Witten. Aus Haus Bommerholz in Witten soll vielleicht eine Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes für Geflüchtete werden. Was bislang bekannt ist.
Das Land prüft, in Witten eine neue Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete einzurichten. Dabei geht es um Haus Bommerholz, mitten im Naturschutzgebiet Elbschebach. Was das bedeuten würde.
Seit Januar 2024 ist die Stadt Witten offiziell Mieterin des abgelegenen Gebäudes. Zunächst wollte sie selbst dort Flüchtlinge unterbringen. Die Rede war von rund 100 Menschen. Bereits im Februar deutete sich aber an, dass das Land Interesse an Haus Bommerholz haben könnte, um dort eine Landesunterkunft entstehen zu lassen. Anfang des Jahres gab es aber noch Probleme wegen eines fehlenden Brandschutzkonzeptes.
Bezirksregierung nimmt Haus Bommerholz unter die Lupe
Seitdem war es still. Doch schon im Juni hatte der Rat der Stadt einer Untervermietung an das Land NRW im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung zugestimmt. Dies geht nun aus einer Antwort auf eine Linken-Anfrage zum Thema hervor. Derzeit prüfe die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg die „bauordnungsrechtlichen Gegebenheiten“ des Gebäudes, heißt es weiter. Also, ob sich Haus Bommerholz prinzipiell eignen würde.
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Doch was ist eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete überhaupt? Dort werden Menschen untergebracht, die bereits in einer Erstaufnahmeeinrichtung registriert und ärztlich untersucht worden sind. In einer ZUE bleiben die Flüchtlinge in der Regel so lange, wie deren Asylverfahren läuft. Dann werden sie entweder einer Kommune zugewiesen - oder sie müssen ausreisen beziehungsweise werden abgeschoben.
Derzeit gibt es 29 Zentrale Unterbringungseinrichtungen in NRW
„In der Regel sollen Familien und Kinder nicht länger als sechs Monate und alleinreisende Erwachsene maximal zwei Jahre in der Einrichtung verbleiben“, so Bürgermeister Lars König. Laut Flüchtlingsrat NRW gibt es derzeit 29 solcher Sammelunterkünfte in NRW, die jeweils für 160 bis 1200 Personen ausgelegt sind. Wie viele Menschen die Bezirksregierung in Haus Bommerholz unterbringen würde, ist noch unklar. Neben Betreuung und Verpflegung der Geflüchteten seien auch ein Sicherheitsdienst und ein Umgebungsmanagement vorgesehen, heißt es seitens der Stadt.
Noch ist aber nicht klar, ob die ZUE tatsächlich kommt. Für Witten hätte sie mehrere Vorteile. Zum einen kann die Stadt Kosten sparen. Würde sie in dem ehemaligen Gästehaus der Uni Dortmund selbst Geflüchtete unterbringen, könnten die monatlichen Ausgaben nach Informationen dieser Redaktion bei grob geschätzt 25.000 Euro liegen. Der Betrieb der ZUE würde „komplett auf Kosten des Landes“ erfolgen, so König.
Landesunterkunft kann Kommune mehrfach entlasten
Gleichzeitig bringt eine Landesunterkunft für die jeweilige Kommune eine Entlastung bei der Zuweisung von neuen Geflüchteten mit sich. Denn die Zahl der Menschen, die in der ZUE leben, wird auf die städtische Quote angerechnet. Unabhängig von einer Landesunterkunft kämen Flüchtlinge, die Witten aufnehmen muss, wie bisher an der Brauckstraße und in Wohnungen unter.
Viele Nachteile sieht die Ratsfraktion der Linken. Sie bemängelt vor allem, dass Haus Bommerholz so abseits liegt. Damit würde es für Geflüchtete sehr viel schwieriger, an den bisherigen Hilfeangeboten teilzunehmen. Kinder und Jugendliche könnten nicht mehr in die Schulen und Kitas vor Ort gehen, schreibt Linken-Chefin Ulla Weiß. Doch Letzteres liegt ohnehin in der Natur einer ZUE. Dort werden Minderjährige generell vor Ort betreut und beschult.
Haus Bommerholz war schon einmal Flüchtlingsunterkunft
In Haus Bommerholz waren von 2015 bis 2016 schon einmal Flüchtlinge untergebracht. Seitdem steht das Gebäude leer. 2019 wurden Pläne für Ateliers, Praxen und Wohnungen bekannt. Doch der Verkauf an eine Genossenschaft rund um den Wittener Politiker und Künstler Harald Kahl kam nicht zustande.
>> Info: Die Linke lädt am 26.8. (Montag) zu einer Diskussion über die geplante Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) ins Ardey-Hotel, Ardeystr. 11. Los geht es um 19 Uhr. Es sprechen Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW, und Ex-Ratsherr Stefan Borggraefe, der sich seit über zehn Jahren ehrenamtlich in der Wittener Geflüchtetenhilfe engagiert.
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