Im Café „Monsieur M.“ lohnt sich ein Blick zur Decke: Hier hat Inhaber Muttalip Avci allerlei Lebensweisheiten auf Pappschildchen geschrieben. Er möchte seine Gäste damit zum Nachdenken inspirieren.
Eigentlich müsste Muttalip Avci, Inhaber des beliebten Café „Monsieur M.“ am Platz im Orth, jeden Abend wie ein Stein ins Bett fallen und schlafen wie ein Murmeltier. Ist doch selbst der einzige Ruhetag mit Einkauf und Geschäftsplanung ausgefüllt. Doch was tut der Gastronom aus Leidenschaft gern nachts um 1 Uhr? Er liest, denkt nach und schreibt auf, was ihm gerade durch den Kopf schießt. Das Ergebnis hängt in schlichten Pappkarten von der Decke: Zum Tee oder Kaffee gibt‘s für seine Gäste gratis ein bisschen Philosophie dazu.
„Der Mensch entwickelt sich durch Material, aber der Mensch hat immer den größten Wert. Das darf er nicht vergessen, das muss ihm bewusst sein“, sinniert der 48-Jährige, der das kleine Café seit 2012 zusammen mit seiner Ehefrau Ayse führt – und bei den Nevigesern höchst beliebt ist.
Monatelang waren bunte Kugeln die einzige Dekoration, davor hingen zwei Jahre lang die gleichen Sprüche am seidenen Faden. „Es musste mal wieder etwas neues herbei, das hatte sich abgenutzt“, meint „Monsieur M.“
Faltblätter mit den schönsten Wanderrouten
Das Café Monsieur M., Elberfelder Straße 29/Ecke Platz im Orth, hat täglich, auch Sonntags, von 9-20 Uhr geöffnet.
Der Ruhetag ist Freitag.
In dem Café befindet sich auch eine Außenstelle der Velbert Touristik. Hier liegen kostenfrei Faltblätter aus mit Wandertipps und vielem mehr.
Also stieg er kurz vor dem Jahreswechsel auf die Leiter: Neues Jahr, neue Denkanstöße. Während in der letzten Kollektion ausnahmslos Geistesblitze von Sokrates, Homer, Goethe und anderer Größen von der Decke baumelten, hat sich der Geschäftsinhaber dieses Mal auf einigen Karten selbst verewigt. Wichtig sind ihm Sätze wie „Ich bin weder Türke, noch Deutscher, sondern ein Bürger der Welt.“ Oder: „Wer respektiert, wird respektiert.“ Nach wie vor entspringen einige Sentenzen dem Geist großer Denker, doch wird die Quelle im Gegensatz zur früheren Sammlung nicht genannt.
Eine Inspiration für die Gäste
„Die Leute haben über den Autor gesprochen, darüber, was er noch alles geschrieben hat. Den Inhalt haben sie oft zur Seite geschoben“, sagt der Vater dreier Kinder, dem die besten Ideen nachts kommen: „Ich lese viel, denke darüber nach, füge eigenes hinzu, und dann springt mich auf einmal so ein Satz an .“ Manchmal dienen auch Beobachtungen in seinem Café als Quelle seiner Sprüche, die er als Inspiration für die Gäste versteht.
So sehr Muttalip Avci die Literatur liebt, so ist er auch ein Zahlenmensch. Als er 1988 nach Deutschland kam, hatte er bereits an der Universität Ankara Mathematik studiert, an der Uni Dortmund kamen dann vier Semester hinzu. Anschließend arbeitete er drei Jahre als Packer in Remscheid, eine für ihn persönlich wichtige Zeit: „Da habe ich viel gelesen, das Kapital von Marx, das alte und neue Testament, den Koran.“ Nachdem er in Moers ein Antipasti-Feinkostgeschäft betrieben hatte, führt der Familienvater seit vier Jahren mit viel Engagement das „Monsieur M.“ Für dumme Sprüche hat er übrigens gar nichts übrig, wie eines der Pappschilder zeigt: „Schnauze! Lass die Taten sprechen.“