Velbert. Die Velberter Innenstadt ist leerer als sonst, die Einzelhändler berichten, dass Kunden bewusster einkaufen, sich aber durchaus etwas gönnen.

Die Energiekosten steigen und in den Geschäften werden viele Produkte gefühlt von Woche zu Woche teurer. Die Fragen „Was kann ich mir noch leisten?“ und „Was will ich mir noch leisten?“ stellen sich daher in diesen Tagen wohl immer mehr Menschen auch in Velbert. Spüren die durch die Corona-Zeit und den immer stärker werdenden Onlinehandel ohnehin gebeutelten Einzelhändlerinnen und Einzelhändler in der Fußgängerzone bereits, dass die Velberterinnen und Velberter sparen müssen?

„Ich merke schon, dass die Stadt immer leerer wird und weniger Menschen unterwegs sind“, sagt Barbara Bussemas, Inhaberin des Damenmodegeschäfts „Bussemas“. Auch wenn im Moment nicht mehr viele Leute einkaufen gehen würden, sei sie mit ihrem Geschäft „noch sehr zufrieden“. Die kalten Wohnzimmer hätten zur Folge, dass sich die Leute wärmere Sachen kaufen. Außerdem begann die Herbstmodesaison dieses Jahr sehr spät, weswegen die Modeberaterin noch keine großen Einbußen spürt. Dennoch müsse sie aber Anreize schaffen, damit ihre Kunden auch weiterhin kommen.

Velberter Einzelhändler setzen auf persönliche Beziehungen zu ihren Kunden

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Ähnlich sieht es im Fachgeschäft für Koffer und Taschen „Trip & Travel“ aus. Inhaberin Sabine Holten meint, dass die Kundinnen und Kunden überlegt einkaufen würden, sich aber gleichzeitig „in Zeiten wie diesen eine Freude machen wollen“ und sich so zum Beispiel für den nächsten Urlaub einen Koffer zulegen. Auch wenn es in den kommenden Wochen weniger werden sollte, sei das Wichtigste, die persönlichen Beziehungen zu halten und Kaufende wertzuschätzen – denn das sei schließlich das, was den örtlichen Einzelhandel vom Onlinehandel unterscheide. „Der Kunde ist Mensch“, so die Inhaberin.

Die Fußgängerzone Friedrichstraße in Velbert: Die Kundinnen und Kunden sind zurückhaltender beim Einkauf, berichten die örtlichen Einzelhändler.
Die Fußgängerzone Friedrichstraße in Velbert: Die Kundinnen und Kunden sind zurückhaltender beim Einkauf, berichten die örtlichen Einzelhändler. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Händler lernt „viele nette Leute“ beim verkaufsoffenen Sonntag kennen

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Ralf Klingenhagen, Inhaber vom Schuhgeschäft „Skyline“, sagt ebenfalls, dass die Kunden gezielt kämen und meist Bedarfskäufer seien. Bis jetzt habe er jedoch wenig negative Erfahrungen in Verbindung mit den hohen Preisen gemacht. „Wir haben Glück, dass wir neben der Kette Deichmann der einzige Schuhladen in der Fußgängerzone sind. Die Kunden mögen uns“, betont er. Besonders am vergangenen verkaufsoffenen Sonntag habe er „viele nette Leute“ kennengelernt.

Buchhandlung macht sich wenig Sorgen um ein Verkaufstief im Winter

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Die Buchhandlung „Thalia“ berichtet, dass zwar die Papierpreise sehr hoch seien und unter anderem Kalenderpreise etwas ansteigen würden, aber sie immer noch „konträr zur Krise“ stehen würden. Denn „Bücher kauft man einmal und hat lange etwas davon“, so Andrea Roza aus der Velberter Filiale. Lesen sei eines der günstigsten Freizeitvergnügen – und auch wenn Kundinnen und Kunden mal länger auf eine zweite Buchauflage warten müssten, würden Bücher immer noch genauso wie vorher gekauft.

Beim derzeitigen Herbstwetter sei es laut Roza außerdem nicht unüblich, „sich ein Buch zu gönnen und sich damit aufs Sofa zu setzten“. Das sei zumindest der Fall am vergangenen Sonntag gewesen, als besonders viele Menschen trotz oder gerade wegen des Regens in den Buchladen gekommen seien. Und da Thalia viel Werbung auf diversen Kanälen mache, würden sich die Verkäufer wenig Sorgen um ein mögliches Verkaufstief im anstehenden Winter machen.

>>>>Energiesparmaßnahmen im Einzelhandel

Seit dem 1. September ist auch der Einzelhandel verpflichtet, Energiesparmaßnahmen umzusetzen.

Der Energieverbrauch soll um 20 Prozent gesenkt werden. Konkret heißt das: Ladentüren dürfen nicht dauerhaft offenstehen, Leuchtreklamen müssen ab 22 Uhr abgeschaltet werden.

In öffentlichen Gebäuden darf die Temperatur nur noch maximal 19 Grad betragen, Flure bleiben kalt. Weitere Maßnahmen sollen ab Oktober in Kraft treten.