Neviges. Bauarbeiten für den „Grünen Pfad“ in Neviges laufen auf Hochtouren. An 22 Stationen gibt es viel zu entdecken. Wann die Attraktion fertig wird.

Herrlich still ist es hier oben im Wald oberhalb von Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges, nur der Karrenbach plätschert und murmelt leise vor sich hin. Na ja, leise? Wie viele verschiedene Stimmen doch so ein Wasserlauf hat, erfährt, wer sein Ohr an den großen Hörtrichter hält. Minutenlang einfach nur zuzuhören, das ist gar nicht langweilig, sondern schön entspannend. Genug vom Plätschern? Dann einfach gegenüber auf die große Bank setzen, in den Himmel schauen, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles möglich an Station vier des „Grünen Pfades“, den das Landschaftsarchitekten-Büro BSS in Neviges im Auftrag der Technischen Betriebe Velbert (TBV) plant. Auf 3,5 Kilometern hat Landschaftsarchitektin Astrid Born-Straßen, die das bundesweit tätige Büro gemeinsam mit Ehemann Martin betreibt, insgesamt 22 Stationen konzipiert.

Was ihr wichtig ist: „Das ist kein Lehrpfad mit vielen Informationen. Vielmehr soll er Impulse geben, die Natur mit allen Sinnen zu entdecken.“ Gedacht für Kinder und Erwachsene. Die Bauarbeiten für den „Grünen Pfad“ erstrecken sich sowohl durch den Wald oberhalb des Schlosses als auch durch den Stadtkern: So wird es im Stadtgarten einen „Schnuppergarten und Wiesenlabyrinth“ geben (Station 19), auf dem Gelände der evangelischen Grundschule wurden Beerensträucher und Obstbäume gepflanzt, hier kann man bald riechen, schmecken, naschen.

Auf den Spuren der Wildschweine in Velbert

Aktuelle Projekte des Büros BSS

Das Logo für den „Grünen Pfad“ hat der Nevigeser Reiner De Bruyckere entworfen.

Das Landschaftsplaner-Büro BSS, Tönisheider Straße 2 in Neviges, errichtet und modernisiert unter anderem in Hattingen fünf Stadtplätze, darunter den Rathausplatz. Im Wohnungsbau betreut BSS aktuell Projekte in Köln, Frankfurt, Essen und Offenbach. In Köln gab es für die „Schwammstadt“ einen Preis für nachhaltiges Bauen.

Im Bereich Verwaltungsgebäude wird in Köln das Landesministerium neu errichtet und die DFB-Sportschule Wedau in Duisburg. In Düsseldorf saniert BSS eine ZDF-Verwaltung. Dazu kommen Modernisierungen und Neubauten von Kitas und Schulen unter anderem in Köln, Neviges und Herne.

Privatgärten betreut BSS zurzeit in Langenberg, Hattingen, Wuppertal und Hamburg. Mehr auf www.bss-la.de.

Die Bauarbeiten sind im vollen Gange, voraussichtlich Ende April soll alles fertig sein. „Genau kann man das nicht sagen, die Arbeiten sind extrem wetterabhängig“, erläutert Martin Straßen. „Wenn es tagelang geregnet hat, sind die Wege zu glitschig. Unmöglich, dann in den Wald zu fahren.“ Das Auftragsvolumen beziffert Straßen mit 250.000 Euro, ausführende Firma ist das Wuppertaler Unternehmen Caspers. Die Velberter Stahlfirma Schütz hat die verschiedenen Edelstahl-Tiere geschaffen, die es im Wald zu entdecken gibt, wenn man ihren Spuren folgt: So finden sich zum Beispiel auf Holzpalisaden Abdrücke von Wildschwein-Pfoten. Und an der Station „Hör mal, wer da hämmert“ wird ein Specht aufgehängt.

Nichts für Leute mit Spinnen-Phobie ist dieser Teil des Grünen Pfades, unweit entfernt von der alten Burg.
Nichts für Leute mit Spinnen-Phobie ist dieser Teil des Grünen Pfades, unweit entfernt von der alten Burg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Idee mit den Tieren kam Landschaftsplanerin Astrid Born-Straßen bei einem Spaziergang durch den Wald, als sie zufällig eine kleine Holzschnecke entdeckte. Liebevoll geschnitzt und gestaltet von einem Bastler in der Zeit des Corona-Lockdowns. Tiere spielen auch an der Station „Spuren im Sand“ die Hauptrolle, hier kann man selbst Tierspuren machen, vor allem Kinder werden daran ihren Spaß haben.

Auch durch den Stadtgarten verläuft der „Grüne Pfad“, hier gibt es bald einen Schnuppergarten.
Auch durch den Stadtgarten verläuft der „Grüne Pfad“, hier gibt es bald einen Schnuppergarten. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

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Apropos Kinder: Die Straßens hätten gern an bestimmten Stationen mit Schildern zum Spielen animiert, doch das sei rechtlich einfach zu gefährlich, erzählen sie. So sei zum Beispiel der Kannebach an der anfangs beschriebenen Station vier mit seinen dicken Steinen im Bach toll zum Planschen und Spielen. Doch wenn etwas passiere, werde man zur Verantwortung gezogen. „Das ist alles heikel. Wenn sich jemand den Fuß verknackst, gibt‘s gleich eine Klageflut“, so Martin Straßen. Er betont: „Der Wald hat nun mal natürliche Gefahren. Man kann hier keine Verkehrssicherungspflicht einführen.“ Gleichwohl, so wirft Ehefrau Astrid ein, müsse etwa darauf geachtet werden, sämtliches Totholz aus den Bäumen zu entfernen, die nahe der großen Holzbank stehen. Alles aufwändiger, als es auf den ersten Blick erscheint.

Auf der Waldliege Insekten oder den Himmel beobachten

Mit Bedacht ist daher die Station „Himmel und Erde“ gewählt: Auf den breiten Waldliegen aus Holz kann man einerseits auf dem Rücken liegend bequem nach oben schauen. Oder in Bauchlage durch ein großes Loch in der Liege beobachten, was alles so am Waldboden kreucht und fleucht. Offizieller Beginn des „Grünen Pfades“ ist nahe der Eisenbahnbrücke oberhalb des Schlosses, hier laden Baumstämme zum Balancieren ein. Doch man könne natürlich an jeder beliebigen Station einsteigen, so Astrid Born-Straßen, der Natur-Erlebnispfad sei ja keine vorgegebene Rundtour. Der Landschaftsarchitektin macht der „Grüne Pfad“ – sie hat auch die liebevollen Texte an den einzelnen Stationen entworfen – große Freude. Nicht nur, weil es ein „spannendes Projekt“ sei. „In meiner Diplom-Arbeit vor mehr als 30 Jahren ging es auch um Stadt-Ökologie. Aber damals war das ganz neu und ziemlich unbekannt.“