Witten. Eltern bewerten die Kinderbetreuung in Witten insgesamt als gut. Doch an zwei Punkten üben sie heftige Kritik. Das bemängeln sie.
Wohl kaum ein anderes Thema bewegt die Eltern von jungen Kindern so sehr wie die Suche nach einem Betreuungsplatz. Denn ohne ihn wird es schwer mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch in Witten müssen das immer wieder zahlreiche Eltern durchleben, denn regelmäßig fehlen zum Start des Kita-Jahres hunderte Plätze – zuletzt waren es 500.
Da verwundert es nicht, dass die Wittener Kitaplatz-Vergabe von Müttern und Vätern im großen WAZ-Familiencheck schlechte Noten erhält. Diese strafen sie in der nicht repräsentativen Umfrage mit einer 3,4 ab – also angesiedelt zwischen „befriedigend“ und „ausreichend“. Witten steht damit aber nicht alleine da. Auch in anderen Ruhrgebietsstädten sind die Menschen unzufrieden mit der Verteilung der Betreuungsplätze. Am besten schneiden noch Bottrop und Velbert ab (Schulnote 2,9), am schlechtesten Duisburg (4,2).
„Endlich einen Kindergartenplatz bekommen!!!!“ – ist deshalb auch der sehnlichste Wunsch einer der 128 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Ruhrstadt, die beim WAZ-Familiencheck zum Thema Kinderbetreuung ihre Meinung kund getan haben. Andere bemängeln fehlende Transparenz und Ineffizienz des Online-Kita-Portals der Stadt.
Das ist der Familien-Check
Wie bewerten Familien das Freizeitangebot in ihrer Stadt, wie blicken sie auf Schulen und Kitas? Wie flexibel ist der Arbeitgeber, wenn das Kind krank wird? Nach diesen und vielen Themen mehr haben wir in unserem „Familien-Check“ gefragt. Und mehr als 8300 Menschen aus der ganzen Region haben mitgemacht. Die Erkenntnisse stellen wir Ihnen nun in loser Folge vor.
Und natürlich haben viele Teilnehmenden auch Anregungen geliefert, die wir gerne aufgreifen. Repräsentativ war die Umfrage nicht, weil die Teilnehmenden keinen Querschnitt der Bevölkerung bilden. Die Bewertungen sind vor allem als Hinweise zu verstehen, wo etwas gut oder schlecht läuft.
Eltern wünschen sich mehr Transparenz bei der Kitaplatz-Vergabe in Witten
So wünschen sich Eltern „offene Karten, wie die Plätze vergeben werden“. Andere berichten: „Die Platzvergabe ist katastrophal. Wir haben das Kind im Alter von einem Tag (!!!) für das Kitajahr 2023/24 angemeldet und in fünf Einrichtungen keinen Platz bekommen.“ Noch vernichtender fällt dieses Urteil aus: „Hier herrscht einfach nur Chaos und im Endeffekt hilft in den meisten Fällen nur Vitamin B.“
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Im Eltern-Portal der Stadt kann man sein Kind für insgesamt fünf verschiedene Kitas anmelden – gestaffelt nach Priorität. Diese Wünsche werden dann an die Einrichtungen in der Stadt übermittelt. „Die Kitas schauen, welches Kind etwa in die Altersstruktur der bestehenden Gruppen passt, ob die gewünschte Stundenzahl zum Angebot passt“, erklärt Melanie Preuß-Dumont vom Jugendamt.
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Kitas entscheiden selbst, welches Kind sie aufnehmen und welches nicht
Die Entscheidung darüber, welches Kind wo aufgenommen wird, trifft also nicht die Stadt, sondern die Kindergärten selbst. Sobald den Eltern ein Vertrag angeboten und dieser von ihnen unterschrieben ist, gilt das Kind als versorgt. Das Jugendamt selbst schaut am Ende des Vergabeverfahrens, das am 15. Januar startet und sich bis Ende März ziehen kann, auf die Kinder, die bis dahin noch keinen Platz bekommen haben. Dann versuche man nachzusteuern, wo möglich. Für das im August beginnende Kita-Jahr werden voraussichtlich 709 U3-Plätze und 2554 Ü3-Plätze zur Verfügung stehen, also insgesamt 3263. Das wären 39 Plätze mehr als 23/24. Die Zahl könne sich aber durch Überbelegungen oder Gruppenverkleinerungen auch noch verändern, so Heiko Müller, beim Jugendamt zuständig für Kitas und OGS.
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Kritik an Kosten der Betreuung – aber Witten liegt im Mittelfeld
Besonders kritisch blicken die Wittener Eltern auch auf die Kosten der Betreuung. Auch dieser Teilaspekt erhält von ihnen nur die Note 3,4. Am besten schneidet im Vergleich hier Velbert ab (1,7). Die Stadt erhebt keine Elternbeiträge. Mit einer 4,0 wird Bottrop, die teuerste Stadt im Check, abgestraft. Hier zahlt eine Modellfamilie mit einem Haushaltseinkommen von 48.000 Euro und einem dreijährigen Kind bei einer Betreuungszeit von 35 Stunden pro Woche 146 Euro im Monat. In Witten sind es 95 Euro.
In NRW entscheidet das örtliche Jugendamt, ob und in welcher Höhe Elternbeiträge erhoben werden.„ Wir bewegen uns mit den Gebühren im Vergleich zu anderen Städten eher im unteren Mittelfeld“, sagt Heiko Müller. Die letzte Erhöhung habe es zudem zuletzt 2012 gegeben. Doch das wird sich aufgrund der desolaten Haushaltslage ändern. „Wir werden an die Gebühren ran müssen“, so Müller. Sicher ist, dass sie steigen werden. Doch wie und in welchem Ausmaß ist noch völlig unklar. Eventuell könnte die neue Gebührensatzung schon im kommenden Kita-Jahr greifen.
Qualität und Verlässlichkeit der Betreuung erhalten gute Noten
Derzeit zahlen Eltern bei einem Jahreseinkommen bis 25.000 Euro keinen Beitrag. Danach sind die Beiträge in zwölf Stufen gestaffelt. Bei Kita-Kindern über zwei Jahren reichen sie von 30 Euro bis 495 Euro im Monat– je nach Anzahl der Betreuungsstunden und Einkommen der Eltern. Kinder unter zwei Jahren betreuen zu lassen, ist teurer: Hier reicht die Spanne von 73 bis 758 Euro.
Deutlich zufriedener sind die Eltern aus der Ruhrstadt hingegen mit der Qualität der Betreuung (2,1) und der Verlässlichkeit (2,3). Trotzdem ist auch hier noch Luft nach oben, wie sich an den Kommentaren der Umfrageteilnehmerinnen ablesen lässt: Mehr Personal wünschen sich sehr viele Mütter und Väter, auch kleinere Gruppen und ein besserer Betreuungsschlüssel werden häufig genannt. Auch ganz oben auf der Wunschliste: flexiblere Öffnungszeiten der Kitas, die auch die Randzeiten – also früh am Morgen oder am späten Nachmittag/Abend – abdecken.
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