mitglieder sprühen nicht nur vor Ideen. „Wir sprechen zum Beispiel auch mit Vermietern leerstehender Objekte“, sagen Birgit Wewers und Vivian Knoth. So kommt es, dass etwa Matthias Wolf nun einen Laden an der Bebelstraße eröffnet hat.

Neu in der Bebelstraße: Antiquitäten und Wohndeko

Da, wo vorher zunächst ein Eiscafé und dann eine Shisha-Bar ihren Platz hatten, stehen nun antike Möbel im Schaufenster. Der Annener, der freischaffender Künstler ist, seit er nicht mehr arbeitet, hat sich damit selbstständig gemacht. Er hübscht auch alte Möbel auf. Und ein kleines Hinterzimmer seines Ladens untervermietet er als Atelier.

Auch gegenüber von Birgit Wewers’ Atelier Eigenartich, in dem gerade ganz viele Frauen Bilder malen, tut sich bald was: Dort gibt’s ab September „Wohnklunker“, also hübsche Accessoires fürs Haus. Außerdem bietet die Dortmunderin, die dort einziehen wird, hochwertige Kreidefarben an. Und sie zeigt, wie man diese am besten verarbeiten kann.

Galerie Himmelstropfen sucht neuen Betreiber

Das passt: Schließlich wird das Viertel mit den beiden Galerien Eigenartich und Himmelstropfen für Künstler immer attraktiver. Der Himmelstropfen, mit dem die Kunst einst überhaupt erst im Quartier Einzug hielt, sucht übrigens dringend Kreative, die den Laden übernehmen, denn zwei der drei Inhaber haben sich zurückgezogen.

Wer die Bebelstraße entlang spaziert, der findet dort zum Beispiel noch: einen türkischen Supermarkt, Yoshis Bistro, die Polizeiwache mit dem zugehängten Schaufenster und zwei Spielhallen auf 50 Metern. Letztere sind den Kreativen natürlich ein Dorn im Auge.

Vorbereitungstreffen zum Kunstlichterfest geplant

Das nächste Kunstlichterfest im Quartier Bebelstraße findet am 29. November statt. Zu einem Vorbereitungs- und Informationstreffen sind alle interessierten Privat- und Geschäftsleute aus der Nachbarschaft eingeladen: am Mittwoch, 7. August, um 17.30 Uhr im Atelier Eigenartich an der Bebelstraße 12.

Gesucht werden für das Fest auch Menschen, die noch nicht wissen, dass sie Künstler sind, die also gern unter der Dusche singen oder im stillen Kämmerlein Gedichte schreiben – und ihr Können vor Publikum unter Beweis stellen wollen. Gesucht wird außerdem noch Platz für Ausstellungen. Wer einen schönen Hausflur hat oder andere geeignete Räume, der ist beim Treffen ebenfalls willkommen.

„Wir hoffen, dass die irgendwann von alleine gehen, wenn das Klientel hier nicht mehr passt“, sagen Knoth und Wewers. Denn natürlich hätten sie gerne noch mehr Kreative im Viertel. Größter Wunsch: ein hübsches Café, in dem es leckeren Kuchen und guten Kaffee gibt. „So etwas haben wir hier nicht. Und das würde prima in die Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants am Ende der Bebelstraße passen“, so Wewers. Optimal auch: die Nähe zum Rheinischen Esel. „Hier kommen viele Fahrradfahrer vorbei“, weiß Matthias Wolf. Bestimmt würden sich auch die Senioren des Altenheims an der Kreisstraße und die Angestellten der Uni, von denen viele hier wohnen, über solch ein Angebot freuen.

Verein hat bereits ein Netzwerk aufgebaut

Ein ordentliches Netzwerk hat der Verein schon aufgebaut, Kontakte zur Stadt bestehen und die Nachbarschaft ist nicht abgeneigt, mitzumischen. Jedenfalls hätten sich viele am Kunstlichterfest im Viertel beteiligt. Das nächste steht am 29. November an. Vivian Knoth: „Wir wollen alle Menschen hier mit einbeziehen und ihnen als Kunstschaffende nicht elitär etwas aufdrücken.“