Neviges. Antonia Gayk glänzt bei der IHK-Prüfung. Nach der Ausbildung beim Sternekoch zaubert sie nun bei einer anderen Spitzenköchin, bekannt aus Koch-Shows.
Freunde, Verwandte, alle haben ihr abgeraten: „Es hieß dann immer: Mach das bloß nicht, du hast kaum Freizeit, das ist ein Knochenjob, du musst auch an den Feiertagen ran“, erinnert sich Antonia Gayk, die seit ihrem 14. Lebensjahr nur einen Wunsch hatte: Köchin zu werden, ihr absoluter Traumberuf. Und darin ist sie von Anfang an spitze: Vor wenigen Tagen wurde sie von der IHK Düsseldorf als beste Auszubildende geehrt, gelernt hat die Dortmunderin ihr Handwerk im Sternerestaurant „Haus Stemberg“ in Velbert-Neviges. „Das war eine tolle Zeit“, schwärmt Antonia Gayk. Nicht nur, weil sie in Sascha Stembergs Küche unglaublich viel gelernt habe.
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„Es ist ein junges Team, viele Azubis. Die Team-Arbeit funktioniert mega-gut, man ist auf einer Wellenlänge. Der Chef unterstützt einen, man kann auch immer eigene Ideen einbringen“, sprudelt es begeistert aus ihr heraus. „Wir haben zum Beispiel die Speisekarte zusammen besprochen, überhaupt kann man mitreden, das war wirklich toll.“ Für Antonia Gayk, die nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur „Hotel-Management-Assistentin“ an der inzwischen geschlossenen Wirtschaftsschule für Hotellerie und Gastronomie in Dortmund abschloss, ist Köchin viel mehr als nur ein Beruf. Und vielleicht fühlte sie sich deshalb so wohl bei der Familie Stemberg, in der Gastronomie seit Generationen leidenschaftlich gelebt wird.
Junge Köchin fühlte sich wohl in Velbert
„Ich liebe das Kreative, das Abschmecken, wenn man mit der Süße und der Schärfe spielt, es sich dann irgendwann harmonisch zusammenfügt. Und wenn es am Ende perfekt schmeckt, riecht und auch aussieht, ja, dann ist es gelungen. Das ist ein schönes Gefühl.“ Und ihr eigenes Lieblingsgericht? Da muss die Köchin aus Passion selbst lachen. „Cordon bleu. Oder wenn meine Oma Rahmspinat mit Kartoffeln und Ei macht.“ Mit allen Sinnen zu genießen und dabei das Einfache, Bodenständige zu schätzen, auch das passt zum Sternerestaurant Stemberg. Hier hat der Klassiker Graupensüppchen ebenso seine Berechtigung auf der Speisekarte wie die „Tranche vom Island-Kabeljau in Kräutern gebraten“.
Branchen-Award für Sascha Stemberg
„Haus Stemberg“, Kuhlendahler Straße 295. Aufgrund der starken Auslastung werden Reservierungen bevorzugt persönlich unter 02053 5649 entgegengenommen, um gegebenenfalls einen Ausweichtermin vorzuschlagen. Weitere Informationen auf www.haus-stemberg.de.
Sascha Stemberg ist auch in diesem Jahr mit dem Branchen-Award „Rolling Pin.Convention Germany 2024“ ausgezeichnet worden. Damit gehört er zu den 100 besten Küchenchefs Deutschlands. „Das ist immer wieder eine schöne Bestätigung für unser ganzes Team“, so sein Kommentar.
Die Kunst des perfekten Wiener Schnitzels
Bekannte Klassiker perfekt zuzubereiten, auch das sei eine Kunst, die sie im „Haus Stemberg“ gelernt habe, erzählt die junge Köchin. „Um ein gutes Wiener Schnitzel zu bekommen, da muss man schon suchen, das ist nicht einfach. Die zarte Kruste sieht aus wie ein Ballon, in Butterschmalz geschwenkt, bei Stemberg ist es perfekt.“ Was vielleicht auch daran liegen mag, dass dieser Klassiker eine der Leibspeisen des Senior-Chefs Walter Stemberg ist.
Worüber sich Antonia Gayk freut: „Auch heute ruft mich der Chef noch manchmal an, erkundigt sich: Wie läuft es denn da unten?“ erzählt die 24-Jährige, die inzwischen im Schwarzwald kocht: Nach ihrer mit Glanz und Gloria bestandenen Prüfung hat Antonia Gayk mit Rückenwind aus dem Nevigeser Sternerestaurant sofort ihre absolute Wunschstelle bekommen: Seit Mai verstärkt sie das Team der Spitzenköchin Viktoria Fuchs im „Romantik Hotel Spielweg“ in Münstertal, einem idyllischen Ort nicht weit entfernt von Freiburg. Wie Vater und Sohn Stemberg trat auch Viktoria Fuchs in der TV-Show „Kitchen Impossible“ auf, ist unter anderem Jurorin bei der ZDF-Sendung „Die Küchenschlacht“. Sie gehört, genau wie Sascha Stemberg, zum „Jeunes Restaurateurs“, einem europaweiten Netzwerk junger Spitzenköche unter 50 Jahren. Man kennt sich, tauscht sich aus, steht in Kontakt miteinander. Was auch dem Nachwuchs zuweilen zugute kommt.
Neuer Job bei Spitzenköchin im Schwarzwald
Dass Antonia Gayk unbedingt zu Viktoria Fuchs wollte, hat jedoch noch einen anderen Grund als deren Erfolg und exzellenter Ruf in der Branche. „Ich wollte einfach mal wissen, wie das ist, weiter weg von zu Hause zu sein, ganz alleine zurechtkommen zu müssen. Zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt die sympathische Dortmunderin und bekennt freimütig. „Ja, ich habe auch manchmal Heimweh, so richtig schlimm, ich vermisse meine Familie, meinen Hund Gin Tonic. Mir fehlt auch die Südtribüne, ich bin ja großer Fan von Borussia Dortmund.“
Frauen sind in dem Beruf oft ehrgeiziger
Sicherlich hätte sie auch hier in NRW, vielleicht sogar in Neviges, bleiben können, aber: „Ich musste das jetzt einfach machen, musste mich dieser Herausforderung stellen. Es ist wichtig für mich zu wissen: Was will ich, wo will ich mal hin?“, sagt die begeisterte Tennisspielerin und Läuferin, die bei allem beruflichen Ehrgeiz noch Zeit für ihr Hobby Motorradfahren findet. Auf die Frage, ob Köchinnen in der Branche eher eine Seltenheit seien, antwortet sie: „Die Frauen sind noch immer in der Minderheit. Aber sie schneiden oft besser ab als Männer, vielleicht sind sie ehrgeiziger.“
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Für Sascha Stemberg als Ausbilder ist Antonias gutes Abschneiden als Jahresbeste natürlich eine schöne Bestätigung, über die er sich nicht zum ersten Mal freuen kann. „Unsere Leute waren schon sehr oft ganz vorne dabei, bestimmt so fünf-, sechsmal.“ Antonia Gayk jedenfalls ist rundum glücklich, für sie ist ein Traum Wirklichkeit geworden. Und jetzt geht es für die 24-Jährige erst richtig los mit der Karriere. „Ich war auch nochmal bei den Stembergs und habe mich für alles bedankt. Es war einfach eine super Zeit.“