Velbert/Langenberg. Die Hoevelers haben ihre Aufführungen in Langenberg abgesagt: Zu wenig Ticketverkäufe. Weshalb sich immer weniger fürs Theater interessieren.
Thomas Hoeveler streicht sich nachdenklich eine graue Strähne aus dem Gesicht. „Es ist nicht das erste Mal“, sagt er. Seine Ehefrau und Theaterpartnerin Martina Hoeveler sitzt neben ihm, ihre Hand auf seinem Arm. Die für den 1. September geplante Aufführung des Brüder Grimm Klassikers „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ im Alldiekunsthaus wurde abgesagt.
Die Hoevelers sind seit 1997 ein eingespieltes Team in Langenberg: Als das „kleinewelttheater“ treten sie regelmäßig bundesweit auf, um ihre Theaterstücke Familien und Kindern zu präsentieren. Doch bereits im Mai musste eine Aufführung in Remscheid aufgrund mangelnder Ticketverkäufe abgesagt werden. Für die beiden, wie für viele andere unabhängige Künstler, werde es immer schwieriger, sich in der aktuellen Post-Corona-Welt über Wasser zu halten. Sie erzählen, wie stark kleine Künstler unter den Veränderungen der letzten Jahre leiden.
Warum das „kleinewelttheater“ seine Aufführungen in Langenberg absagen musste
„Was, ihr habt abgesagt? Ich wollte noch ein Ticket kaufen!“ Solche Reaktionen hören Thomas und Martina Hoeveler häufig, seit die Nachricht von der abgesagten Aufführung bekannt wurde. Für die geplante Vorstellung im Alldiekunsthaus seien gerade einmal neun Tickets verkauft worden. „Damit lässt sich keine Kostendeckung erreichen – weder für uns als Künstler noch für den Veranstalter“, erklärt Martina Hoeveler.
Aufführungen bei Alldie-Kunst abgesagt
Die beiden Kinderaufführungen des Kleinen Welttheaters, „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ am 1. September und „Ox und Esel“ am 15. Dezember 2024 im Alldiekunsthaus, wurden abgesagt. Bereits gekaufte Eintrittskarten können an den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.
Normalerweise treten die Hoevelers beispielsweise in Stadthallen, Schulen oder Jugendzentren auf. Dort werden sie gebucht, vereinbaren eine Gage und damit gebe es auch weniger Risiken. „Jetzt wollten wir aber unser Kultstück, den ‚Teufel‘, weil viele danach fragten, nochmal vorführen“, erzählt Martina. Die Enttäuschung über den schlechten Ticketverkauf sei daher umso größer. Thomas Hoeveler erklärt: „Wenn wir bei der Akquise mit vielen Veranstaltern sprechen, stellen wir fest, dass viele Städte ihre Budgets kürzen. Wenn gespart wird, trifft es oft das Theater.“ Zudem werden, laut ihnen, die Zuschauerzahlen immer geringer. Seit der Pandemie habe sich das Publikum stark verändert. „Früher waren die Leute neugieriger und bereit, sich auch auf neue oder kleinere Produktionen einzulassen.“
Das Künstlerleben in Langenberg: „Erfolg hat, wer berühmt ist – oder es ist Weihnachten“
Doch wie profitabel ist die Selbstständigkeit als Gastspieltheater? „Früher lief es besser. Jetzt müssen wir sehen, wie sich die Lage weiterentwickelt“, sagt die Schauspielerin. „Wir sind stark auf Unterstützung und Förderung angewiesen. Mit reinen Gastspielen oder Auftritten allein können wir uns nicht über Wasser halten.“ Ein Großteil ihrer Arbeit liege in der Akquise. „Früher wollten wir das nicht machen, da waren wir noch Divas“, erzählt der Schauspieler lachend. Jetzt verbringen sie, neben dem Produktionsaufwand, mehrere Stunden täglich damit, potenzielle Geschäftspartner zu kontaktieren.
„Erfolg hat, wer berühmt ist – oder es ist Weihnachten“, erklärt Thomas Hoeveler. „Der Eindruck ist, dass Auftritte mit bekannten Fernsehkünstlern immer ausverkauft sind, selbst wenn die Ticketpreise dreistellig sind. Bei uns sieht das anders aus – uns kennt kaum jemand“, ergänzt Martina Hoeveler mit einem kurzen Lachen. „Zu Weihnachten haben wir dagegen weniger Probleme, da sind wir fast immer ausgelastet.“
Langenberger Künstlerpaar: Neue Marketingstrategie soll helfen
Das Künstlerpaar versuche nun, sich durch die schwierige Lage zu manövrieren. Sie arbeiten an einer neuen Marketingstrategie, die sie gemeinsam mit einem erfahrenen Werbefachmann entwickeln. Ziel sei es, die „neuen Medien“ wie kurze Videoclips auf Instagram (Reels) zu nutzen, um ihre Zielgruppe besser zu erreichen – darunter Veranstalter und Firmen. „Eigentlich möchten wir Menschen zusammenbringen“, erklärt die Künstlerin, schaut nachdenklich auf den Boden und dann wieder zu ihrem Mann. „Unser Theater soll mehr sein als nur ein Konsumprodukt. Es ist für uns auch eine Möglichkeit, in Kommunikation zu treten.“
„Unser Ziel ist es, dass jeder, der unsere Kunst erlebt, mit etwas nach Hause geht, das ihm lange Kraft gibt“, sagt Thomas Hoeveler.
Martina Hoeveler: „Seit 25 Jahren erleben wir immer dieselben Reaktionen“
„Die Reaktionen der Kinder auf unsere Stücke sind immer gleich“, sagt Martina Hoeveler, schaut auf das Glas vor ihr und schmunzelt leicht. „Egal ob im Norden oder Süden, im Westen oder Osten – seit 25 Jahren erleben wir immer dieselben Reaktionen.“ Große Augen, wenn der fliegende Tüll über die Bühne schwebt, herzhaftes Lachen an denselben Stellen und absolute Stille, sobald die Einstiegsmusik ertönt. Trotz der vielen Veränderungen durch Tablets, Streaming und TikTok bleiben die Kinder im Theater stets aufmerksam.