Velbert. Velberter Gärtner: Trotz bewährter Abwehrmethoden sind Schnecken dieses Jahr nicht aufzuhalten. Was in Zeiten der Verzweiflung noch helfen kann.

„So etwas wie dieses Jahr habe ich in 25 Jahren im Beruf nicht gesehen“, berichtet ein Verkäufer für Pflanzenschutz von Schley’s Blumenparadies in Velbert. Gärtner und Fachleute sind sich einig: Dieses Jahr ist das Schneckenproblem so extrem, dass es fast unmöglich ist, Gemüse und andere Pflanzen zu schützen. „Diese Tiere scheinen sich anzupassen. Selbst Methoden, die früher vielleicht funktioniert haben, bringen nichts mehr“, erzählt die Vorsitzende des Kleingartenvereins Neviges, Gabriela Zombrowski.

Warme Winter, Schafskälte im Juni und ständige Feuchtigkeit sind neue Herausforderungen für Gärtner im Kampf gegen den Schneckenbefall. Velberts Garten-Experten erklären, wie man vielleicht doch seinen Salat retten kann.

Tipps vom Velberter Pflanzenschutz-Experten

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„Es kommt natürlich darauf an, womit man es zu tun hat – sind die Schnecken direkt im Beet, im Topf oder im Hochbeet?“, erklärt der Pflanzenschutz-Verkäufer. „Für Pflanzengefäße mit glatter Oberfläche lohnt sich zum Beispiel ein Kupferband, während es für Beete mit jungen Pflanzen sogenannte Schneckenschutzringe gibt.“ Das Kupferband wird um das Pflanzengefäß herumgelegt. Da Schneckenschleim leicht sauer sei, komme es beim Darüberkriechen zu einer chemischen Reaktion zwischen Sohle und Kupfer – ein sehr unangenehmes Gefühl für die Schnecke, die daraufhin umdreht und sich einen anderen Weg suche.

Der Schneckenschutzring hat einen nach außen abgeknickten Rand, der es der Schnecke erschwert, zur Pflanze zu gelangen. „Es kommt auch immer auf die Größe des Beets und die Anzahl der Schnecken an. Wenn physische Barrieren nicht helfen, muss man vielleicht zu Schneckenkorn greifen“, so der Verkäufer. Wichtig sei, das Schneckenkorn nicht in Häufchen, sondern gleichmäßig zu verteilen. Außerdem müsse man entscheiden, welches Schneckenkorn man verwendet: „Es gibt Schneckenkorn aus Eisen-III-Phosphat oder Metaldehyd. Umweltfreundlicher und tierfreundlicher ist definitiv ersteres.“

Schneckenbekämpfung ohne Chemie: Expertenmeinungen aus Velbert

Der Verkäufer empfiehlt Schneckenkorn aus Eisen-III-Phosphat – vor allem für Menschen mit Haustieren. Haustiere und Gartentiere seien besonders gefährdet bei Schneckenkorn mit Metaldehyd. Die Schnecken schleimen bei Metalhyd aus und sterben dort, wo sie sich gerade aufhalten. Nach der Aufnahme von Schneckenkorn mit Eisen-III-Phosphat stellen die Schnecken ihren Fraß ein, ziehen sich ohne Schleimbildung in ihre Verstecke zurück und sterben dort. Dann gehe es nur noch um die Entsorgung.

Nachrichten aus Velbert

Von Bierfallen rät er ab: „Die Gefahr besteht, dass man so auch andere Schnecken aus der Umgebung anzieht, die dann alle im Garten sind. Wenn man eine aufstellt, dann nur, wenn nichts anderes mehr hilft und auch nur punktuell.“ Der Stadtverband der Kleingärtner berichtet, dass die meisten Kleingärtner in Velbert massiv von Schnecken betroffen seien, schlimmer als in den Jahren zuvor. Ein Mitglied betont, dass er aber nur rein ökologische Methoden zur Schneckenbekämpfung bevorzuge. Früher habe er Tagetes-Pflanzen, auch bekannt als Studentenblumen, bei Schneckenbefall gepflanzt: „Da haben die Schnecken früher einen großen Bogen drum gemacht, jetzt werden sie komplett mitgefressen. Wer etwas tun und keine Chemie will, sammelt die Schnecken am besten ein.“

Velberter Experten: So sammelt man Schnecken richtig ein

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Zum Einsammeln von Schnecken gibt es verschiedene Techniken, erklärt der Kleingärtner. „Entweder man legt ein Holzbrett in den Garten oder stellt Töpfe mit Luftlöchern übereinander. Wenn es dann feucht wird, verkriechen sich die Schnecken dort.“ Am besten sollte man die Schnecken in einem Waldstück entsorgen, so der Experte. „Es gibt natürlich noch andere Methoden, aber da kriege ich Gänsehaut.“

Dennoch bleiben Garten-Experten trotz der verschiedenen Tricks ratlos. Dieses Jahr scheint gar nichts zu funktionieren. „Was mich überrascht hat, ist, dass die Schnecken sich sofort in die Erde verkriechen, sobald ich mit der Schaufel komme“, sagt der Garten-Experte. Kleingärtnerin Zombrowski muss nur lachen, wenn man sie fragt, was sie gegen die Schnecken unternimmt. „Die sind einfach da. Ich verstehe den Frust, aber es hilft nichts, das muss man aushalten. Alle unsere Anlagen sind betroffen.“

So wichtig ist die Schnecke für das Ökosystem

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Dennoch betont der Verkäufer von Schley‘s: „Jeder Schädling ist auch ein Nützling.“ Zum Beispiel seien Schnecken elementar für das Ökosystem. Laut dem Naturschutzbund (Nabu) tragen Schnecken maßgeblich zur Bestäubung und Samenverbreitung von Pflanzen bei und helfen dabei, organische Materialien wieder zu Erde werden zu lassen. Darüber hinaus seien Schnecken ein wichtiges Nahrungsmittel für andere Tiere wie Singvögel, um genug Kalk zu erhalten, der für die Produktion von Eierschalen benötigt wird.