Witten. Den 14. Juli wird ASB-Helfer Benjamin Schuldt aus Witten nicht vergessen. Das hat der 29-Jährige in den stark betroffenen Flutgebieten erlebt.
Unzählige Einsätze hat der Wittener Benjamin Schuldt in seinen zehn Jahren, die er beim Arbeiter-Samariter-Bund aktiv ist, schon miterlebt. Doch an den 14. Juli des vergangenen Jahres erinnert auch er sich noch sehr gut.
Als es an jenem Mittwoch in Witten noch verhältnismäßig ruhig war – bis zum Nachmittag sprach man hier eher von einem Dauer- als von Starkregen – rückte der 29-Jährige bereits mit zahlreichen anderen Helfern nach Hagen aus, wo Straßen unter Wasser standen.
Wittener: „Es hat geschüttet wie aus Eimern“
„Wir haben dort eine Notunterkunft eingerichtet, für Menschen, die aus ihren Wohnungen mussten“, erinnert sich Schuldt. „Es hat geschüttet wie aus Eimern. Das war schon beeindruckend.“ Bei ihrer Rückfahrt nach Witten kam das Einsatzfahrzeug dann schon nicht mehr problemlos durch. „Wir standen teils bis zum Radkasten im Wasser, hatten Angst, dass der Motor absäuft“, erzählt der erste Vorsitzende des Wittener ASB. Nur mit mehrmaligem Wenden und auf Schleichwegen gelangten die Ersthelfer zurück.
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Nach einer kurzen Pause ging es für Benjamin Schuldt nach am selben Abend zum nächsten Einsatz: In einigen Gebieten von Gevelsberg war der Strom ausgefallen. Ein Team um Schuldt sollte die dortigen Pflegeheime abfahren und prüfen, ob sich in ihnen Patienten befinden, die auf Beatmung angewiesen sind. Anrufen ging nicht mehr: Es funktionierten dort teilweise weder Telefon noch das Handynetz. Es gab auch keinen Empfang fürs Funkgerät. Meldefahrzeuge mussten hin- und herfahren, damit sich die Einsatzkräfte untereinander austauschen konnten.
Kleine Flutwelle rollte auf Heim zu
Eines der Heime lag an einem Hang. Irgendwann rollte eine „kleine Flutwelle“, wie Schuldt es nennt, auf das Gebäude zu. „Da hab ich mir gedacht: Wo soll das noch enden?“ Welche Zerstörungskraft Wasser haben kann, würde der junge Mann schon sehr bald mit eigenen Augen sehen. Nach vier Stunden Schlaf in der ersten Flutnacht wurden die Helfer des ASB schon am nächsten Tag in die Eifel gerufen, genauer gesagt nach Schleiden.
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Die Kleinstadt mit ihren rund 13.000 Einwohnern war „halb weggespült“, sagt Schuldt. Allein die Fahrt in die Eifel hat bei dem erfahrenen Helfer bleibende Eindrücke hinterlassen. „Man fährt durch diese großen, völlig zerstörten Landschaften“, so der gelernte Rettungssanitäter und Krankenpfleger, der in der Pflegedienstleitung des Marien-Hospitals arbeitet.
ASB-Helfer aus Witten: „Am schlimmsten ist der Geruch“
Das war völlig anders, als solche Bilder der Zerstörung nur am Bildschirm zu sehen. „Aber das Sehen ist nicht das Schlimmste, sondern es ist der Geruch“, sagt der ASB-Helfer. Ein Geruch nach abgestandenem Wasser und Diesel. „Der hat mich nachhaltig geprägt.“ In Schleiden versorgte er dann die Feuerwehrmänner, die teils unter Einsatz des eigenen Lebens Menschen gerettet, später auch Leichen geborgen haben. Allein dort starben zehn Menschen.
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Fünf Tage mit insgesamt etwa zwölf Stunden Schlaf später waren die Einsätze für Benjamin Schuldt vorerst beendet. Doch die Hilfe ging weiter. So schickte der ASB auch nach der Akuthilfe Generatoren und Bautrockner in das Krisengebiet.