So erlebte Witten das Jahrhunderthochwasser vor einem Jahr
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Witten. Vor einem Jahr begann es in Witten zu regnen – es wurde ein Jahrhunderthochwasser. Ein Rückblick auf denkwürdige Tage.
Der Tag des Jahrhunderthochwassers in Witten begann relativ ruhig. Noch bis zum Nachmittag hinein war die Feuerwehr an jenem Mittwoch vor einem Jahr zwar in erhöhter Alarmbereitschaft. Doch Einsätze wegen des andauernden Regens, der da schon stetig auf die Ruhrstadt niederprasselte, gab es kaum. Lediglich zweimal mussten die Einsatzkräfte bis 17 Uhr ausrücken – wegen umgeknickter Bäume. Doch dann öffnete der Himmel auch über Witten alle seine Schleusen . . .
„Wir laufen mit Einsätzen voll“, sagte am 14. Juli 2021 der damalige Einsatzleiter der Feuerwehr gegen 17.30 Uhr. Da stand das Wasser schon in vielen Kellern im Stadtgebiet bedrohlich hoch. Sie gaben quasi den Startschuss für das, was Witten noch erwartete. 80 bis 100 Liter Regen sollten in wenigen Stunden auf einen Quadratmeter fallen, so viel wie sonst in einem ganzen Monat.
Ruhr stand bei über sieben Metern: historisches Hochwasser in Witten
Bereits am Nachmittag war der für Witten maßgebliche Ruhrpegel auf über fünf Meter geklettert – normal sind um die zwei Meter. Am nächsten Morgen um 8 Uhr stand das Wasser dann bei 7,13 Meter. „Das ist das höchste Hochwasser seit den 60er-Jahren“, sagte damals Ruhrverbands-Sprecher Markus Rüdel selbst etwas ungläubig.
Das Wittener Hochwasser aus dem Flugzeug fotografiert
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Witten hatte da bereits eine mehr als unruhige Nacht hinter sich: 400 Feuerwehreinsätze, sieben Menschen aus höchster Not an der Ruhr gerettet, bei zwei vom Wasser eingeschlossenen Mehrfamilienhäusern nahe der Lakebrücke in Herbede hatte man mit der Evakuierung begonnen – so lautete die Bilanz der Einsatzkräfte am Donnerstagmorgen.
Straßen überflutet, Autos im Wasser versunken
Auch wenn Witten verglichen mit anderen Städten glimpflich durch das Unwetter „Bernd“ gekommen ist, bot sich auch hier vielerorts ein Bild der Zerstörung. Straßen waren überflutet, auch am nächsten Tag noch gesperrt, Autos drohten in den kleinen Seen, die sich vielerorts gebildet hatten, zu versinken. Auch die Bahn hatte den Betrieb weitgehend eingestellt. Heven, Herbede und das Hammertal bekamen besonders viel ab. Stadtteile wie Annen und Stockum kamen glimpflicher davon. In Bommern stand sogar die Sporthalle des TuS unter Wasser.
Wasser drang auch in die Maschinenfabrik Pleiger am Pleßbach, einen halben Meter hoch stand es in der Brennerei Sonnenschein an der Lakebrücke. Der Wannenbach und die umliegenden Häuser an der Herbeder Straße waren mal wieder überflutet. An der Zeche Theresia in Muttental rutschte ein Hang ab: die Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn stand vor einem Scherbenhaufen aus Geröll, Schlamm und Bäumen. Auch das Zechenhaus Herberholz hatte große Wasserschäden zu vermelden.
Die Aufräumarbeiten begannen an einigen Stellen direkt am Tag nach dem Starkregen, manchmal auch erst, als sich das Wasser zurückgezogen hatte – oder von der Feuerwehr abgepumpt wurde. Von den Schäden ist heute nicht mehr viel zu sehen. So ist etwa sowohl In der Lake als auch beim Wittener Urgestein Steger das Leben zurückgekehrt. Auch das Zechenhaus Herberholz bewirtet wieder Gäste. Der Kanu-Klub „Neptun“ feierte erst Anfang Juli seinen Wiederaufbau und taufte ein neues Boot. Und erst vor Kurzem hat auch die Fähre Hardenstein einen neuen Anleger für die Nacht bekommen – auch diesen hatte die Flut davon gerissen.
Wie hoch der Schaden, der durch Starkregen und Hochwasser in Witten entstanden ist, genau ist, lässt sich derweil nicht sagen. Weder Stadt noch Kreis konnten dazu Angaben machen.
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