Witten. Schlimmes und viel Gutes ist Campingplatz-Betreiber Peter Steger aus Witten in diesem Jahr widerfahren. Auf die Flut folgte geballte Hilfe.
Weihnachten ist die Zeit der Dankbarkeit. Einer, der sich diesmal besonders erkenntlich zeigen möchte, ist Campingplatz-Betreiber Peter Steger aus Witten. So viel Schlimmes ist ihm 2021 widerfahren – und gleichzeitig so viel Gutes.
Steger war besonders stark vom Juli-Hochwasser betroffen. Sein Campingplatz in Bommern wurde komplett zerstört, ebenso Stegers Wohnung auf dem Gelände. Nach knapp drei Monaten konnte er in sein saniertes Heim zurückziehen. Und das hat er vielen guten Menschen zu verdanken.
Das Bommeraner Urgestein sitzt in seiner Küche, „der Lieblingsplatz in meiner Wohnung“ sagt er. Die Stegers wohnen in einem Bungalow mitten auf dem Campingplatz am Ruhrufer. Das Haus wurde 1968 gebaut, 1970 zog die Familie ein – und am 15. Juli 2021, nachts um drei, wieder aus.
DLRG und Feuerwehr holten Peter Steger und seine lungenkranke Frau mit dem Schlauchboot an der Haustür ab. Da stand das Wasser schon 20 Zentimeter hoch in der Wohnung, einen halben Meter über dem bis dato gemessenen Höchststand der Ruhr, dem Pegel vom 4. und 5. Dezember 1960. Und das, obwohl das Gebäude erhöht gebaut wurde.
Das Mobiliar musste entsorgt werden
Besucher sehen inzwischen kaum mehr, dass Wohnwagen, Biergarten oder Sanitärgebäude 1,20 Meter unter Wasser standen. 60.000 Euro Schaden hat ein Sachverständiger nach dem Hochwasser ermittelt. Zu diesem Zeitpunkt wohnten die Stegers provisorisch in einer Ferienwohnung. Wobei: Peter Steger war tagsüber ja doch täglich auf seinem Campingplatz.
Seit Mitte November ist er das auch nachts, denn das Wohnhaus ist komplett saniert. Alles ist neu, sogar Estrich, Putz, Fliesen, Decken. Nichts von dem Mobiliar konnte gerettet werden. Peter Steger ist sich sicher: Dass er nach so kurzer Zeit wieder daheim einziehen konnte, funktionierte nur dank großer Hilfe.
Bei vielen Handwerkern zahlte er nur das Material, die Arbeit wollte niemand berechnen. Er kramt eine Liste der gute Geister heraus: Sanitär Dehne aus der Liegnitzer Straße, Fliesen Geiken aus Wetter, das Bauunternehmen Wilhelm Rödiger, Malerbetrieb Ferber und Holzland Wischmann.
Freude über den neuen Nachbarn Markus Bürger
Möbel für Schlaf- und Wohnzimmer sowie die neue Einbauküche bekam er etwa über das Möbelhaus Ostermann. „Den echten Preis habe ich nie erfahren, die Rechnung lief über den Chef“, sagt Peter Steger. Ganz besonders hat er sich aber über seinen neuen Nachbarn Markus Bürger gefreut, der bekanntlich die Ruhr-Insel gekauft hat. „Wir kannten uns gerade einmal ein Jahr. Er hat die Fäden im Hintergrund gezogen und mir die Hilfe vermittelt“, freut sich der 76-Jährige.
Eröffnung im Mai:Mit Einschränkungen
Der Biergarten-Betrieb bei Steger läuft ab Mai 2022 wieder mit Einschränkungen: Getränkeverkauf täglich, Essensangebot nur am Wochenende. Der Platzbetreiber und seine Frau wollen kürzertreten. „2019 haben wir in einem halben Jahr 650 Kilo Kartoffelsalat hergestellt. Das können wir nicht mehr jeden Tag leisten.“ Die Zahl der Sitzplätze im neuen Biergarten wird reduziert, von 100 auf 60 oder 50. Mehr schaffe er nicht, sagt Peter Steger. „Oder ich müsste mir Rollschuhe anziehen.“
Dazu kommen viele, viele Spenden, die den Platzbetreiber zu Tränen rührten. Ein Campinggast aus dem Saarland brachte Bares vorbei. Bei Edeka Schwalemeyer sammelten die Angestellten, die ihn seit Jahren vom Einkaufen kannten. Ihnen danken Peter und Edeltraut Steger in den nächsten Tagen auf ihre Weise – sie bringen eine große Schüssel von ihrem legendären Kartoffelsalat vorbei.
Apropos – was wird denn aus dem Biergarten? „Wir machen wieder auf, vielleicht klappt es schon im Mai“, sagt Peter Steger. Das Gebäude wurde vom Hochwasser doch stärker in Mitleidenschaft gezogen als gedacht. Auch dort muss alles erneuert werden. „Wenn ich nicht so eine Familie hätte, würde ich mich verkleinern“, sagt der Wittener. „Aber hier ziehen alle an einem Strang.“ Mit dem Jahr 2021 hadert Peter Steger nicht. „Die ganze Familie, alle vom Campingplatz sind gesund durchgekommen. Aber so was muss ich nicht noch mal haben.“