Witten. Ab Ende Mai/Anfang Juni will Peter Steger auf seinem Campingplatz in Witten-Bommern wieder Gäste begrüßen. Hinter ihm liegen harte Monate.
Im Oktober konnten Peter Steger und seine Frau Edeltraut endlich zurück in ihr Haus auf ihren Campingplatz am Bommeraner Ruhrufer ziehen. Der Fluss hatte ihnen bei der Jahrhundertflut im vergangenen Juli übel mitgespielt. Das Hochwasser riss Wohnwagen mit sich, zerstörte Stellplätze und Wege, das Inventar von Dauercampern. Auch Stegers Haus wurde geflutet - wie sein Biergarten und seine Gaststätte. Ende Mai/Anfang Juni sollen alle Schäden beseitigt sein.
In wenigen Wochen also will der 77-jährige Campingplatzbetreiber wieder Gäste in seinem Biergarten an der Uferstraße willkommen heißen, auf dem das Wasser 1,20 Meter hoch stand. Der Biergarten, der einmal 100 Menschen Platz bot, wird neu etwas kleiner ausfallen. 70 bis 80 Plätze soll es geben, „damit die Kellnerinnen besser zwischen den Tischen durchkommen“, merkt Steger augenzwinkernd an. Ein Wittener Malerbetrieb arbeitet derzeit in seiner Gaststätte.
Die Spendengelder sollen der Campinggemeinschaft zugute kommen
Nach den Verwüstungen, die die Ruhr anrichtete, mussten Steger und seine lungenkranke Frau (74) sich drei Monate lang in einer Bommerholzer Ferienwohnung einmieten. Peter Steger war trotzdem täglich auf seinem Platz - und erlebte eine Welle der Hilfsbereitschaft. Es gab viele helfende Hände, Spenden und Handwerksfirmen, die ihm nur die Material- und nicht die Arbeitskosten in Rechnung stellten. „Seine“ Handwerker wird er zu seinem Eröffnungstag in wenigen Wochen einladen. „Denn ohne sie hätte ich das nicht geschafft.“
Talsperren waren vor Hochwasser voll
Der Ruhrverband hatte für den 9. Juli 2021 gemeldet, dass der Füllstand seiner acht Talsperren bei 113 Prozent vom langjährigen Mittel liegt. Grund seien die immer wieder auftretenden Regenfälle, so der Wasserwirtschaftsverband in Essen.Peter Steger glaubt, dass er mit seinem Campingplatz wenige Tage später, Mitte Juli 2021, beim Hochwasser nicht „abgesoffen“ wäre, wenn Wasser vorher aus den vollen Talsperren abgelassen worden wäre. Die Talsperren wären dann in der Lage gewesen, beim Unwetter durch „Tief Bernd“ noch Wasser aufzunehmen, meint er.
Außerdem kamen über 14.000 Euro an Spendengeldern zusammen, von denen Peter Steger keinen Euro für sich beanspruchen möchte, wie er betont. „Das Geld liegt auf einem separaten Konto und soll der Campinggemeinschaft zugutekommen.“ Hiervon sollen zum Beispiel Stromanschlüsse finanziert werden, eventuell auch eine Wege-Beleuchtung.
Peter Steger bat die Stadt Witten um eine Reduzierung der Pacht
52 Wohnwagen stehen auf seinem Platz an der Bommeraner Uferstraße, die Dauercampern gehören. Nur einer habe gekündigt, sagt er. „Das hat aber nicht mit dem Hochwasser zu tun, sondern hat familiäre Gründe.“ Ende Mai/ Anfang Juni soll der Platz auch wieder für weitere Gäste offen sein. „Vier Wohnwagen können wir noch stellen.“ Auch Erholungssuchende mit Zelten werden ein idyllisches Plätzchen finden.
Steger, der den Campingplatz in dritter Generation betreibt, arbeitet auf städtischem Boden - und bezahlt dafür Pacht. Im März hat er bei der Stadt nachgefragt, ob diese angesichts seiner Einnahmeausfälle durch Corona und die Flutschäden nicht geringer ausfallen könne. Eine Antwort hat er noch nicht erhalten.
Der 77-Jährige, der es als Ruhrgebietsmensch der besonderen Art sogar ins WDR-Kulturmagazin Westart schaffte, möchte seinen Platz solange weiter bewirtschaften, wie er dazu gesundheitlich in der Lage ist. Stegers Sohn Andreas (55), der als Schreiner bei der Wittener Firma Lauterbach beschäftigt ist, hätte Interesse, alles einmal zu übernehmen.
Was auch Guido Neemann (59) freut. Der Rentner war von 2008 bis 2019 Dauercamper in Bommern. Derzeit steht der 59-Jährige mit seinem Wohnmobil auf dem Parkplatz des Campingplatzes. Eine Stippvisite sozusagen. Denn seit Ende 2019 lebt der Kfz-Meister und frühere Sozialarbeiter an der Algarve, wo sein älterer Sohn ein Restaurant betreibt.
Wittener zog es Ende 2019 nach Portugal, wo er in einem Wohnmobil lebt
Nach Portugal zog es Guido Neemann zu einer Zeit, „als es mir nicht gutging“, sagt er. Sein Wohnmobil, mit dem er in einem Dorf rund zehn Kilometer von der portugiesischen Stadt Lagos entfernt steht, teilt er mit seinem Hund „Fritzchen“. Ein Leben, das er liebt, wie der frühere Wittener betont. Auch wenn er es gerne mit einer Frau teilen würde, „die das alles mitmacht“. In Witten ist Guido Neemann derzeit aus gesundheitlichen Gründen. Ein Nierenstein muss operativ entfernt werden - und dies möchte er im evangelischen Krankenhaus machen lassen. Spätestens im August will der 59-Jährige aber zurück an der Algarve sein - in seinem Leben.