Witten. Um auf neue Flüchtlinge vorbereitet zu sein, hat die Stadt Witten händeringend nach weiteren Unterkünften gesucht. Nun wurde sie fündig. Aber wo?

Bei der Suche nach neuen Flüchtlingsunterkünften kehrt die Stadt Witten an eine alte Adresse zurück. Haus Bommerholz, das auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 schon einmal für rund ein Jahr Schutzsuchende aufnahm, soll ab Januar neu angemietet werden.

Die Information der WAZ wurde jetzt im Haupt- und Finanzausschuss von Bürgermeister Lars König in öffentlicher Sitzung bestätigt. Dabei verwies er auf einen Ratsbeschluss, der schon im Sommer getroffen worden sei. Bei einer interfraktionellen Runde im März sei bereits über verschiedene Optionen beraten worden, „wie wir weitere Menschen auch unter ethisch-humanitären Gesichtspunkten unterbringen wollen“, so König. Man sei sich einig gewesen, auf Zelte und Container möglichst weiterhin zu verzichten, ebenso auf die Belegung von Sporthallen, wie es 2015 mit der Jahnhalle der Fall war.

Bis zu 100 Personen sollen in Haus Bommerholz wohnen

Große Auswahl gab und gibt es nicht. „Wir treffen auf einen sehr engen Markt, auch durch die Zuwanderung aus der Ukraine“, sagt der 52-Jährige. Mit Haus Bommerholz habe man die „bestmögliche Lösung“ gefunden, „aber keine Komfortlösung“. Mietbeginn soll der 1. Januar 2024 sein. Bis dahin sollen noch die nötigen „baulichen Umsetzungen“ erfolgen. Eigentümer des ehemaligen Gästehauses der Uni Dortmund war bis 2022 der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes. Dann wurde das Gebäude verkauft. An wen, ist nicht bekannt.

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Die Stadt will in dem idyllisch gelegenen Gebäudekomplex bis zu 100 Personen unterbringen, möglichst Familien. „Wir wollen vorausschauend handeln, um den Menschen eine Unterkunft anbieten zu können“, so König. Bislang werden meist Wohnungen bereitgestellt und es gibt ja auch noch die zentrale Unterkunft an der Brauckstraße. Der Bürgermeister rechnet aber mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen.

Keine Sicherheitsbedenken trotz Brandanschlag vor acht Jahren

Er versicherte den Ausschussmitgliedern, dass die Kosten erst auf den Haushalt durchschlagen würden, wenn das Gebäude wirklich angemietet und womöglich auch schon belegt sei. Nach Informationen dieser Redaktion könnten die Ausgaben grob geschätzt bei 25.000 Euro monatlich liegen. Das wäre weitaus weniger, als in der Anfangszeit für die – deutlich größere – Brauckstraße fällig wurde. Damals war von 200.000 Euro die Rede – wobei in dieser Summe auch noch Investitionen des Vermieters steckten.

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Größere Sicherheitsbedenken gibt es derzeit offenbar nicht, obwohl das Haus im Grünen relativ abgelegen ist und es 2015 vor der Erstbelegung einen Brandanschlag gegeben hatte. Damals, Anfang September, entstand leichter Sachschaden, niemand wurde verletzt. Drei Tatverdächtige wurden ermittelt, das Verfahren aber eingestellt.

Maximal ein Jahr diente Haus Bommerholz als Flüchtlingsunterkunft, etwa bis Herbst 2016. Seitdem steht es leer. 2021 wurden Pläne für Ateliers, Praxen und Wohnungen bekannt. Doch der Verkauf an eine Genossenschaft rund um den Wittener Politiker und Künstler Harald Kahl kam nicht zustande.

In Witten leben derzeit nach Angaben der Stadt insgesamt rund 3000 Geflüchtete, unabhängig vom Schutz- bzw. Aufenthaltsstatus. In städtischen Unterkünften untergebracht sind davon rund 400 Personen, die anderen haben selbst Wohnungen angemietet. In der großen Sammelunterkunft an der Brauckstraße sind derzeit noch rund 100 Betten frei.

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