Neviges. Die „Kaffeestube Neviges“ am Brunnenplatz hatte nach der Eröffnung schnell viele Anhänger. Trotzdem gehen hier schon bald die Lichter aus.
Die Freude in Velbert-Neviges war groß, als das hübsche, gemütliche Café in der Altstadt nach mehr als einem Jahr Leerstand im Januar 2024 wieder eröffnete. Mit seinem Konzept, hier ein kleines Nostalgie-Café aufzumachen, dessen Stil gut zur denkmalgeschützten Fassade passte, schien Pächter Holm Jesert den Nerv getroffen zu haben. Schnell hatte seine „Kaffeestube Neviges“ eine Fangemeinde, was nicht nur an den Waffeln und Kuchen lag, auch die gemütliche Atmosphäre des kleinen Cafés kam gut an.
Doch schon nach gut einem halben Jahr gehen hier wieder die Lichter aus. Am Sonntag, 28. Juli, öffnet die „Kaffeestube Neviges“ nach WAZ-Information zum letzten Mal. Holm Jesert zieht sich zurück – „aus Altersgründen“, wie er sagt. So steht es auch im Internet auf dem Portal „Kleinanzeigen“: Hier sucht Vermieter Ralf Hüskes so schnell wie möglich einen Nachfolger für das Café im Herzen von Neviges.
„Ich bin nicht mehr der Jüngste“ so Holm Jesert, der sein Alter bei der Nachfrage mit „über 80“ angibt und die „Kaffeestube Neviges“ seit Januar mit Unterstützung seines Sohnes Lars führte. Vater und Sohn betrieben einst erst im „Bergischen Hof“ und dann im ehemaligen Café Paaß (jetzt „Restaurant Wohnzimmer“) ihr Nostalgie-Café. Dessen Charme war auch in der „Kaffeestube Neviges“ zu spüren: Kronleuchter an der Decke, Plüsch, an den Wänden alte Fotos. Und auch die ein oder andere Schaufensterpuppe stand neben den Tischchen. Denn es sollte, so die Pläne, mehr sein als nur ein gemütlicher Treffpunkt zum töttern und Torten schmausen.
Das Café in Velbert sollte Teil eines Konzeptes sein
Vielmehr sah Jesert die „Kaffeestube Neviges“ als einen Mosaikstein in seinem Gesamtkonzept: „Langenberg ist Bücherstadt, Neviges soll Schwerpunkt für Antikes sein“, so hatte es sich Holm Jesert ausgemalt und im Februar, einen Monat nach Eröffnung des Cafés, das ehemalige Reisebüro in der Straße Im Orth als „Antik-Laden“ für seine alten Schätzchen angemietet. Jener Laden bleibe auch bestehen, beteuerte Holm Jesert. Gleiches hatte er in dem früheren Reformhaus schräg gegenüber des Cafés geplant, dort vorübergehend auch schon liebenswerten Trödel ausgestellt. Doch daraus wurde nichts, das leere Ladenlokal wird gerade renoviert, hier gibt es in naher Zukunft einen Fußpflege-Salon.
Reger Pächter-Wechsel
Wie dem auch sei: Vermieter Ralf Hüskes hofft nun, einen Nachfolger für das kleine Café zu finden „der länger durchhält“, wie er seufzend sagt. Denn so hübsch die Immobilie ist, so flott gingen die Pächter hier in den letzten Jahren ein und aus: Im September 2019 schloss das damalige „Café Monsieur M.“, das Muttalip Avci immerhin sieben Jahre lang geführt hatte. Nachfolgerin Gökcen Malkoc eröffnete hier kurz darauf ihr „Brunnencafé“, das nach zwei Jahren wieder dicht war. Im Sommer 2021 machte Gastronom Abdu Afkir sein „Café de Paris“ auf, aber auch dieser Name brachte kein Glück. Ein Jahr lang stand das hübsche Café leer, bevor Holm Jesert schließlich im Januar 2024 die „Kaffeestube Neviges“ eröffnete. Auch dieser Name ist bald Geschichte.
Dem Vermieter liegt sein Café am Herzen
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Für Vermieter Ralf Hüskes ist sein Café nicht nur einfach eine Immobilie, es liegt ihm besonders am Herzen. Hatte er es doch einst vor 30 Jahren mit seiner Ehefrau aufgebaut und selbst betrieben. Es sei das erste richtige Straßencafé in Neviges gewesen, wie er sich in einem früheren Gespräch erinnerte: Tische und Stühle draußen, das sei erst nicht allen geheuer gewesen. Von Anfang an habe er Wert darauf gelegt, dass dieses Schmuckstück nicht durch modernen Umbau verschandelt werde – lange, bevor das Café zum denkmalgeschützten Bereich der Altstadt gehörte. „Wir haben damals viel machen lassen, die bleiverglasten Fenster kommen zum Beispiel aus England.“ Mittlerweile mag man sich Neviges ohne diesen gemütlichen Treffpunkt nicht mehr vorstellen. Und nicht nur Ralf Hüskes hofft, für das schöne Café bald einen Pächter mit längerem Atem zu finden.