Neviges. Pächter Nermin Esser ist voller Elan und hat viele Ideen für das „Bistro Treffpunkt“ in Tönisheide. Was sich ändert und was bleibt.

Er war einfach da zur rechten Zeit. Und für das „Bistro Treffpunkt“ war es Rettung in letzter Minute, um ein Haar wären in der urigen Kneipe an der Nevigeser Straße in Velbert-Tönisheide für immer die Lichter ausgegangen. Denn als der letzte Pächter seinen Abschied verkündete, wollte der Hauseigentümer hier alles verändern: Das „Bistro Treffpunkt“ sollte weichen für Wohnraum. Zum Glück hörte Nermin Esser, für den Gastronomie nach eigenem Bekunden eine Herzensangelegenheit ist, eher zufällig über einen Bekannten vom drohenden Schicksal der Kneipe. „Ich war dann ein paar Mal als Gast hier, wollte wissen, wie das Publikum so ist.“ Und er entschied: Ich übernehme das. Sein Elan, seine positive Ausstrahlung scheinen auch den Hausbesitzer überzeugt zu haben, wie Nermin Esser lächelnd erzählt: „Er sagte, gut, machen wir noch mal einen letzten Versuch mit Ihnen.“

Lesen Sie auch

An fünf gemütlichen Tischen kann man im „Bistro Treffpunkt“ töttern und seinen Drink genießen.
An fünf gemütlichen Tischen kann man im „Bistro Treffpunkt“ töttern und seinen Drink genießen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seit dem 2. Oktober ist der 54-Jährige Langenberger nun neuer Wirt im „Treffpunkt Bistro“, und die wichtigste Neuerung hat er schon umgesetzt: „Ich habe auch in der Woche ab 17 Uhr geöffnet, mein Vorgänger hatte wohl nur am Wochenende auf, mal freitags, mal samstags.“ Für Nermi Esser undenkbar, der einfach gern hinter der Theke steht, gern mit Leuten redet. Ein Leben so ganz ohne Gastronomie, nein, das könne er sich nur schlecht vorstellen. Aber dann bitte als liebstes und einziges Hobby. Denn seine Brötchen verdient er nach wie vor als Mechaniker in einem Velberter Betrieb: „Ich bin da gegen 15.45 Uhr fertig, dann fahre ich hierher nach Tönisheide.“ Wie bitte, und was ist mit Feierabend? „Ach, diese Doppelbelastung mache ich seit 24 Jahren, das macht mir nichts aus.“

Velberter Wirt ist vom „Virus Gastronomie“ befallen

Zwei Ruhetage

„Bistro Treffpunkt“, Nevigeser Straße 286 in Velbert-Tönisheide. Geöffnet Dienstag bis Donnerstag von 17 bis 23 Uhr; Freitag und Samstag von 17 bis 1 Uhr. Jeder Gast bekommt bei der ersten Bestellung eine Verzehrkarte mit seinem Namen.

Ruhetage sind Sonntag und Montag.

Man muss wohl ein bisschen liebenswert verrückt und vom „Virus Gastronomie“ befallen sein, denn Zeit für sich selbst, für ein Privatleben bleibt da kaum. „Ein paar Liegestütze zuhause, um mich fit zu halten, das war‘s“ sagt der Wirt aus Leidenschaft und strahlt dabei übers ganze Gesicht. „Ja, ich freue mich sehr auf alles, was jetzt kommt. Aber die Leute müssen natürlich mitmachen, es muss laufen und zumindest die Kosten abdecken.“ Auf ein paar Stammgäste kann er sich schon jetzt verlassen, etwa jenes ältere Ehepaar, „das kommt immer freitags und möchte immer hier am Tisch sitzen, der wird dann auch für sie reserviert“, sagt Nermi Esser schmunzelnd, den unter anderem bei seinen ersten Stippvisiten als Gast folgendes überzeugt hat: „Das Publikum ist einfach angenehm. Wer kommt, der will ein bisschen quatschen, etwas trinken. Hier ist keiner auf Krawall aus.“

Auf Wunsch gibt‘s auch Frikadellen

Die Kneipe „Bistro Treffpunkt“ liegt in Tönisheide an der Nevigeser Straße 286.
Die Kneipe „Bistro Treffpunkt“ liegt in Tönisheide an der Nevigeser Straße 286. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In seinem „Treff Bistro“ sollen sich „Leute in meinem Alter wohlfühlen“, sagt der 54-Jährige. Auch Jüngere seien natürlich gern gesehen, wie der Name schon sagt, ein netter Treffpunkt zum gemütlichen Klönen bei einem Drink, am Wochenende bis 1 Uhr nachts. „Die Musik läuft eher dezent im Hintergrund, aber klar, wenn zu späterer Stunde Schlager gewünscht sind, drehe ich auch ein wenig auf.“ Fünf Tische, eine gemütliche Theke, an der Wand hängen die Fächer des Sparclubs, die gleiche Runde trifft sich auch zum Knobeln. Eine richtig schöne, urige Kneipe, in der es für den kleinen Hunger bald auch Frikadellen, kalte Schnitzel, vielleicht auch belegte Brötchen gibt. „Alles vom Metzger Zwickel, die Qualität ist einfach super“, schwärmt der Wirt und fügt hinzu. „Ich kann ja alles anbieten, wozu man keine Abzugshaube braucht, also auch mal eine Bockwurst oder Leberkäse warm machen“.

Beliebt ist der italienische Aperol Spritz

Bilder an den Wänden, unter der Decke hängt eine Gitarre: Die Ausstattung hat Nermin Esser komplett übernommen.
Bilder an den Wänden, unter der Decke hängt eine Gitarre: Die Ausstattung hat Nermin Esser komplett übernommen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nur eben nicht braten und aufwändig kochen, denn für sein „Bistro Treffpunkt“ liege eben „nur“ eine Schankerlaubnis vor. Was es hier alles gibt: Vier Sorten Bier, dazu Wein „von einem qualifizierten Winzer“, Schnäpse, Longdrinks und Cocktails wie „Aperol Spritz“, gern genommen auch in der „italienischen Variante“, die so aussieht: „50 Milliliter Aperol, 80 Milliliter Prosecco, zwei kleine Orangenstücke, Eis, bisschen Minze und Mineralwasser, auf Wunsch auch Sprite.“

Mehr aus Neviges und Tönisheide

Was Nermin Esser besonders freut: „Ich habe die Erlaubnis von der Stadt, den Hof hinter dem Haus neun Mal im Jahr für Veranstaltungen zu nutzen, also für Themen-Partys, oder wenn jemand bei mir Hochzeit oder Geburtstag feiern möchte.“ Das Bistro könne man natürlich jederzeit für eine geschlossene Veranstaltung mieten, „Getränke und Catering läuft dann über mich“. Nur nicht am 31. Oktober, denn dann steigt im „Bistro Treffpunkt“ die erste Party: „Halloween, man darf sehr gerne auch verkleidet kommen.“ Keine Frage, hier hat jemand richtig Lust, Leben nach Tönisheide zu bringen.