Witten. Die Entscheidung ist gefallen: Aus Haus Bommerholz in Witten wird keine Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete. Wie es weitergeht.
Aus Haus Bommerholz in Witten wird keine Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete (ZUE). Das Land hat der Stadt und ihrer Immobilie im Naturschutzgebiet eine Absage erteilt. Zuvor hatte die Bezirksregierung das Gebäude auf seine grundsätzliche Eignung geprüft und darauf, wie viele Menschen hier perspektivisch untergebracht werden könnten.
Schon seit Ende 2023 waren Stadt und Land in Gesprächen. Die Verhandlungen seien „weit fortgeschritten“ gewesen, heißt es von der Stadt. Dennoch kam nun die Absage durch die Bezirksregierung. Das Land habe sich für andere Standorte entschieden. „Wir bedauern dieses Ergebnis, müssen die Entscheidung jedoch akzeptieren“, sagt Bürgermeister Lars König.
Haus Bommerholz ist für Landesunterkunft zu klein
Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, ihre eigenen Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete auszubauen. Bis Ende 2024 sollen insgesamt 41.000 Plätze zur Verfügung stehen. 2023 konnte das Land 31.000 Menschen unterbringen. Daher wurden alle landesweit in Frage kommenden Standorte überprüft. So auch Witten. Kernkriterium für die Auswahl neuer Objekte sei eine möglichst zügige Inbetriebnahme, hieß es noch im Februar. Ausschlaggebend für die Absage war nun aber die „mit maximal circa 160 Personen zu geringe Kapazität“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
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Die Hoffnungen seitens der Stadtverwaltung waren groß. Denn es wäre eine deutliche Entlastung sowohl für den städtischen Haushalt als auch in organisatorischer Hinsicht gewesen. So hätte das Land etwa die Mietkosten für Haus Bommerholz übernommen, auch die Kosten für Unterbringung und Personal. Gleichzeitig wäre die Anzahl der Geflüchteten in der Landesunterkunft auf die Gesamtzahl der Menschen angerechnet worden, die Witten zugewiesen werden.
Fünf-Jahresvertrag für Haus Bommerholz
Schon im Juni 2023 hatte der Rat die Anmietung von Haus Bommerholz beschlossen - damals aber für den Eigenbedarf. Denn bei anhaltend hohen Zuweisungen von Geflüchteten wollte man eine weitere städtische Unterkunft als Reserve vorhalten. Wenn die Kapazität der Brauckstraße erschöpft wäre, sollte es in Witten nicht wie anderorts zur Belegung von Turnhallen oder einem Containerdorf kommen. Von etwa 100 Familien war die Rede.
Die Lage hat sich aber mittlerweile entspannt. So seien etwa weniger Menschen aus der Ukraine nach Witten gekommen, als zunächst prognostiziert. Auch deshalb wollte die Stadt Haus Bommerholz ans Land abtreten. Nun aber bleibt die Stadt auf ihrem 5-Jahres-Mietvertrag sitzen, der offiziell seit Anfang 2024 läuft. Bislang zahlt die Verwaltung aber keine Miete, weil das Gebäude noch nicht offiziell übergeben ist.
Gebäude ist noch immer nicht bezugsfertig
Erst vergangene Woche hat der Eigentümer ein überarbeitetes Brandschutzkonzept vorgelegt, das lange auf sich warten ließ. Wem Gebäude und Grundstück in Bommerholz gehören, ist nicht bekannt. Bis 2022 war das ehemalige Gästehaus der Uni Dortmund im Besitz des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) des Landes. Dann wurde das Gebäude verkauft. Der neue Besitzer bleibt bis heute anonym.
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Und wie geht es nun weiter mit Haus Bommerholz? Die Stadt sehe das Gebäude weiterhin als „Bedarfsobjekt“, wenn etwa in der Brauckstraße die Kapazitäten erschöpft seien, so Stadtsprecherin Lena Küçük. Bommerholz werde nach heutiger Einschätzung ab Jahresende nutzbar sein. Sobald das Gebäude bezugsfertig ist, beginnen auch die Mietzahlungen.
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Zuvor müssen nach Angaben der Stadt etwa noch einige Türen mit Schließanlagen versehen und ein Raum mit einem früheren (Brand-)Schaden saniert werden. 2015 hatte es einen Anschlag auf das Haus gegeben - kurz bevor erstmals Geflüchtete dort einziehen sollten. Ob und wann nun wieder Asylsuchende hier unterkommen werden, ist fraglich. Die Unterkunft an der Brauckstraße ist derzeit nicht voll ausgelastet. Aktuell leben dort 252 Menschen, es sind noch 77 Betten frei.
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