Neviges. Die neue „Kaffeestube Neviges“ gefällt vor allem durch ihre Einrichtung. Bei Marilyn Monroe bekam eine Besucherin gar Schnappatmung.

Noch schnell die Mütze über die Ohren ziehen, das Portemonnaie gut wegpacken und los. „Wir müssen den Bus erreichen, sind spät dran“, sagt Grete Müller. Doch so viel Zeit muss sein: „Wunderschön ist es geworden, hier stimmt alles. Ware, Ausstattung, alles perfekt. Hat Perspektive.“ Die muntere Seniorin gehört mit ihrer Freundin zu den ersten Gästen der „Kaffeestube Neviges“ im Herzen von Neviges. Und ist genauso begeistert wie alle anderen, die an diesem Morgen das kleine, urige Café direkt am Brunnenplatz wiederentdecken, das ein Jahr lang geschlossen war.

In Silberkännchen wird der Kaffee hier nicht serviert. Das Service ist Deko und kann gekauft werden.
In Silberkännchen wird der Kaffee hier nicht serviert. Das Service ist Deko und kann gekauft werden. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Denn ein Café gibt es in einem der schönsten Häuser von Neviges an der Ecke Fußgängerzone/Im Orth seit den 70er Jahren, damals noch selbst betrieben vom Immobilien-Eigentümer Ralf Hüskes. Der freut sich und ist froh, dass „sein kleines Café“, das ihm einfach sehr am Herzen liegt, nach längerem Leerstand jetzt wieder in guten Händen ist. Pächter Holm Jesert, der früher das Nostalgie-Café im Bergischen Hof und später gegenüber des Klosters betrieb, bietet hier Kaffee, Kuchen, Waffeln, Bergischen Pillekuchen und kleine herzhafte Gerichte wie „Strammer Max“ an. Und hat mit der „Kaffeestube Neviges“ anscheinend ins Schwarze getroffen.

„Kaffeestube Neviges“ in Velbert ist urgemütlich

„Einfach nur schön, es ist sehr nett geworden. Hell, freundlich und urgemütlich. Und auch nicht ganz so viel Oma-Plüsch, gefällt mir“, meint Edeltraud Kleinsorge, lässt den Blick kurz über eine verschneite Alpenlandschaft in Öl schweifen, über das Sammelsurium an Kaffeekannen, den Käptn in schneeweißer Uniform neben der Eingangtür: Die Schaufensterpuppe ist eines der vielen Relikte aus dem Nostalgie-Café. „Nein, wirklich, richtig schön.“

Gastronom hat noch weitere Pläne

Das Café „Kaffeestube Neviges“ besticht durch seine typisch bergische Architektur.
Das Café „Kaffeestube Neviges“ besticht durch seine typisch bergische Architektur. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Findet auch Gabriele Schnabel, die nicht nur von der „sehr gemütlichen Einrichtung“ begeistert ist, die, wie sie meint, einfach gut zum Äußeren des schmucken Hauses passe. Ihr gefallen auch die weiteren Pläne des Gastronomen. „Das wird Neviges beleben, ich hoffe auch, Touristen anlocken. Auf jeden Fall ist das hier schon jetzt eine wesentliche Belebung der Innenstadt.“ Denn Holm Jesert möchte seine antiken Schätzchen nicht nur im Café anbieten – vieles aus der Einrichtung ist verkäuflich – sondern dafür noch weitere Läden anmieten.

Ein Anziehungspunkt für Antik-Fans

Im Gespräch sind das leerstehende frühere Reisebüro und das frühere Reformhaus, schräg gegenüber des Cafés. „Wir arbeiten an dem Konzept. Ich habe genug Sachen, die die Leute begucken können.“ Sein Ziel: Neviges soll ein Anziehungspunkt für Antik-Fans werden. „Aber dann muss auch die Stadt mitspielen“, so Jesert, der in Tönisheide weiterhin das „Café am Kirchplatz“ betreibt. „Früher hatten wir die Wallfahrt, da ist ja nicht mehr viel. Es muss was Neues kommen.“ Sein Konzept könne wieder Leute nach Neviges locken. Die Szene sei da, es gebe viele Interessenten für Sachen etwa aus den 50er und 60er Jahren. „Das muss sich nur herumsprechen, dann läuft das.“

Eine Dame war hier schon vor 50 Jahren

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Aber jetzt, am Eröffnungstag, sind erstmal alle hin und weg von seiner „Kaffeestube Neviges“. Bestellen einen Cappuccino, wärmen sich auf, einige kommen vom Wochenmarkt. Schauen in die Kuchen-Theke, was man beim nächsten Mal vielleicht bestellen könnte, für Käsesahne und andere Sünden ist es jetzt noch etwas früh. „Sehr gemütlich und anheimelnd, ich war noch nie hier. Wusste gar nicht, dass hier früher auch mal ein Café war“, meint eine 87-jährige Dame, die ihren Namen nicht so gern nennen möchte, ebenso wie ihre Freundin (84). Die allerdings kennt das Café seit mehr als 50 Jahren. „Der Herr Hüskes, der hatte das auch schön. Was dann kam, hat mir alles nicht so gefallen. Aber jetzt passt es wieder.“

Donnerstags gibt‘s den Uhrenservice

WAZ-Leserin Kerstin Fangmann hat ein Vorbericht unserer Zeitung neugierig gemacht, außerdem benötigt sie eine neue Schlaufe an der Armbanduhr. Denn jeden Donnerstag bietet Helmut Wulfhorst, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges (WGN) hier seinen „Uhrenservice“ an, wechselt Batterien, tauscht Bänder aus, verkauft obendrein Trödelscheine für die Trödelmeile am 1. Mai. An diesem Morgen hat er so viel zu tun, dass sein Kaffee glatt kalt wird. Und Kerstin Fangmann hat nicht nur eine neue Schlaufe für ihr Armband, sie ist auch völlig angefixt. Vom Café – „süß ist das geworden, so schön“ – und von Marilyn.

Völlig angefixt von Marilyn

„Ich bin ja totaler Marilyn-Monroe-Fan“, erzählt sie Holm Jesert begeistert mit Blick auf ein Kissen, bedruckt mit einem Foto der Hollywood-Legende. Jesert meint daraufhin: „Ich hab da noch so einen Paravent. Wollen Sie den mal sehen?“ Die beiden verschwinden ums Eck, Kerstin Fangmann bekommt kurz darauf Schnappatmung. „Mega! Das Ding ist toll. Aber wo stellt man das hin?“ Sie wolle jetzt erstmal auf den Wochenmarkt, „aber ich komm auf jeden Fall gleich wieder rein“. Der Paravent mit einem riesigen Monroe-Motiv hat gute Chancen, bald nicht mehr versteckt in der Ecke zu stehen.

Das Ambiente gefällt besser als im Nostalgie-Café

Das Ehepaar Konze macht mal eben Pause vom Wochenmarkt-Bummel, die Zwei kommen aus Langenberg. „Gefällt uns, das Ambiente passt gut hier in die Stadt“, meint Heinz Konze, und fügt lächelnd hinzu. „Hoffentlich spricht sich das nicht so schnell herum, dann wird das hier zu voll und man kommt nicht mehr rein, ist ja schön klein.“ Ehefrau Monika kannte auch das frühere Nostalgie-Café, ihr gefällt die „Kaffeestube“ jetzt weitaus besser. „Es ist gemütlich und man hat viel zu gucken, aber es ist nicht so überfrachtet. Im Nostalgie-Café war mir das einfach viel zu viel.“ Die Mischung macht es. Und die kommt an in der neuen „Kaffeestube Neviges“

Öffnungszeiten und mehr

„Kaffeestube Neviges“, Elberfelder Straße 29. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Montag ist Ruhetag. Frühstück gibt es bis 12 Uhr.

Gesucht wird noch Personal für den Service-Bereich. Bei Interesse einfach im Café vorbeischauen oder mailen: kaffeestube-neviges@gmx.de